DGU stellt bei Kongress neuartiges Weiterbildungs-Curriculum vor

Maurice Stephan Michel, Generalsekretär und Vorstandssprecher der DGU, hat das neue Weiterbildungs-Curriculum initiiert. Foto: Bertram Solcher / DGU

Um die Weiterbildung zum Facharzt für Urologie in Deutschland im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten homogener, transparenter und strukturierter zu gestalten, hat die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) ein neuartiges zertifiziertes Weiterbildungs-Curriculum erarbeitet. Auf ihrem 72. Jahreskongress hat sie es vorgestellt.

Die Hoheit über die fachärztliche Weiterbildung obliegt in Deutschland den Landesärztekammern. Gewisse Unterschiede in Bezug auf Weiterbildungsinhalte und -strukturen sind folglich systemimmanent. „Diese Heterogenität möchten wir mit dem neuen DGU-zertifizierten Weiterbildungs-Curriculum überwinden. Es soll als Leitfaden für Weiterbildungsstätten und Weiterbildungsassistenten sowie als überregionale Empfehlung für die Landesärztekammern dienen und länderübergreifend eine homogene und flächendeckend verbesserte Ausbildung der Assistenzärztinnen und -ärzte auf ihrem Weg zur Fachärztin beziehungsweise zum Facharzt für Urologie ermöglichen“, erklärte der Generalsekretär und Sprecher des DGU-Vorstands, Prof. Maurice Stephan Michel, beim online live übertragenen DGU-Kongress am 24.09.2020 in Leipzig.

Ausgangspunkt des Projekts war die Novellierung der Musterweiterbildungsordnung (MWBO) im Jahr 2018, in dessen Rahmen die DGU mit der Entwicklung des fachlich empfohlenen Weiterbildungsplans und den konkreten Weiterbildungsinhalten beauftragt wurde und schließlich in der eigens gegründeten DGU-Weiterbildungskonferenz ihr zertifiziertes Weiterbildungscurriculum gemäß der neuen MWBO 2018 entwickelte. „Im Juli dieses Jahres haben wir das von der DGU erarbeitete Curriculum mit dem Berufsverband der Deutschen Urologen (BvDU) sowie der German Society of Residents in Urology (GeSRU) konzertiert. Beide Institutionen sind seitdem Projekt-Kooperationspartner und unterstützen die Umsetzung“, berichtet Michel als Initiator des DGU-Weiterbildungs-Curriculums.

Das Curriculum geht 2021 an den Start und empfiehlt die Unterteilung der Weiterbildungszeit von 60 Monaten in zehn Semester und 5 Module. Die erworbenen Kompetenzen werden objektiv, standardisiert und für jeden transparent überprüft. Durch eine klare Verlagerung einiger Weiterbildungsinhalte in den ambulanten Bereich werden Kooperationen zwischen Kliniken und Praxen integraler Bestandteil der Weiterbildung werden. Aber auch Rotationen zwischen verschiedenen Kliniken sind als Möglichkeit vorgesehen, um Spezialgebiete wie beispielsweise die Kinderurologie besser abdecken zu können.

Michel fordert flächendeckende Finanzierung der Weiterbildung

Gesundheitspolitischen Handlungsbedarf sieht die DGU bei der finanziellen Förderung für Weiterbildungsassistenten im ambulanten Bereich der Urologie. „Bestehende Fördermöglichkeiten in einigen Bundesländern, teils durch die regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen, teils durch Fördergelder nach § 75a SGB V, reichen nicht aus, um eine der wichtigsten Veränderungen in der MWBO umzusetzen – und das ist die Verlagerung der geforderten Kompetenzen in den ambulanten Bereich der Urologie. Damit ambulante Abschnitte zum Regelfall der Weiterbildung werden, brauchen wir eine flächendeckende Finanzierung der Weiterbildung in urologischen Praxen“, appelliert Michel. Dafür plädiert auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen. Er sprach sich bereits im Dezember 2019 gegenüber der DGU dafür aus, Leistungen der Weiterbildungsassistenten extrabudgetär durch die Krankenkassen zu finanzieren.

Für die erfolgreiche Implementierung ihres neuen zertifizierten Weiterbildungs-Curriculums baut die DGU auf den gemeinsamen Willen und die Motivation aller Akteure in klinischen wie in ambulanten Weiterbildungsstätten, die Facharztweiterbildung für Urologie in Deutschland zu verbessern. Teilnehmenden Kliniken und Praxen wird für die Zertifizierung der Ausbildungsstätten der Weiterbildungsbeauftragte der DGU zur Seite stehen; um die Logistik zu erleichtern, wird die DGU ein neues Online-Portal unter anderem mit unterstützenden Informationsmaterialien und Musteranträgen installieren.

(DGU/ms)