Diabetes nach der Schwangerschaft: Einstündiger Test laut Studie aussagekräftiger

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Eine in der Fachzeitschrift „Diabetes Care“ veröffentlichte Studie zeigt, dass ein kürzerer, einstündiger Glukosetoleranztest das zukünftige Diabetesrisiko nach der Schwangerschaft besser vorhersagt als der standardmäßige zweistündige Test.

„Schwangerschaftsdiabetes bietet eine einzigartige Gelegenheit, ein sehr hohes Risiko einer schweren zukünftigen Erkrankung in jungem Alter zu erkennen“, erklärt Prof. Ravi Retnakaran von der University of Toronto, Kanada. „Aus diesem Grund wird Frauen, die an Schwangerschaftsdiabetes erkrankt sind, empfohlen, innerhalb von sechs Monaten nach der Entbindung einen oralen Glukosetoleranztest durchzuführen. Aber die Realität ist, dass viele Frauen diesen Test nicht mehr machen. Die ersten sechs Monate nach der Geburt sind hektisch und es ist schwierig, Zeit für einen zweistündigen Test zu finden“, fügt er hinzu.

Eine Schwangerschaft ist ein Stresstest, der die Veranlagung einer Frau zu Typ-2-Diabetes aufzeigen kann, da die erhöhten Anforderungen an den Körper zugrunde liegende Einschränkungen in seiner Fähigkeit aufdecken können, genügend Insulin zur Kontrolle des Blutzuckers zu produzieren. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes haben ein sieben- bis zehnmal höheres Risiko, später an Diabetes zu erkranken, weshalb Tests nach der Geburt unerlässlich sind, so die Autoren der Studie. Allerdings käme nur etwa die Hälfte dieser Frauen zu ihren Blutzuckertests. Der Goldstandard, der zweistündige orale Glukosetoleranztest (OGTT), erfordert, dass die Frauen über Nacht fasten und den Test am nächsten Morgen durchführen. Zu diesem Zeitpunkt wird Blut zur Messung ihres Blutzuckers abgenommen, anschließend wird ein zuckerhaltiges Getränk zu sich genommen und dann warten zwei Stunden auf die nächste Blutzuckermessung, heißt es weiter.

Zeitbeschränkungen sind nicht das einzige Problem. Es herrscht auch oft Verwirrung darüber, welcher Gesundheitsdienstleister den Test anordnen sollte, sei es ein Endokrinologe, ein Geburtshelfer oder ein Allgemeinmediziner, berichtet Retnakaran. Und das Problem bestehe nicht nur in Kanada, sondern auch weltweit.

Einstündige Testdauer aussagekräftiger

Die Internationale Diabetes-Föderation hat das Problem erkannt und im vergangenen Jahr empfohlen, die Testdauer auf eine Stunde zu verkürzen. Sie verwies darauf, dass dieser Zeitrahmen nicht nur praktischer, sondern auch aussagekräftiger sei. Untersuchungen haben gezeigt, dass der einstündige Test die höchsten Blutzuckerwerte erfasst. Ist der Blutzuckerspiegel zu diesem Zeitpunkt hoch, deutet dies darauf hin, dass der Körper Glukose nicht effizient verarbeitet, was ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Diabetes bedeutet.

Retnakaran und sein Team hat eine große Kohorte von Frauen, bei denen Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert wurde, mehrere Jahre nach der Schwangerschaft begleitet. Ihre neueste Studie verglich die Vorhersagefähigkeit der einstündigen und zweistündigen Tests drei Monate nach der Geburt hinsichtlich des Prädiabetes-Status fünf Jahre nach der Geburt bei 369 Frauen.

Das Ergebnis: Der einstündige Test war nicht nur dem zweistündigen Test ebenbürtig, sondern war sogar ein besserer Prädiktor des Prädiabetes-Status fünf Jahre später. Dies deutet laut den Wissenschaftlern darauf hin, dass der einstündige OGTT die Durchführungsrate von Tests nach der Schwangerschaft verbessern und ein frühes Eingreifen ermöglichen könnte, was möglicherweise die Diabetesprävention für Frauen nach der Entbindung revolutionieren könnte.