Diabetes: Risiko für Hörverlust nicht zu unterschätzen

Menschen mit Diabetes haben ein deutlich höheres Risiko einen Hörverlust zu erleiden als Menschen ohne Diabetes. Symbolbild: Creative Cat Studio/stock.adobe.com

Menschen mit Typ-2-Diabetes haben ein deutlich höheres Risiko für einen Hörverlust – eine Komplikation, die oft unerkannt und ungetestet bleibt. Die Autoren einer Metaanalyse plädieren daher für eine bessere Vorsorge.

Die Ergebnisse einer systematischen Review und Metaanalyse wurden in der Novemberausgabe der Fachzeitschrift „Otolaryngology–Head and Neck Surgery“ veröffentlicht. Die Autoren Dr. Miguel Caballero-Borrego und Dr. Ivan Andujar-Lara vom Hospital Clínic und der Universitat de Barcelona (Spanien) analysierten die Daten aus 17 Studien mit 3.910 Personen mit Diabetes und 4.084 Kontrollpersonen.

Risiko für Hörverlust mehr als 4-mal so hoch

Die Ergebnisse zeichnen ein besorgniserregendes Bild: Die Prävalenz eines Hörverlustes bei Patienten mit Typ-2-Diabetes liegt zwischen 40,6 und 71,9 Prozent. Im Vergleich zur Kontrollgruppe ist das Risiko eines Hörverlustes bei Menschen mit Diabetes damit 4,19-mal höher. Die Autoren stellten zudem fest, dass der Hörverlust vorwiegend bei höheren Frequenzen beobachtet wird. Die mittleren Schwellenwerte der Reintonaudiometrie lagen dabei in der Diabetikergruppe um 3,19 dB höher als in der Kontrollgruppe.

Einfluss von Krankheitsdauer und Blutzuckerkontrolle

Darüber hinaus untersuchten die Forschenden den Einfluss der Krankheitsdauer und -kontrolle. Patienten, bei denen die Diabetesdiagnose seit mehr als 10 Jahren vorlag, zeigten eine signifikant höhere Prävalenz für einen Hörverlust. Das entspricht einem 2,07-mal höheren Risiko als Patienten mit einer kürzeren Krankheitsdauer.

Außerdem wiesen Patienten mit mittelschwerem und schwerem bis hochgradigem Hörverlust höhere durchschnittliche HbA1c-Werte auf als die Kontrollgruppe. Das deutet darauf hin, dass eine schlechtere Blutzuckerkontrolle mit einer schwereren Hörbeeinträchtigung korreliert. Das Geschlecht der Diabetespatienten hatte laut Studienergebnissen hingegen keinen Einfluss auf die Prävalenzen.

Empfehlung für regelmäßige Vorsorge

Die Autoren der Studie vermuten, dass ein Hörverlust bei Typ-2-Diabetes auf mikrozirkulatorische Veränderungen zurückzuführen ist. Diese beeinträchtigen die Cochlea und führen zu Veränderungen in der Ultrastruktur der Kapillaren des Innenohrs, zum Beispiel einer Verdickung der Basilarmembran und einer Atrophie der Stria vascularis. Möglicherweise könnte ein Hörverlust demnach als Frühindikator für mikrovaskuläre Erkrankungen dienen und zu einer früheren Intervention führen. Andersherum sollten die Studienergebnisse Anlass geben, das Hörvermögen bei Diabetespatienten in regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen mit einzubeziehen.

Digitaler Diabetes-Risiko-Test

Eine Voraussetzung dafür ist, dass Menschen sich ihrer Erkrankung bewusst sind. Anlässlich des Weltdiabetestages am 14. November startet das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) deshalb eine bundesweite Aufklärungskampagne und stellt einen kostenlosen digitalen Diabetes-Risiko-Test zur Verfügung. Auf Basis weniger Fragen zum Lebensstil und zu familiären Risikofaktoren ermittelt der Test das persönliche Risiko in Prozent und gibt praktische Tipps, wie sich das Risiko verringern lässt.

(mkl/BIERMANN)