Versorgungsstudie: DDG-Zertifikate sichern Behandlungserfolg von Menschen mit Diabetes

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Auf der Pressekonferenz zum Diabetes Kongresses 2025 stellte Prof. Andreas Fritsche die Ergebnisse einer Versorgungsstudie vor und erläuterte, warum die besondere Expertise diabetologischer Fachabteilungen dringend gesetzlich abgesichert werden muss.

Menschen mit Diabetes mellitus, die in einem Krankenhaus mit Zertifizierung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) behandelt werden, haben ein geringeres Risiko, im Krankenhaus zu versterben. Das ergab eine aktuelle Auswertung von über 8 Millionen Krankenhausaufenthalten aus den Jahren 2021 bis 2023.

Im Rahmen der Analyse, die als Pre-Print-Veröffentlichung vorliegt, wurden insgesamt 300 Krankenhäuser mit DDG Zertifizierung mit 1.103 nicht zertifizierten Einrichtungen verglichen: Trotz höherer Krankheitslast bei den an Diabetes erkrankten Menschen zeigten die zertifizierten Abteilungen eine niedrigere Krankenhaussterblichkeit bei Patientinnen und Patienten mit der Hauptdiagnose Diabetes mellitus. „Die Ergebnisse der Untersuchung unterstreichen den Versorgungswert spezialisierter Strukturen in der stationären Diabetologie“, sagte Fritsche, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

Hohe Prävalenz, komplexe Versorgung

Mindestens jeder 5. Patient, der stationär im Krankenhaus behandelt wird, ist an einem Diabetes mellitus erkrankt. „Oft erfordert die chronische Erkrankung daran angepasste Behandlungsabläufe und Therapieumstellungen, die häufig mehr Patientenmonitoring notwendig machen. Ebenso sind mit Diabetes nicht selten Komplikationen verbunden, die den Krankenhausaufenthalt verlängern können“, erklärte der Diabetologe vom Universitätsklinikum Tübingen. Darüber hinaus haben Menschen mit Diabetes ein um das 2,6-fache erhöhtes Risiko für einen frühzeitigen Tod, ihre Lebenserwartung ist im Mittel 5 bis 6 Jahre kürzer als die gleichaltriger Menschen ohne Diabetes. Etwa jeder 5. Todesfall in Deutschland ist mit einem Typ-2-Diabetes assoziiert.

Mit Blick auf die derzeit laufende Krankenhausreform und die Einführung sogenannter Leistungsgruppen warnt die DDG vor einer Schwächung diabetologischer Fachabteilungen. Die geplante Integration in allgemeine Leistungsgruppen der inneren Medizin könne zu einem Verlust etablierter Expertise führen. „Für eine qualitätsgesicherte Versorgung von Menschen mit Diabetes ist es erforderlich, diabetologische Fachabteilungen strukturell zu verankern“, erklärte Fritsche. „Dazu gehört, dass entsprechende Abteilungen in die Leistungsgruppe ‚Komplexe Diabetologie/Endokrinologie‘ überführt werden. Auch Internisten mit der Zusatzweiterbildung Diabetologie müssen für diese Leistungsgruppe zugelassen sein, um Versorgungssicherheit und Weiterbildung zu gewährleisten.“

Flächendeckende Versorgung sichern

Besonders in ländlichen und strukturschwachen Regionen ist der Erhalt spezialisierter Abteilungen gefährdet. Die DDG sieht in den Ergebnissen der Studie eine klare Evidenzgrundlage, um die Etablierung und den Erhalt zertifizierter Strukturen – einschließlich Konsiliardiensten („Diabetes Units“) – flächendeckend zu fördern. „Der strukturierte Ausbau zertifizierter Fachabteilungen trägt nachweislich zur Senkung der Krankenhaussterblichkeit bei Menschen mit Diabetes bei“, so Fritsche. „Dies sollte bei der Umsetzung der Krankenhausreform gesundheitspolitisch berücksichtigt werden.“

Die DDG vergibt Zertifikate an Krankenhausabteilungen, die eine strukturierte und spezialisierte Diabetesversorgung sicherstellen. Je nach Größe, Patientenspektrum und Schwerpunktsetzung werden folgende Zertifizierungen vergeben: Diabetes Exzellenzzentrum DDG, Diabeteszentrum DDG, Klinik mit Diabetes im Blick DDG. Zusätzliche Zertifikate decken besondere Kompetenzen in der Behandlung von Komorbiditäten oder vulnerablen Lebenssituationen ab, beispielsweise im Bereich Schwangerschaftsdiabetes, diabetischer Fuß (Fußbehandlungseinrichtungen der DDG) oder psychosoziale Betreuung.