Diabetesremission durch Veränderung des Lebensstils: Studie belegt großen Nutzen in Bezug auf Nieren- und kardiovaskuläre Erkrankungen

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Eine aktuelle Veröffentlichung zeigt, dass bei Patienten, die im Rahmen der Look-AHEAD-Studie an einer langfristigen intensiven Lebensstilintervention (ILI) teilnahmen, diejenigen mit Anzeichen einer Remission eine um 40 Prozent geringere Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) und eine um 33 Prozent geringere Rate an chronischen Nierenerkrankungen (CKD) aufwiesen.

Bei der Look AHEAD-Studie handelte es sich um eine multizentrische, randomisierte kontrollierte Studie, die die Wirkung einer ILI mit der von Diabetes-Unterstützung und Aufklärung (DSE) auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere langfristige Erkrankungen verglich. Für die zwischen 2001 und 2016 durchgeführte Studie wurden 5145 Erwachsene mit Übergewicht oder Adipositas und Typ-2-Diabetes (Body-Mass-Index [BMI] >25 kg/m2 für Nicht-Insulinnutzer oder BMI >27 kg/m2 für Insulinnutzer) im Alter von 45 bis 76 Jahren rekrutiert und randomisiert. Die Autoren führten eine beobachtende Post-hoc-Analyse der Teilnehmer beider Gruppen durch, klassifizierten sie nach dem Remissionsstatus und verglichen dann die Langzeitergebnisse auf der Grundlage einer etwaigen Remission und der Remissionsdauer über einen Zeitraum von zwölf Jahren. Sie verglichen die Inzidenz von CVD und CKD bei mehr als 4000 Teilnehmern, basierend auf dem Erfolg und der Dauer der Diabetesremission.

Bei 58 Prozent der Teilnehmenden handelte es sich um Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 59 Jahren. Die Patienten waren im Mittel seit sechs Jahren an Diabetes erkrankt und hatten einen durchschnittlichen BMI von 35,8 kg/m2. Die Autoren verwendeten eine epidemiologische Definition von Remission: kein Einsatz von Diabetesmedikamenten und ein einmalig ermittelter HbA1c-Wert von <48 mmol/mol (6,5%). Das Team definierte eine CKD mit hohem oder sehr hohem Risiko auf der Grundlage der KDIGO-Kriterien (Kidney Disease Improving Global Outcomes) und die CVD-Inzidenz als jedes Auftreten eines nichttödlichen akuten Herzinfarktes, Schlaganfalls, einer Hospitalisierung wegen Angina pectoris oder Tod durch CVD.

Bei Analysen mit Adjustierung in Bezug auf HbA1c, Blutdruck, Blutfette, CVD-Anamnese, Diabetesdauer und Interventionsarm wiesen Teilnehmer mit Anzeichen einer Diabetesremission während der Nachbeobachtung eine um 33 Prozent niedrigere CKD-Rate und eine um 40 Prozent niedrigere CVD-Rate auf als Probanden ohne Remission. Das Ausmaß der Risikominderung war bei Teilnehmern mit Anzeichen einer längerfristigen Remission am stärksten.

Die Autoren nennen drei Hauptergebnisse im Zusammenhang mit den Auswirkungen einer Diabetesremission, zu denen sie kamen. Erstens: Obwohl 18 Prozent der Studienteilnehmer irgendwann während der Nachuntersuchung eine Remission erreichten, war der Prozentsatz derjenigen mit aktuell bestehender Remission bis zum achten Jahr der Studie auf drei Prozent gesunken – laut den Wissenschaftlern ein deutlicher Hinweis darauf, wie schwierig es ist, das Gewicht durch Lebensstilinterventionen zu senken.

Zweitens stellten die Forschenden trotz der relativ kurzen Dauer der meisten Remissionsepisoden fest, dass das Erreichen einer Remission im Vergleich zu deren Fehlen mit einer um 33 Prozent beziehungsweise 40 Prozent geringeren Rate an CKD- und CVD-Erkrankungen war. Die Reduktion fiel sogar bei denjenigen noch stärker aus (55% bzw. 49%), die Anzeichen einer mindestens vier Jahre dauernden Remission zeigten.

Drittens war die Wahrscheinlichkeit für das Erreichen einer Remission bei Studienteilnehmern mit einer kurzen Diabetesdauer, niedrigem Ausgangs-HbA1c und einem starken Gewichtsverlust am höchsten. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die von ihnen gefundenen Zusammenhänge „durch Verbesserungen des Gewichts, der Fitness, des HbA1c-Wertes und des Spiegels von (schlechtem) LDL-Cholesterin nach Studienbeginn erklärt werden können“.

„Da es sich um die erste Interventionsstudie handelt, die eine Remission mit der Reduzierung diabetesbedingter Komplikationen in Verbindung bringt, ist dies eine ermutigende Nachricht für diejenigen, die eine Remission von Typ-2-Diabetes erreichen können“, erklärt Studienautor Prof. Edward Gregg, Leiter der School of Population Health, RCSI University of Medicine and Health Sciences in Dublin (Irland). „Während unsere Studie auch daran erinnert, dass es schwierig ist, den Gewichtsverlust und die Remission aufrechtzuerhalten, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass jeder Erfolg bei der Remission mit späteren gesundheitlichen Vorteilen verbunden ist.“