Diabetes – es gibt mehr als einen „Typ 2“22. Mai 2023 Proliferative diabetische Retinopathie.Foto.©Universitätsklinikum Münster/Busse Menschen mit Diabetes Typ 2 wurden lange Zeit als homogene Gruppe betrachtet. Diese etablierte Klassifizierung reflektiert jedoch nur unzureichend die Heterogenität und die Vielfalt der Verlaufsformen dieser chronischen Stoffwechselerkrankung. Die Präzisionsmedizin und damit einhergehende individualisierte Therapie sind auch in der Diabetologie angekommen und sollen künftig den maßgeschneiderten Einsatz von Therapiekonzepten möglich machen: Menschen mit Diabetes, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von intensivierten Maßnahmen profitieren, benötigen eine andere Therapie als jene, für die in Bezug auf Lebensqualität und Sterblichkeit eine zurückhaltende medikamentöse Behandlung geeigneter ist. Um neue therapeutische Zielparameter zu definieren und daraus individualisierte Therapiekonzepte zu entwickeln, erforschen Experten intensiv zugrundeliegende Mechanismen der Pathogenese und Komplikationen des Diabetes Typ 2. Aktuelle Erkenntnisse dazu wurden auch auf dem diesjährigen Diabetes Kongress diskutiert. Rund ein Drittel aller Menschen mit Diabetes Typ 2 hat bei der Diagnose der chronischen Stoffwechselerkrankung auch bereits Folgeschäden, sei es an den Augen, Nieren oder dem Herz-Kreislaufsystem. Mitunter wird sogar erst bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall festgestellt, dass auch ein Diabetes Typ 2 vorliegt. Andere Erkrankte wiederum leben jahrzehntelang ohne weitere gesundheitliche Folgen. Daher vermuten Diabetologen bereits seit längerem, dass es sich beim Typ-2-Diabetes nicht um ein einheitliches Krankheitsbild handelt. Mittlerweile wurden fünf Subtypen identifiziert. „Die Etablierung von Subtypen des Diabetes hat zum Ziel, Menschen mit hohem Risiko für die frühe Entwicklung von Folgeerkrankungen, die besonders von präventiven Maßnahmen profitieren, nach einfachen klinischen Merkmalen zu identifizieren“, erklärt Prof. Julia Szendrödi, Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie des Universitätsklinikums Heidelberg. Um diesen Betroffenen zukünftig passgenaue präventive und therapeutische Strategien vorschlagen zu können, müssten jedoch die verfügbaren Ansätze in Interventionsstudien validiert werden. Klinisch-experimentelle Studien untersuchen, welche Mechanismen für unterschiedliche Krankheitsverläufe und das frühe Auftreten von Folgeerkrankungen verantwortlich sind, um neue molekulare Ansätze zu finden. „Aktuelle Clusterversuche zur Bildung von Subtypen haben noch Schwächen hinsichtlich der Praktikabilität der Kriterien im klinischen Alltag“, erklärt Szendrödi. „Dazu zählen unter anderem die Einteilung von Patientinnen und Patienten mit bereits länger zurückliegender Diabetesdiagnose oder von unterschiedlichen Ethnizitäten, aber am meisten fehlt noch die Evidenz für therapeutische Konsequenzen aus randomisierten, subgruppenspezifischen Interventionsstudien.“ Insgesamt aber sei die Entwicklung neuer Ansätze der Präzisionsmedizin in der Behandlung des Diabetes ein vielversprechender Auftakt für eine evidenzbasierte, maßgeschneiderte medizinische Versorgung von Betroffenen, welche hohe Risiken für Diabetes-assoziierte Folgeerkrankungen aufweisen.
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