Diagnose der Myasthenia gravis: Vorsicht bei niedrigen Antikörper-Titern13. November 2025 Foto: © Innovative Creation – stock.adobe.com Der Radioimmunpräzipitationsassay (RIPA) ist der Goldstandard, um Acetylcholinrezeptoren(AChR)-Antikörper bei Patienten mit Myasthenia gravis nachzuweisen. Allerdings kann es vor allem bei niedrigen Antikörpertitern zu falsch positiven Ergebnissen und damit zu Fehldiagnosen kommen, wie ein italienisches Forscherteam in „Neurology“ berichtet. Ihr Ziel war es gewesen, den positiven prädiktiven Wert (PPV) und das Risiko einer falschen AChR-Immunglobilin-G(IgG)-Positivität mit RIPA in einer großen Kohorte von Patienten mit Verdacht auf Myasthenia gravis (MG) zu bestimmen. Dazu identifizierten sie retrospektiv Patienten, die über einen Zeitraum von 20 Jahren (2003–2022) am Universitätsklinikum Sassari (Italien) konsekutiv mit RIPA auf AChR-IgG getestet worden waren (n=4795). Zwei Mediziner prüften anschließend die Krankenakten aller positiv getesteten Patienten (Titer ≥0,5 nmol/l), um nicht myasthenische Fälle mit falscher Antikörperpositivität zu identifizieren, die wie folgt definiert wurden: 1. klinische Phänotypen, die nicht mit MG vereinbar sind, und/oder 2. Symptome, die besser durch alternative Diagnosen erklärt werden können. Eine Stichprobe der nicht myasthenischen Patienten wurde erneut mit einem festen zellbasierten Assay (CBA) getestet. Vorsicht bei der Diagnose bei niedrigen Antikörper-Titern Wie die Autoren berichten, wurden von den im Untersuchungszeitraum 362 positiv auf AChR-IgG getesteten Patienten 50 (13,8%) als nicht myasthenisch eingestuft. Die PPV und Spezifität betrugen daher 86,2% (95%-KI 82,2–89,6) bzw. 98,9% (95%-KI 98,5–99,2). Die alternativen Diagnosen dieser Patienten umfassten ophthalmologische Erkrankungen (n=8), rheumatische Erkrankungen (n=7), Pseudoptosis (n=5), Myopathie (n=4), Funktionsstörungen (n=3), Hirnnervenlähmung (n=2), Parkinsonismus (n=2), demyelinisierende Erkrankungen (n=2) und andere (n=17). Im Vergleich zu MG-Patienten waren nicht myasthenische Patienten jünger (medianes Alter 65 Jahre [Bereich 7–91] vs. 38 Jahre [Bereich 5–80]) und häufiger weiblich (49,8% vs. 74%). Darüber hinaus hatten sie niedrigere AChR-IgG-Titer (Median 6 nmol/l [Bereich 0,5–28] vs. 0,7 nmol/l [Bereich 0,5–5,5]) und wurden bei nachfolgenden Tests häufiger seronegativ (8% vs. 55%) eingestuft. Wurden die Teilnehmer nach einem Titer ≥1 nmol/l stratifiziert, stieg der PPV auf 96,6% (95%-KI 94–98,3). Die CBA-Testung der Seren von 7 nicht myasthenischen Patienten ergab negative Ergebnisse (n=6) oder eine selektive Positivität gegenüber der fetalen AChR-Isoform (n=1). Als Fazit aus diesen Ergebnissen raten die Autoren bei Titern zwischen 0,5 und 0,9 nmol/l in Situationen mit geringer Wahrscheinlichkeit zur Vorsicht, da falsche Antikörper-Positivitäten zu Fehldiagnosen und unangemessenen Behandlungen führen können. (ej/BIERMANN)
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