Diagnosen und Medikationen bei Stimmstörungen: Allgemeinmediziner vs. Otolaryngologen

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Unterscheiden sich Diagnosen und Medikation von Stimmstörungen und anderen Kehlkopferkrankungen bei Allgemeinmedizinern und Otolaryngologen? Dieser Frage widmete sich eine US-amerikanische Kohortenstude.

Zum ­Vergleich der den Kehlkopf betreffenden Diagnosen seitens Allgemeinmedizinern und seitens Otolaryngologen sowie zur Evaluierung der Zusammenhänge von durch Allgemeinmediziner bzw. Otolaryngologen verschriebene Medikationen führten US-amerikanische HNO-Ärzte eine retrospektive Kohortenanalyse durch.

In die Untersuchung flossen die Daten von Patienten ein, die mit Stimmstörung oder anderen Kehlkopferkrankungen zunächst einen Allgemeinmediziner konsultierten und 2 Wochen bis 3 Monate später von einem Otolaryngologen untersucht wurden. Die demografischen Daten der Patienten, die auftretenden Komorbiditäten, der Arzneimittelgebrauch sowie die initialen Diagnosen der Allgemeinmediziner bzw. Fachärzte wurden gesammelt und mittels logistischer Regressionsanalyse in Zusammenhang gebracht.

Die Einschlusskriterien der Studie wurden von 12.475 Patienten erfüllt; sie litten allesamt unter Stimm­störungen. Nach erster Konsultation eines Allgemeinmediziners erhielten 15,3 % der Patienten eine antibiotische Therapie, 14,0 % einen Protonenpumpenhemmer und 7,7 % ein orales Kortikosteroid. Nach der folgenden Visite beim Facharzt kam es zu erweiterten Diagnosen: Stimmbandlähmung, gutartige Erkrankungen der Stimmfalte bzw. des Kehlkopfes, chronische Laryngitis und weitere Erkrankungen.

Die adjustierte Wahrscheinlichkeit, dass ein Otolaryngologe ein Antibiotikum, einen Protonenpumpenhemmer oder ein orales Kortikosteroid verschrieb, war etwa 2–3 mal höher als bei einem Allgemein­mediziner.
Die Autoren sehen ihre Arbeit als Nachweis dafür, dass es Diagnosegebiete gibt, in denen unnötige pharmakologische Interventionen verordnet werden. (am)