Dichtes Brustgewebe: Mögliche biologische Erklärung für erhöhtes Brustrebsrisiko

Foto: Gorodenkoff/stock.adobe.com

Schwedische Forschende konnten zeigen, dass es signifikante biologische Unterschiede zwischen dichtem und normalem Brustgewebe gibt. Die Ergebnisse legen nache, dass bestimmte Eigenschaften des dichten Brustgewebes Krebs fördern.

In Schweden wird allen Frauen ab 40 Jahren ein Mammographie-Screening angeboten.  Auch Bildgebnung wie MRT oder Ultraschall werden zur Tumordiagnose eingesetzt. Dabei werden keine Unterschiede zwischen dichtem und normalem Brustgewebe im schwedischen Gesundheitssystem gemacht.

„Wir wissen nicht, was wir mit den Frauen machen sollen, die dichtes Brustgewebe haben. Große Studien würden gebraucht, bevor wir ein spezielles Screening-Programm für diese Frauen einführen können, um diejenigen mit einem hohen Krebsrisiko zu identifizieren und zu betreuen“, beschreibt Charlotta Dabrosin, Professorin am Department oft Biomedical and Clinical Sciences an der Universität Linköping, die Problematik.

Die Dichte des Brustgewebes hängt vom Bindegewebe ab und krebsartige Veränderungen lassen sich in der Mammographie schwerer beurteilen. Diese Tatsache allein erklärt aber nicht vollständig das höhere Brustkrebsrisiko von Frauen mit dichtem Brustgewebe und bislang seien die Faktoren hinter diesem erhöhten Risiko nicht bekannt, so Dabrosin, die die kürzlich im „British Journal of Cancer“ veröffentlichte Studie leitete. Das Team um Dabrosin hat untersucht, ob sich dichtes und normales Brustgewebe in seinen biologischen Eigenschaften unterscheidet. Dafür haben die Forschenden eine MRT-Methode entwickelt, mit der sich die Dichtigkeit des Gewebes exakter beurteilen lässt.

An der Studie nahmen 44 Frauen teil, einige mit dichtem, andere mit normalem Brustgewebe. Sie wurden mittels kontrastverstärktem MRT und Mikrodialyse untersucht. Bei der Mikrodialyse wird ein dünner Katheter in das Brustgewebe eingeführt, um Proben der die Zellen umgebenden Flüssigkeit (Mikroumgebung) zu analysieren. In früheren Studien konnte Dabrosin bereits zeigen, dass die Mikroumgebung in dichtem Brustgewebe der von Brusttumoren ähnelt.

Die aktuelle Studie zeigte unerwartet große Unterschiede zwischen dichtem und normalem Brustgewebe. Das Team hat die Level von 270 Proteinen gemessen, 124 davon zeigten erhöhte Level in dichtem Gewebe. Die Proteine sind mit verschiedenen der Krebsentstehung zugrundeliegende Prozessen assoziiert, etwa Inflammation, Angiogenese oder Zellwachstum.

„Es gibt riesige biologische Unterschiede zwischen dichtem und normalem Brustgewebe. Was ich an unseren Ergebnissen besonders beeindruckend finde ist die Tatsache, dass wir bestimmte Proteinlevel – etwa von inflammatorischen Proteinen und Wachstumsfaktoren – mit Unterschieden in der Physiologie der Brust verknüpfen konnten, die sich im MRT darstellen lassen. Wir haben zum Beispiel herausgefunden, dass sich das Kontrastmittel unterschiedlich in den verschiedenen Brusttypen verteilt, was nahelegt, das Blutgefäße betroffen sind“, kommentierte Dabrosin die Studienergebnisse.

Allerdings hat die Studie ihre Grenzen: Die Forschenden konnten lediglich Korrelationen zeigen, Ursache und Wirkung lassen sich nicht zuordnen. Allerdings schätzen die Autorinnen und Autoren der Studie die Verbindung zwischen der Menge bestimmter Proteine und den physiologischen Unterschieden als so stark ein, dass sie davon ausgehen, dass die Zusammenhänge ursächlich sind. 

Schätzungsweise jede dritte Frau zwischen 40 und 50 Jahren hat Krebsvorstufen in ihren Brüsten, oft bleiben diese in diesem Stadium und weniger als ein Prozent der Frauen dieser Altersgruppe entwickelt tatsächlich Krebs. Die Forschenden gehen aufgrund ihrer Ergebnisse davon aus, dass dichtes Brustgewebe eine günstige Mikroumgebung hat, das die Transition anomaler Zellen zu Krebs fördert. Dies könne das erhöhte Krebsrisiko bei dichtem Brustgewebe zum Teil erklären.

„Die Ergebnisse werfen viele Fragen dazu auf, ob es möglich ist diese Proteinlevel und damit das Krebsrisiko zu reduzieren. Wir haben jetzt Möglichkeiten, die wir vorher nicht hatten“, so Dabrosin. Für die Zukunft ist eine klinische Studie mit Frauen mit dichtem Brustgewebe geplant, die sich der Frage widmet, ob eine anti-inflammatorische Therapie die Mikroumgebung in den Brüsten verändern kann. (ja)