Die Bienengesundheit stärken: Test zum Nachweis von Bienenviren entwickelt

Foto: © Michael Bernkopf/Vetmeduni

Die Veterinärmedizinische Universität Wien hat Tipps für die Bienengesundheit zusammengestellt, die Tierärzten und Imkern helfen sollen, Krankheiten zu erkennen und mithilfe eines preiswerten Testverfahrens vor Ort nachzuweisen.

Viele (Hobby-)Imker plagen Sorgen, wenn sie nach der Winterpause ihre Bienenstöcke sichten und tote Bienen, lückenhafte Brutflächen oder löchrige Zelldeckel vorfinden. In verlustreichen Jahren wird rasch vom „Bienensterben“ gesprochen, für das meist keine einzelne Ursache ausgemacht werden kann. In Kombination mit klimatischen Ursachen und gelegentlich unsachgemäßer Pestizidausbringung (Neonicotinoide) sind vor allem infektiöse Bienenkrankheiten dafür verantwortlich, so die Vetmeduni Wien. Am verlustreichsten ist der Befall mit der Varroamilbe.

Die Haltung von Honigbienen ist in Österreich weit verbreitet. Rund 27.000 (Hobby-)Imker betreuen in Summe rund 350.000 Bienenvölker.

Ein langes Leben ist der Königin vorbehalten

Doch wie lange dauert die Bienenentwicklung eigentlich? Bei einer Arbeiterin nimmt sie 21 Tage in Anspruch, bei einer Drohne 24 und bei der Königin 16, wobei eine Arbeiterin weniger als 40 Tage alt wird (Flugsaison), ebenso eine Drohne und eine Königin bis zu 4 Jahre alt werden kann.

Krankheiten setzen den fleißigen Insekten zu

Die Anzahl der Bienenvölker ist in Österreich seit 2003 weitgehend stabil.

Die Wintersterblichkeit variiert stark und lag in den letzten Jahren zwischen 8 % und 28 %.

Eine gefährliche Kombination stellen das parallele Auftreten von Varroamilben und Bienenviren dar.

Fakten zur Varroamilbe

Die Varroamilbe gehört zur Klasse der Spinnentiere. Sie ist 1‒2 mm groß und rot-braun gefärbt. Bei den aus Asien eingeschleppten Parasiten handelt es sich um Brutschädlinge, die in praktisch allen Bienenvölkern Österreichs vorhanden sind. Varroamilben vermehren sich in den Brutzellen der Honigbiene und infizieren dabei die Larven, die dann meist vor dem Schlupf absterben.

Wenn die Parasiten nicht systematisch bekämpft werden, führen sie zu einer Schwächung oder gar dem Absterben der Bienenvölker in Herbst und Winter.

Kann im Frühjahr bis zur Sommersonnenwende ein Volk die Brutverluste gut kompensieren, schlüpfen später im Jahr die langlebigen Winterbienen, die bis zum Frühjahr nicht ersetzt werden können. Die Gefährlichkeit der Varroamilbe hat in den letzten Jahren zugenommen, was mit der vermehrten Übertragung von krankmachenden Viren erklärt wird. Denn Varroamilben dienen als Virenreservoir und Überträger von Erregern, vor allem des Flügeldeformations- und des Sackbrutvirus.

Völkerverluste durch Bienenviren

Möglicher Virenbefall durch:

Flügeldeformationsvirus (DWV, Deformed Wing Virus)

Sackbrutvirus (SBV)

Akutes Bienenparalysevirus (ABPV)

Eine frühzeitige Erkennung und korrekte Diagnose von Krankheiten bei Bienen sind maßgeblich. Gemäß Bienenseuchen- und EU-Tierseuchenrecht ist ein Befall mit Varroa spp. (Varroose) anzeigepflichtig. 

Krankheitszeichen bei Befall mit Bienenviren

Flügeldeformationsvirus (DWV, Deformed Wing Virus)

Anzeichen und Symptome: lückenhaftes Brutnest, teilweise geöffnete Zelldeckel, Varroamilben auf adulten Bienen. Ist die Larve mit dem Virus infiziert, stirbt sie meist ab. Die Folge ist ein „lückiges“ Brutnest, denn tote Larven werden von den Arbeiterinnen entfernt. Die Virusinfektion kann auch zu Entwicklungsstörungen bei der Verpuppung führen, was sich in verkrüppelten lebensunfähigen Jungbienen äußert.

Sackbrutvirus (SBV)

Anzeichen und Symptome: Treten nur in der Bienenbrut auf; wie bei DWV ist ein „lückiges“ Brutnest zu erkennen. Einzelne abgestorbene Bienenlarven mit flüssigkeitsgefüllter Haut können in den Zellen verbleiben ggf. auch zu „Schorf“ eintrocknen; adulte Bienen zeigen keine Symptome.

Akutes Bienenparalysevirus (ABPV)

Anzeichen und Symptome: Massenweise tote Bienen am Beutenboden und vor dem Flugloch. Erkennbar sind Lähmungserscheinungen und Bewegungsstörungen bei lebenden Bienen, die mit Zittern und Flugunfähigkeit einhergehen.

Schnelltest FASTest Bee 3T

Der Schnelltest FASTest Bee 3T eignet sich zum Nachweis bzw. zum Ausschluss von wichtigen Bienenviren als Ursachen von Völkerverlusten.

Vorteile: Der Test ist direkt am Bienenstand einsetzbar und liefert Ergebnisse binnen weniger Minuten. Bei den bisherigen labordiagnostischen Verfahren war eine Einsendung der Bienenproben notwendig.

Günstiges Testsystem für (Hobby-)Imker und Tierärzte: Die Kosten für den Schnelltest betragen etwa 10 % der Kosten für Laboruntersuchungen.

Die Anwendung des Teststreifens im Verdachtsfall führt im positiven Fall zur Bestätigung einer Virusinfektion. Im negativen Fall müssen andere Ursachen in Betracht gezogen werden für den Zustand des Bienenvolkes.

Die Schwierigkeit bei der Erkennung von DWV, SBV und ABPV liegt darin, dass die Viren oft ohne Krankheitssymptome auftreten, sie sind jedoch weit verbreitet in Österreich. Die Symptomatik zeigt sich oft erst, wenn die Viruslast eine kritische Schwelle überschreitet. Der Schnelltest erkennt Virusskonzentrationen, die oberhalb dieser Schwelle liegen.

FASTest Bee 3T im Einsatz

1. Sammeln von fünf lebenden oder toten Bienen.

2. Bienen werden in einem speziellen Mörsergefäß gründlich zerstoßen.

3. Zugabe einer Pufferlösung.

4. Drei Teststreifen für DWV, SBV und ABPV werden in das Gefäß gestellt und nach maximal 10 Minuten abgelesen.

5. Neben der Kontrolllinie erscheint im positiven Fall die Nachweislinie.

Der FASTest Bee 3T ist der weltweit erste Test dieser Art, der am Markt verfügbar ist.

Er wurde im Rahmen des interdisziplinären Projekts „Zukunft Biene 2“ am Zentrum für Pathobiologie der Vetmeduni konzipiert und in Kooperation mit der Firma Megacore zur Marktreife gebracht.

Maßnahmen gegen einen Befall mit Varroamilben

Behandlung mit Akariziden: Akarizide (milbentötende Substanzen, z.B. Flumethrin, Amitraz) werden in vielen Ländern verwendet und wenige Präparate sind auch in Österreich (nur nach der Honigernte!) zugelassen, werden aber wegen der Rückstände im Wachs weitgehend vermieden. Zudem führt eine fortgesetzte Behandlung mit Akariziden zu einer raschen Resistenzentwicklung bei den Varroamilben.

Behandlung mit organischen Säuren: Die Behandlung von Bienenvölkern nach der Honigernte mit Präparaten auf Basis von Ameisensäure ist weit verbreitet und gängige Praxis, denn sie hinterlässt keine Rückstände im Wachs. Ameisensäure verdampft und dringt so in die verdeckelten Brutzellen ein. Dort wird sie von Milben weniger toleriert als von Bienenpuppen. Weiters gibt es die Behandlung mit Oxalsäure, entweder durch Verdampfung oder durch Träufelung einer wässrigen Lösung (Restentmilbung im Dezember). Sowohl Ameisensäure als auch Oxalsäure sind mit großer Vorsicht zu verwenden, denn sie sind ätzend und beim Einatmen sehr gesundheitsschädlich.      

Biologische Verfahren: Ein zunehmend populäres Verfahren ist die totale Brutentnahme. Meist nach der Honigernte angewendet, wird das Bienenvolk mit allen Arbeiterinnen und der Königin von der Brut getrennt. Die entnommene Brut, in der die Hauptlast der Varroen vorliegt, wird vernichtet, und dem brutlosen Volk ein neues Zuhause mit frischen Mittelwänden gegeben. Zusätzlich wird empfohlen, das Volk mit Oxalsäure zu behandeln, um die restlichen anhaftenden Milben zu beseitigen. Innerhalb von wenigen Tagen beginnt die Königin, Eier zu legen und schafft damit die Grundlage für gesunde Winterbienen.

Thermische Verfahren: Hierbei wird die geringere Hitzetoleranz der Milben genutzt, in dem die Brutwaben oder die gesamte Zarge für mehrere Stunden auf 42° erhitzt wird. Die Milben sterben ab, die Brut überlebt. Die Verbreitung des Verfahrens ist limitiert, da der technische Aufwand sehr groß ist.

Fachlicher Input: Till Rümenapf (Zentrum für Pathobiologie/Vetmeduni); Projekt Zukunft Biene 2

Testentwickler an der Vetmeduni: Till Rümenapf und Kerstin Seitz (ehem. Mitarbeiterin am Zentrum für Pathobiologie)