Die dunkle Seite des Kuschelhormons: Oxytocin erhöht das Aggressionsverhalten von Weibchen19. Mai 2021 Gegenstand der Forschung: die weibliche Ratte. Foto: © pixabay.com Aggression begegnet uns auf vielerlei Weise und die meisten von uns haben Erfahrung damit: entweder mit den eigenen aggressiven Gefühlen oder sogar als erlebte Bedrohung durch Mensch oder Tier. Die zugrundeliegenden neuronalen oder hormonellen Mechanismen von aggressivem Verhalten sind – im Gegensatz zu anderen sozialen Verhaltensweisen – bis heute wenig verstanden. Insbesondere ist Aggression bei Weibchen, oder gar bei Frauen, eher ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft, und nur wenige naturwissenschaftliche Studien beschäftigen sich mit weiblicher Aggression. In einer Arbeit des Lehrstuhls für Neurobiologie und Tierphysiologie der Universität Regensburg, die in Nature Communication veröffentlich wurde, beschreiben Dr. Vinicius Oliveira und Mitarbeiter die Interaktion zweier Neuropeptide des Gehirns bei der Regulation von Aggression in weiblichen Labortieren. Sowohl Oxytocin – auch bekannt als das Kuschelhormon – als auch Vasopressin sind wichtige Botenstoffe des Gehirns für fein abgestimmtes Sozialverhalten, zum Beispiel für mütterliches Verhalten, Paarbindung oder soziales Gedächtnis. Das internationale Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Inga Neumann konnte nun eine andere, eher dunkle Seite von Oxytocin offenbaren: Während Oxytocin in einer Region des limbischen Systems, dem Septum, während aggressivem Verhalten freigesetzt wird und die Aggression in weiblichen Tieren erhöht, vermindert das verwandte Schwester-Peptid Vasopressin das aggressive Verhalten gegenüber einer Artgenossin. Auch in nicht-aggressiven Weibchen konnte durch Aktivierung des Oxytocin-Systems des Gehirns, z. B. durch optogenetische Methoden, die Aggression erhöht werden, während Hemmung der Oxytocin-Wirkung im Septum aggressive Weibchen „zähmte“.Ob Oxytocin und Vasopressin ähnlich gegensätzliche, fein aufeinander abgestimmte Wirkungen auf das Aggressionsverhalten bei Mädchen oder Frauen haben, dazu können sich die AutorInnen noch nicht äußern. „Bisher konnten häufig vergleichbare Oxytocin-Wirkungen auf soziales oder emotionales Verhalten in Menschen und Tieren beschrieben werden“, meint Professorin Neumann, „daher gehen wir davon aus, dass der neurobiologische Mechanismus, der weibliches Aggressionsverhalten beim Menschen reguliert, ähnlich komplex ist.“ Untersuchen ließe sich dies jedoch so detailliert beim Menschen nicht. Die Studie wurde finanziell durch ein Projekt der Europäischen Union (FP7; FemNAT CD) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (GRK 2174) unterstützt. Originalpublikation: Vinícius Elias de Moura Oliveira, Michael Lukas, Hannah Nora Wolf, Elisa Durante, Alexandra Lorenz, Anna-Lena Mayer, Anna Bludau, Oliver J. Bosch, Valery Grinevich, Veronica Egger, Trynke R. de Jong & Inga D. Neumann, “Oxytocin and vasopressin within the ventral and dorsal lateral septum modulate aggression in female rats”, Nature Communications (2021) DOI: 10.1038/s41467-021-23064-5https://doi.org/10.1038/s41467-021-23064-5
Mehr erfahren zu: "Tiergesundheit: Aktuelle EU-Umfrage zeigt Handlungsbedarf bei Aufklärung und Dialog" Tiergesundheit: Aktuelle EU-Umfrage zeigt Handlungsbedarf bei Aufklärung und Dialog Eine europaweit durchgeführte Umfrage im Auftrag von AnimalhealthEurope zeigt das große Vertrauen der Bevölkerung in tierärztliche Versorgung und Prävention – macht aber auch Informationsdefizite sichtbar, so der Bundesverband für Tiergesundheit […]
Mehr erfahren zu: "Zwei große Schritte zum aufrechten Gang des Menschen" Zwei große Schritte zum aufrechten Gang des Menschen Eine neue internationale Studie konnte nun die Schritte entschlüsseln, die das menschliche Becken im Laufe von Millionen von Jahren so veränderten, dass zweibeiniges Gehen möglich wurde.
Mehr erfahren zu: "Warum das Zwerg-Seepferdchen eine Stupsnase hat" Warum das Zwerg-Seepferdchen eine Stupsnase hat Eine deutsch-chinesische Forschungsgruppe hat das Genom des Zwerg-Seepferdchens sequenziert. Sie konnten dabei unter anderem Genverluste identifizieren, welche für die verkürzte Nase verantwortlich sind.