Die frühen Lebensjahre im Visier der MS-Forschung12. Juni 2025 Körperliche Aktivität in der Jugend scheint vor einer späteren MS-Erkrankung zu schützen. (Foto: © Monkey Business – stock.adobe.com) Häufig auftretende Infektionen in der Kindheit, schwere belastende Lebensereignisse, ein höheres Alter der Mutter bei der Geburt des ersten Kindes sowie geringe körperliche Aktivität können mit einem erhöhten Risiko für Multiple Sklerose (MS) in Zusammenhang stehen. Das berichten Forschenden, die im Rahmen der NAKO Gesundheitsstudie potenzielle Risikofaktoren für MS im Kindes- und Jugendalter untersucht haben. „Die Ursachen der MS sind noch weitgehend unbekannt. Einige Studien deuten darauf hin, dass Umwelt- und Lebensstilfaktoren bei genetisch vorbelasteten Menschen dazu führen können, dass die Krankheit ausbricht. Zu den bekannten Risikofaktoren zählen eine genetische Prädisposition, eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV), ein Vitamin-D-Mangel, Rauchen sowie Übergewicht. Weniger gut untersucht sind bislang Einflüsse aus der Kindheit und Jugend“, berichtet Prof. Heiko Becher vom Institut für Global Health am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD). Die aktuelle Untersuchung stützt sich auf Daten der NAKO Gesundheitsstudie (NAKO) sowie einer darin eingebetteten Fall-Kontroll-Studie. NAKO-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern mit und ohne MS wurden in der Zusatzstudie zu Risikofaktoren befragt. Von besonderem Interesse waren unter anderem vorgeburtliche Faktoren, infektiöse Erkrankungen im Kindesalter, die in der Kindheit und Jugend im Freien verbrachte Zeit, körperliche Aktivität im Teenageralter, Body Mass Index (BMI) im Alter von 18 Jahren, belastende Lebensereignisse sowie das Rauchverhalten. Insgesamt flossen Daten von 576 an MS erkrankten Personen (396 Frauen und 180 Männer) sowie 895 Kontrollpersonen ohne MS (638 Frauen und 257 Männer) in die Auswertung ein. Als MS-Betroffene galten Teilnehmende, die im Rahmen der NAKO eine ärztlich bestätigte Diagnose selbst angegeben hatten. Die Kontrollgruppe bestand aus zufällig ausgewählten Personen ohne MS, die anhand des Geburtsjahrs, Geschlechts und Studienzentrums individuell einer Person mit MS zugeordnet wurden. Mithilfe statistischer Modelle analysierten die Forschenden, welche Faktoren im Kindes- und Jugendalter mit einem erhöhten Risiko für MS verbunden sind. Die Ergebnisse zeigten Assoziationen zwischen MS und Infektionen in der Kindheit (OR 1,14 pro zusätzliche Infektion), belastenden Lebensereignissen (OR 1,25 pro zusätzliches Ereignis), das Erstgeborene einer bei Geburt ≥30 Jahre alten Mutter zu sein (OR 2,11) sowie der körperlichen Aktivität in der Jugend (OR 0,82 pro Anstieg des Aktivitätslevels) – hier allerdings in umgekehrter Richtung zu verstehen, also mit einem geringeren Risiko bei mehr Bewegung. Zudem bestätigte die Studie bereits bekannte Risikofaktoren, darunter die familiäre Vorbelastung, eine EBV-Infektion sowie Übergewicht oder Adipositas im Kindes- oder Jugendalter. Keine Zusammenhänge ergaben sich hingegen für alle anderen untersuchten Faktoren, unter anderem auch nicht für eine eigene schwere Erkrankung (außer MS), Passivrauchen – also elterliches Rauchen während der Schwangerschaft sowie in der Kindheit und Jugend des oder der Teilnehmenden – oder die im Freien verbrachte Zeit. „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Relevanz bestehender Präventionsmaßnahmen im Rahmen anderer nichtübertragbarer Erkrankungen – etwa zur Vermeidung kindlicher Infektionskrankheiten, zur Förderung gesunder Essgewohnheiten oder zur Förderung von Bewegung. Diese könnten ebenfalls vielversprechende Strategien in der MS-Prävention sein. Ein besonders eindrückliches Beispiel ist die körperliche Aktivität: Aktuelle Studien zeigen, dass Bewegung im Erwachsenenalter als Schutzfaktor gegen MS wirken kann. Auch gezielte Bewegungsangebote im Jugendalter können möglicherweise einen Beitrag zur MS-Prävention leisten“, erklärt Anja Holz, Erstautorin und Wissenschaftlerin am Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie des UKE. Darüber hinaus liefern die Erkenntnisse eine Grundlage für weiterführende Untersuchungen, etwa zur Frage, ob und in welchem Ausmaß die neu identifizierten Risikofaktoren mit dem Schweregrad der Erkrankung in Zusammenhang stehen.
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