Zum Tod von Tobias Welte: Trauer um einen herausragenden Wissenschaftler, engagierten Arzt und besonderen Menschen

Tobias Welte (Foto: © Karin Kaiser/MHH)

Prof. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie und Infektiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), ist am 10. März 2024 im Alter von 64 Jahren unerwartet verstorben.

Er sei „im Kreise seiner Familie und einiger Weggefährten friedlich entschlafen“, teilt die Klinik mit, die er seit 2004 geleitet hatte. Die Worte im Namen der ehemaligen Mitarbeiter dort machen den Verlust deutlich: „Er war ein strahlender Geist, ein Leitstern und ein geschätzter Mentor”, heißt es auf der Homepage der Klinik. „Seine unerschütterliche Hingabe an Exzellenz, seine tiefe Weisheit und seine Freundlichkeit haben unzählige Leben berührt.”

Auch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) ist sicher, dass Welte „unübersehbare Spuren” hinterlässt. Er war eng mit der Fachgesellschaft verbunden: So war er als Kongresspräsident für die wissenschaftliche Ausrichtung des 51. DGP-Kongresses 2010 in Hannover verantwortlich. Kurz darauf wurde er als stellvertretender Präsident 2011 in den DGP-Vorstand gewählt. Seine Präsidentschaft von 2013 bis 2015 habe Welte „weise und vorausschauend“ genutzt und Projekte bis zu seinem Ausscheiden als Past-Präsident im Frühjahr 2017 engagiert zum Ziel geführt, heißt es in einer Mitteilung der DGP.

„Dass ich Tobias Welte nicht wie üblich nächste Woche auf unserem Jahreskongress treffen werde, dass wir nicht diskutieren, uns in Rage reden, Zahlen vergleichen und Pläne schmieden werden – das ist für mich noch nicht begreiflich“, formuliert DGP-Präsident Prof. Wolfram Windisch, Chefarzt der Lungenklinik an den Kliniken der Stadt Köln.

„Der Tod von Professor Welte erfüllt uns mit großer Bestürzung und Trauer“, erklärt auch Prof. Michael Manns, Präsident der Medizinischen MHH. „Die MHH verliert mit Tobias Welte einen äußerst engagierten und geschätzten Kollegen sowie exzellenten Arzt, der erstklassige klinische Versorgung mit herausragender Forschung und Lehre verbunden hat.“

Welte habe sich als Klinikdirektor in vorbildlicher Weise für seine Patienten sowie für seine Mitarbeiter eingesetzt. „Er hat als Mensch und Arzt in der MHH allergrößten Respekt genossen und hinterlässt eine Lebensleistung, die ihresgleichen sucht“, ergänzt Manns.

Welte war seit 20 Jahren Professor für Pneumologie und Klinikdirektor an der MHH, wo er zuvor auch schon studiert hatte. Seine Expertise war nicht erst seit der COVID-19-Pandemie weltweit gefragt. Von März 2020 bis Februar 2021 war der Klinikdirektor zudem als kommissarischer Vizepräsident für die Krankenversorgung der MHH zuständig gewesen.

Erst im vergangenen Jahr hatte die European Respiratory Society (ERS), deren Präsident Welte 2018/19 gewesen war, für sein Lebenswerk mit dem „ERS Sadoul Lecture Award“ geehrt.

Auch die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) betrauert Weltes Tod und nennt ihn einen „herausragenden Pionier der deutschen Intensivmedizin”. Als Mitglied des Präsidiums der DIVI von 2009 bis 2016 habe er maßgeblich dazu beigetragen, die Intensivmedizin in Deutschland zu gestalten und weiterzuentwickeln. So auch als Kongresspräsident des DIVI-Kongresses im Jahr 2012, für den er das Motto „Erfolg durch Interdisziplinarität“ gewählt hatte und die Bedeutung der ganzheitlichen Ansätze in der intensivmedizinischen Versorgung betonte. Damit habe er „wegweisende Impulse” gesetzt.

„Wir alle sind bestürzt über den Tod von Professor Welte”, erklärt auch Dr. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen. „Als niedersächsische Ärzteschaft trauern wir um einen herausragenden Wissenschaftler und vorbildlichen Arzt, der als Forscher einen weltweit bedeutenden Beitrag im Bereich der Lungenheilkunde und Infektiologie geleistet hat – nicht zuletzt bei der Bewältigung der Corona-Pandemie. Mit seiner fachlichen Expertise und seinem hohen Engagement hat er sowohl die medizinische Forschung als auch die Aus- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten in Niedersachsen und darüber hinaus entscheidend mitgestaltet. Sein Tod ist ein schwerer Verlust für uns.“

Der Niedersächsische Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung Dr. Andreas Philippi erklärt: „Das plötzliche Ableben von Professor Welte macht mich sehr traurig. Die MHH und damit Niedersachsen verliert einen hochgeschätzten Experten von internationalem Rang. Er hat in Forschung und Lehre Maßstäbe gesetzt. Eine optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten zu erreichen und damit das Gesundheitswesen immer weiter für die Menschen zu verbessern, hat eine hohe intrinsische Motivation seiner Arbeit bewirkt. Das war mit Sicherheit ein entscheidender Grund für seine herausragenden Leistungen.” Weltes Tod werde eine nicht schließbare fachliche wie menschliche Lücke hinterlassen.