Die Persönlichkeit verrät, wie gut wir hören10. November 2021 Foto: ©Peter Hermes Furian – stock.adobe.com Eine aktuelle Studie zeigt, dass zwischen der Hörfähigkeit und der eigenen Persönlichkeit ein Zusammenhang besteht. Wie gut man mit dem eigenen Gehör und störenden Hintergrundgeräuschen zurechtkommt, hängt demnach damit zusammen, ob man ein eher sorgenvoller Mensch ist. Schon lange ist bekannt, dass unsere Persönlichkeit mit der rein subjektiven Einschätzung unseres Hörens zusammenhängt. Personen, die sich laut eigenen Angaben oft Sorgen machen, tendieren auch dazu, die folgende Frage aus einem Test der Lärmtoleranz zu bejahen: „Es ärgert mich, wenn meine Nachbarn laut werden.“ Unklar war bislang allerdings, ob die Persönlichkeit auch mit der Leistung in etablierten Hörtests zusammenhängt, welche in der audiologischen Praxis durchgeführt werden – zum Beispiel bei der Anpassung neuer Hörgeräte. In einer großen Online-Studie absolvierten mehr als 1.000 Freiwillige einen Persönlichkeitstest und mehrere Tests zur Messung der subjektiv erlebten und der objektiven Hörleistung. Die Forschenden der Universität Lübeck konzentrierten sich bei der Auswertung der Daten vor allem auf die Persönlichkeitseigenschaft der emotionalen Labilität. Alle Menschen zeigen mehr oder weniger hohe Ausprägungen auf dieser Dimension der Persönlichkeit. Menschen mit relativ hoher Ausprägung neigen dazu, sich mehr Sorgen zu machen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Persönlichkeit ein wichtiger Baustein ist, um Diskrepanzen der subjektiven und objektiven Hörleistung zu verstehen“, erklärt Studienleiter Dr. Malte Wöstmann die Ergebnisse. Um das subjektive Hörvermögen zu messen, wurden die Freiwilligen zunächst gebeten, die Lautstärke eines störenden Murmelns im Hintergrund so einzustellen, dass es gerade noch tolerierbar war. Personen mit höherer emotionaler Labilität wählten hier eine geringere Hintergrundlautstärke aus. Überraschenderweise jedoch zeigten dieselben Personen mit höherer emotionaler Labilität eine vergleichsweise bessere Leistung in einer anderen schwierigen Höraufgabe, dem Berichten von Zahlwörtern im Rauschen. Auch war das objektive Hörvermögen dieser eher sorgenvollen Probandinnen und Probanden sogar leicht besser, als es für demografisch völlig vergleichbare nur weniger sorgenvolle Teilnehmende der Fall war. Dr. Hendrik Husstedt ist Geschäftsführer des Deutschen Hörgeräte Instituts (DHI) in Lübeck. Er betont die Relevanz dieser Studie für die audiologische Praxis: „Für eine gute Anpassung von Hörsystemen müssen unzählige individuelle Randbedingungen der Hörbeeinträchtigten berücksichtigt werden. Die neuen Erkenntnisse der Studie sind daher sehr wichtig, um den Einfluss der Persönlichkeit besser berücksichtigen zu können. Dadurch sind die Ergebnisse nicht nur für die Forschung, sondern auch für die Praxis von großem Interesse.“ Originalpublikation: Wöstmann M et al. Personality captures dissociations of subjective versus objective hearing in noise. Royal Society Open Science 2021;8:210881.
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