Die Prävention chronischer Schmerzen verbessern19. April 2024 ZI-Forscherin Prof. Herta Flor erhält bereits zum zweiten Mal in ihrer Forscherkarriere einen ERC Advanced Grant. (Foto: © Daniel Lukac/ZI) Um die Prävention von chronischen Schmerzen mithilfe eines mechanismenbasierten Ansatzes zu verbessern, erhält Prof. Herta Flor, Forscherin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, einen ERC Advanced Grant mit Fördermitteln in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro. Chronische Schmerzen sind ein großes Gesundheitsproblem, das typischerweise mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen einhergeht und trotz enormer Anstrengungen des Gesundheitssystems immer noch schwer zu behandeln ist. Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert nun das Projekt „A Mechanism-based Approach to the Prevention of Chronic Pain and its Comorbid Mental Disorders“ (MECHPAIN) unter der Leitung von Prof. Herta Flor, Seniorprofessorin am Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim. Das geförderte Projekt sieht einen Wechsel von der symptomatischen Fokussierung auf chronische Schmerzen und vordefinierte diagnostische Kategorien hin zu einer mechanistischen Analyse und Behandlung psychobiologischer Faktoren vor. „In diesem transdiagnostischen Ansatz wird der Übergang zu chronischen Schmerzen und den damit verbundenen psychischen Erkrankungen neu in den Blick genommen“, erklärt Flor, die den hochdotierten ERC Advanced Grant bereits zum zweiten Mal in ihrer Forscherkarriere erhält. Mit der Auszeichnung für das Projekt MECHPAIN sind Fördermittel von rund 2,4 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren verbunden. Transdiagnostische Mechanismen In der bisherigen Behandlungspraxis werden in der Regel drei diagnostische Subtypen von Schmerzen identifiziert: primäre muskuloskelettale Schmerzen, neuropathische Schmerzen sowie primäre Kopfschmerzen. Diese werden bisher meist isoliert analysiert und behandelt. Das geförderte Projekt zielt darauf ab, unter anderem mithilfe fortgeschrittener Algorithmen des maschinellen Lernens transdiagnostische Mechanismen der Entwicklung chronischer Schmerzen in den drei wichtigsten diagnostischen Subtypen von Schmerzen zu identifizieren und anschließend auf modularer Basis verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zu untersuchen. „Unser Forschungsprojekt konzentriert sich insbesondere auf die Mechanismen, die beim Übergang von der akuten zur chronischen Erkrankung eine Rolle spielen. Durch den personalisierten und modularen Einsatz von Behandlungen, die sich an psychobiologischen Faktoren orientieren, erhoffen wir uns eine entscheidende Verbesserung für die Prävention von chronischen Schmerzen“, führt Flor aus. Auch digitale Interventionen, beispielsweise virtuelle Realität, werden zum Einsatz kommen. Prestigeträchtigste Förderung in Europa Der Europäische Forschungsrat (ERC) bewertet das Projekt als möglichen „Game-Changer“ in der Behandlung von Schmerzen. Der ERC fördert insgesamt 255 herausragende Forschende in Europa, die ERC Advanced Grants erhalten. Die Finanzierung bietet führenden Spitzenforschern die Möglichkeit, ehrgeizige, von Neugier getriebene Projekte zu verfolgen, die zu großen wissenschaftlichen Durchbrüchen führen könnten. Die neuen Zuschüsse im Gesamtwert von knapp 652 Millionen Euro sind Teil des EU-Programms „Horizon Europe“. Flor ist stellvertretende Sprecherin des SFB 1158 „Von der Nozizeption zum chronischen Schmerz: Struktur-Funktions-Merkmale neuraler Bahnen und deren Reorganisation“. Der Sonderforschungsbereich untersucht, wie aus akuten Schmerzen chronische werden, welche molekularen und zellulären Mechanismen dahinterstecken und wie diese Erkenntnisse für Therapien genutzt werden können.
Mehr erfahren zu: "Diagnose der Myasthenia gravis: Vorsicht bei niedrigen Antikörper-Titern" Diagnose der Myasthenia gravis: Vorsicht bei niedrigen Antikörper-Titern Der Radioimmunpräzipitationsassay (RIPA) ist der Goldstandard, um Acetylcholinrezeptoren(AChR)-Antikörper bei Patienten mit Myasthenia gravis nachzuweisen. Allerdings kann es vor allem bei niedrigen Antikörpertitern zu falsch positiven Ergebnissen und damit zu Fehldiagnosen […]
Mehr erfahren zu: "Förderung für Forschung zu Alzheimerdiagnostik bei Frauen" Förderung für Forschung zu Alzheimerdiagnostik bei Frauen Die Uniklinik Köln wird im „CARE“-Programm von Wellcome Leap gefördert. Das Projekt untersucht, wie hormonelle Faktoren zum erhöhten Alzheimer-Risiko bei Frauen beitragen und wie sich dieses verringern lässt.
Mehr erfahren zu: "Epilepsie: Anfälle mit innovativen Therapien kontrollieren" Epilepsie: Anfälle mit innovativen Therapien kontrollieren Neue Technologien und Therapieansätze machen Hoffnung, künftig auch bei bislang therapieresistenten Epilepsieformen eine zuverlässige Anfallskontrolle zu erreichen. Insbesondere die Gentherapie bietet hier spannende Konzepte, wie die DGN zum Auftakt ihres […]