Die Rolle entzündlicher Vorgänge bei Postamputationsschmerzen

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Ein Forschungsteam aus Argentinien hat einen endogenen inhibitorischen Signalgeber entdeckt, der für die Prävention von Postamputationsschmerzen geeignet sein könnte.

Postamputationsschmerzen werden derzeit mit pharmakologischen und interventionellen, auf Neuronen abzielenden Therapien nur unzureichend behandelt. Nichtneuronale Schmerzmechanismen haben sich als entscheidende Faktoren für die Entstehung und das Fortbestehen von Postamputationsschmerzen erwiesen. Folglich bieten diese Mechanismen interessante Perspektiven als innovative therapeutische Ziele.

Eine Gruppe argentinischer Forscher untersuchte nun die Hypothese, dass der Einsatz von mesenchymalen Stammzellen (MSCs) lokale neuroimmune Interaktionen fördern würde, was zu einer potenziellen Verringerung des Post­amputa­tionsschmerzes führen könnte. Die Ergebnisse ihrer experimentellen Untersuchungen legen nahe, dass die Rekrutierung endogener MSCs in die schwer verletzten Nerven Postamputationsschmerzen verhindern kann, indem sie das Entzündungsgeschehen an relevanten Stellen der Schmerzbahn verändern.

Dazu verwendeten die Wissenschaftler um Studienleiter Pablo R. Brumovsky von der Universität Austral in Buenos Aires, Argentinien, ein Ex-vivo-Neurom-Modell eines Patien­ten mit Postamputationsschmerzen. Mit dessen Hilfe fanden sie heraus, dass das Oligodeoxynukleotid IMT504 menschliche primäre MSCs anspricht, um eine entzündungshemmende Mikroumgebung zu fördern. Umgekehrte Experimente konnten diesen Effekt rekapitulieren, wie die Studienautoren im „Journal of Pain“ darlegen.

So zeigte IMT504 in einem In-vivo-Rattenmodell eine starke Wirksamkeit bei der Verhinderung von selbstverstümmelenden Verhaltensweisen der Tiere. Diese Wirkung war mit einer erheblichen Anhäufung von MSCs im Neurom und den dazugehörigen Spinalganglien sowie der Etablierung eines entzündungs­hemmenden Phänotyps in diesen Kompartimenten assoziiert. Zentral reduzierte diese Intervention die glia­le Reaktivität im dorsalen Horn des Rückenmarks, was zu einer verminderten nozizeptiven Aktivität führte. Übereinstimmend damit konnte die exogene systemische Verabreichung von MSCs die Verhaltenseffekte von IMT504 phänokopieren.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die mechanistische Relevanz von MSCs und das translationale therapeutische Potenzial von IMT504, nichtneuronale Zellen zur Prävention von Postamputationsschmerzen einzusetzen“, resümiert die Forschergruppe. (ah)