„Die untere Grundverweildauer ist das Hauptproblem“

Maurice Stephan Michel beim 76. DGU-Kongress in Leipzig. Foto: Schmitz

Prof. Maurice Stephan Michel hat bei seinem letzten Kongress als Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) noch einmal gesundheitspolitische Akzente gesetzt – besonders, was die Krankenhausreform betrifft.

„Dies ist mein letzter Kongress im Amt des Generalsekretärs“, sagte Michel beim Plenum des Präsidenten am 26.09.2024 in Leipzig. Wie tags zuvor bei der Pressekonferenz und beim DGU-Plenum und ebenso beim Berufspolitischen Form am Kongress-Freitag nutzte Michel die Gelegenheit, die berufs- und gesundheitspolitischen Positionen der Fachgesellschaft zu verdeutlichen.

So rief der scheidende Generalsekretär die Urologen auf, die Breite des Faches, die durch dessen interdisziplinäre Gründung bedingt sei, zu verteidigen. Unter der Überschrift „Struktureller Wandel der Urologie in Zeiten epochaler Veränderungen“ schilderte Michel beim DGU-Plenum die Herausforderungen für das Fach: Eine Zunahme von 19,1% urologischer Krankenhausfälle wird erwartet – da wird jeder Urologe und jede Urologin gebraucht. Und: „Frauen entdecken mehr und mehr die Urologie“, freute sich der der Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Mannheim. Das Problem jedoch hatte Dr. Hannah Arnold, niedergelassene Urologin in Ulm, zuvor geschildert: Zu wenige Frauen rücken dann auch in Führungspositionen vor, und der Grund dafür ist meistens die Geburt eines Kindes, wie sie am Beispiel ihrer eigenen Mutter eindrucksvoll schilderte. Michel forderte vor diesem Hintergrund, künftig die Entscheider zu trainieren, einen möglichen Gender Bias zu erkennen.

Zur aktuellen Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) fand Michel kritische Worte: „Wir müssen uns sicherlich den ambulanten Zentren öffnen, aber das geht nicht mit der Brechstange, wie es gerade angeordnet wird.“ Das Problem in Deutschland sei, dass es keine kurzambulante Pflege gibt. Der Noch-Generalsekretär identifizierte als Hauptproblem im deutschen Krankenhauswesen die untere Grundverweildauer, die für die Abrechnung der DRGs gefordert wird. „Aus meiner Sicht wäre der Gesetzgeber besser beraten gewesen, diese wegzunehmen“, so Michel. „Wir können eine Reihe von Prostatektomien am zweiten, dritten Tag entlassen“, lautet ie Erfahrung in seinem Fach.

Fehlstart bei den Hybrid-DRGs

Bei den Hybrid-DRGs gab es in der Urologie leider einen „Fehlstart“, so Michel: In der Hybrid-DRG der Ureterorenoskopie (URS) wurden die zusätzlichen Materialkosten nicht abgebildet. „Das macht das Ganze wirtschaftlich zu einem Desaster. (…) Wir müssen hier nacharbeiten. Es darf nicht sein, dass Patienten mit einem Harnleiterstein zu Problempatienten werden, die keine Klinik mehr behandeln will, weil die URS nicht auskömmlich finanziert ist.“

Wenn die Mindestmengen „scharf geschaltet“ werden, kommt Michel zufolge ein weiteres Problem auf die Urologie zu: „Welche Versorgungsklinik, die viel Tumorchirurgie leistet, hat denn Platz frei, um die Patienten, die von den Kliniken umvertelt werden, zu versorgen?“, fragte er rhetorisch. „Leider geht der Deal, dass diese Kliniken sich dann um Endourologie kümmern sollen, natürlich auch nicht mehr auf, denn wenn Sie jetzt die ganze Endourologie mit der URS als Hybrid-DRGs in diese Kliniken verlagern, dann gehen sie noch stärker ins Defizit hinein. Hier müssen wir einen Weg finden, wie wir dies gemeinsam in der Versorgung schaffen.“ Erreicht wurde jedoch, dass die Urologie als ein Leistungsbereich gilt und nicht in mehrere aufgeteilt wurde.

(ms)