Die vorbeugende Arterienreparatur ist nach einem schweren Herzinfarkt von großem Nutzen

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Eine große internationale Studie hat gezeigt, dass das Öffnen aller verstopften Arterien mit Stents nach einem schweren Herzinfarkt viel besser ist als das ledigliche Öffnen einer einzelnen verstopften Arterie, die den Herzinfarkt verursacht hat.

Etwa die Hälfte aller Herzinfarktopfer weist zusätzlich zu der Herzinfarktarterie, die den Herzinfarkt verursacht hat, weitere verstopfte Arterien auf. Zuvor konzentrierten sich die Ärzte darauf, die für den Herzinfarkt verantwortliche Arterie zu öffnen und die anderen Blockaden der medikamentösen Behandlung zu überlassen. Die neue Studie, an der 130 Krankenhäuser in 31 Ländern zusammengearbeitet haben, hat gezeigt, dass es besser ist, alle Blockaden zu öffnen, als lediglich die eine Blockade zu behandeln, die den Herzinfarkt verursacht hat. Dies führte zu einem um 26% verringerten Risiko des Patienten zu sterben oder einen erneuten Herzinfarkt zu erleiden.

Die als COMPLETE-Studie bekannte Studie wurde heute im New England Journal of Medicine veröffentlicht und auf dem ESC Kongress 2019 und Weltkongress für Kardiologie in Paris vorgestellt.

“Angesichts der Größe, des internationalen Umfangs und der Fokussierung auf patientenzentrierte Ergebnisse wird die COMPLETE-Studie die Art und Weise ändern, wie Ärzte diese Erkrankung behandeln und weltweit jedes Jahr viele tausend ansonsten wiederkehrende Herzinfarkte verhindern”, sagte Studienleiter Dr. Shamir R. Mehta vom Population Health Research Institute (PHRI) der McMaster University und Hamilton Health Sciences in Kanada.

Er sagte, obwohl bekannt gewesen sei, dass das Öffnen der einzelnen für den Herzinfarkt ursächlichen blockierten Arterie mit Stents, vorteilhaft sei, war bislang unklar gewesen, ob zusätzliche Stents zum Öffnen der anderen verstopften Arterien den Tod oder weitere Herzinfarkte besser verhindern könnten. In den meisten Fällen würden Ärzte die zusätzlichen Blockaden lediglich medikamentös behandeln.

“Diese Studie hat eindeutig gezeigt, dass es langfristig von Vorteil ist, alle Arterien zu öffnen, um schwerwiegende herzbedingte Ereignisse zu verhindern. Die zusätzlichen Eingriffe hatten zudem keinen großen Nachteil”, sagte Mehta.

Die COMPLETE-Studie, die vom PHRI durchgeführt und von den kanadischen Instituten für Gesundheitsforschung finanziert wurde, umfasste 4041 Patienten und ist die erste große, randomisierte internationale Studie, die eine Verringerung der Haupt-Outcomes mit diesem Ansatz zeigt.

“Die Vorteile zeigten sich auf lange Sicht und waren ähnlich, wenn die zusätzlichen Stent-Eingriffe in den ersten 45 Tagen nach dem Herzinfarkt durchgeführt wurden”, sagte Mehta.

In einem medianen Zeitraum von 3 Jahren sank das Risiko einen zweiten Herzinfarkt oder einen kardiovaskulären Tod zu erleiden auf 7,8 Prozent bei den Patienten, die die vollständige Revaskularisation erhalten hatten, verglichen mit 10,5 Prozent bei den Patienten, die nur einen Stent für die für den Herzinfarkt ursächliche Arterie erhalten hatten, was einen hoch signifikanten Unterschied darstellte wie Mehta betont. Der Vorteil war sogar noch größer, wenn andere nachteilige Ereignisse wie starke Schmerzen in der Brust berücksichtigt wurden, die eine weitere Stent-Implantation erforderlich machten.

Zudem gab keinen Unterschied zwischen den Gruppen hinsichtlich der Nebenwirkungen, einschließlich Schlaganfall und schwerer Blutungen. (sh)

Publikation: Mehta SR et al. Complete Revascularization with Multivessel PCI for Myocardial Infarction.  N Engl J Med 01.09.2019; DOI: 10.1056/NEJMoa1907775 https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1907775?query=featured_cardiology