Diesjähriger Bruhn-Förderpreis für Medizinforschung geht an Mikrobiomforscher

Die Stifterin Annegret Bruhn (2. v. l.) übergab den Bruhn-Förderpreis an Malte Rühlemann (2. v. r.) zusammen mit Joachim Thiery (rechts), Dekan der Medizinischen Fakultät der CAU, und Stefan Schreiber, Direktor des Institutes für Klinische Molekularbiologie und Direktor der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. (Foto: © Peter Lühr, Uni Kiel)

Dr. Malte Rühlemann vom Institut für Klinische Molekularbiologie (IKMB) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat den diesjährigen mit 40.000 Euro dotierten Förderpreis der Bruhn-Stiftung erhalten.

Rühlemann hat in Hannover und Kiel (Medical) Life Science studiert und im Jahr 2020 zum Thema „The interaction of genetics, inflammation and the microbiome in the human metaorganism“ promoviert. Seit 2020 arbeitet er als Postdoktorand am IKMB, er ist Forscher im von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DF) geförderten Sonderforschungsbereich 1182 “Entstehen und Funktionieren von Metaorganismen” und Mitglied im Exzellenzcluster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI).

Gegenstand seiner Forschung ist die Evolution des menschlichen Mikrobioms, insbesondere im Darm, und wie dieses zur Gesunderhaltung und zu Krankheitsprozessen beiträgt. „In meinen Projekten beschäftige ich mich mit den Faktoren, die die menschliche Darmmikrobiota prägen. Hierzu zählen Umweltfaktoren und chronische Krankheiten, aber auch Genetik und Evolution“, erklärt Rühlemann. Als Bioinformatiker analysiert er Daten, die durch Sequenzierung von Stuhlproben generiert wurden, und nutzt dabei existierende Methoden und eigene Werkzeuge.

„Dr. Rühlemanns Arbeit verknüpft Mikrobiom-Analyse und Evolutionäre Medizin, um ein tieferes Verständnis für mikrobielle Gemeinschaften im Zusammenhang mit dem Menschen und die Prozesse entzündlicher Erkrankungen zu erlangen. Die Erkenntnisse aus seinen Studien haben das Potenzial, sowohl die Grundlagenforschung als auch die klinische Praxis zu beeinflussen“, betonte Prof. Joachim Thiery, Dekan der Medizinischen Fakultät der CAU, in seiner Laudatio.

Ausgezeichnet wird Rühlemann vor allem für seine Publikation („Genome-wide association study in 8,956 German individuals identifies influence of ABO histo-blood groups on gut microbiome“) in der Zeitschrift „Nature Genetics“. In dieser Arbeit präsentiert er die Ergebnisse einer großen Studie zum Einfluss der Genetik, also der individuellen menschlichen Erbinformationen, auf die Zusammensetzung der Bakterienbesiedlung im menschlichen Körper. So konnte unter anderem ein bis dahin unbekannter Zusammenhang von für die Blutgruppe verantwortlichen genetischen Variationen und dem Vorkommen und der Häufigkeit bestimmter Bakterienarten belegt werden. Die in dieser Forschungsarbeit entdeckten genomischen Bereiche stellen interessante wirtsseitige Kandidaten für die Interaktion mit dem Darmmikrobiom dar, welche potenziell grundlegenden Einfluss auf die Entstehung von chronischen Erkrankungen und deren Therapie haben.

Seit 2010 unterstützt die Stiftung der ehemaligen Lehrbeauftragten Dr. Annegret Bruhn und Prof. Hans-Dietrich Bruhn den Nachwuchs und die medizinische Forschung an der CAU. Hervorragende Promotionen oder andere herausragende Forschungsleistungen und Projekte junger Wissenschaftler, Ärzte sowie talentierter Studierende in der Medizin werden durch einen jährlich zu vergebenden Förderpreis unterstützt. Gefördert werden experimentelle oder klinische Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der personalisierten Medizin, die neue molekulare Marker oder komplexe molekulare Untersuchungsmethoden mit einer Option für die Translation in die klinische Medizin einbeziehen.