Digital unterstütztes Behandlungsangebot für Patienten mit psychischen Erkrankungen4. Dezember 2017 Foto: © goodluz – Fotolia.com Den Hausarzt mit digitalen Anwendungen zu unterstützen, psychische Erkrankungen besser zu erkennen und zu behandeln – das ist das Ziel, das die Techniker Krankenkasse (TK) gemeinsam mit den Universitätsklinika Frankfurt, München und Hamburg, der KV Hessen sowie dem Technikpartner Telepsy mit dem neuen Behandlungsangebot “Blended Therapy” verfolgen. Das sichere Erkennen von psychischen Erkrankungen ist zeitintensiv und stellt Hausärzte im dichten Arbeitsalltag vor besondere Herausforderungen. Mit einem online-gestützten Fragebogen steht den teilnehmenden Ärzten künftig ein Instrument zur Verfügung, mit dem sie vor allem Depressionen oder Angststörungen eindeutiger diagnostizieren können. Auch werden die Ärzte in ihrer klassischen therapeutischen Begleitung der Patienten mit einfachen digitalen Hilfen unterstützt. Modellregion für das auf vier Jahre angelegte, bundesweit einzigartige Projekt ist das Bundesland Hessen. Das Vorhaben wird vom bundesweiten Innovationsfonds finanziell gefördert. “Mit Blick auf die steigende Relevanz psychischer Diagnosen erhält die Behandlung von depressiven Erkrankungen durch den Hausarzt besondere Bedeutung. Die bewährte Behandlung vis-à-vis im Arztzimmer mit digitalen Instrumenten zu unterstützen, ist deshalb ein zukunftsweisender Behandlungsansatz. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie es mithilfe der Digitalisierung gelingen kann, den betroffenen Patienten in kurzer Zeit eine optimale Behandlung zu ermöglichen, die ihre persönlichen Bedürfnisse berücksichtigt”, erklärte Thomas Ballast, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der TK. Das Behandlungskonzept sieht folgendermaßen aus: Wird eine psychische Erkrankung mittels digitaler Anwendungen diagnostiziert und eine Therapie in der Hausarztpraxis begonnen, werden die Patienten gezielt und regelmäßig in einem individuellen Fallmanagement (Case Management) vom Arzt und seiner Medizinischen Fachangestellten begleitet. Das Behandlungsteam kann dabei auch auf einfache digitale Angebote wie psychologische Tests und verhaltenstherapeutisches Übungsmaterial zurückgreifen. Das Konzept sieht vor, den Hausarzt als vertrauten und verlässlichen Begleiter von Patienten mit psychischen Erkrankungen zu stärken und die Betroffenen in dieser schwerwiegenden Situation individuell zu betreuen. “Unsere Studien zeigen, dass bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen ein starkes Dreierbündnis aus Hausarzt, Medizinischer Fachangestellter und Patient besonders erfolgreich ist. Der Hausarzt stellt dabei die Diagnose und startet die Behandlung. Die Medizinische Fachangestellte der Praxis unterstützt mit regelmäßigen Anrufen beide: den Patienten bei der Umsetzung der Übungen und den Arzt mit stets aktuellen Informationen zum Verlauf. Wenn wir nun dieses Dreierbündnis mit digitalen Mitteln unterstützen, werden wir Ärzte mehr Zeit für ‘das Eigentliche’ unseres Berufs bekommen, also für das vertraute Gespräch mit unseren Patienten”, sagte Prof. Jochen Gensichen, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität München und ausgewiesener Experte für die Behandlung psychischer Erkrankungen in der Hausarztpraxis. Im Rahmen des Projekts werden rund 2000 Patienten von Hausarztpraxen in Hessen das Blended-Care-Versorgungsangebot nutzen können. Hierfür wird die TK in Hessen mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen einen besonderen Versorgungsvertrag abschließen. Die KV Hessen übernimmt auch die Rekrutierung und Schulung der Hausarztpraxen. „Ärztliche Versorgung, ganz besonders wenn es um das Erkennen und die Behandlung von psychischen Erkrankungen geht, hat sehr viel mit Zuwendung, genauem Hinhören und einem stabilen Vertrauensverhältnis zwischen Behandler und Patient zu tun. Aus meiner Sicht ist es deshalb richtig und erfolgversprechend, dass der Hausarzt bei der Behandlung der Patienten in diesem Modellprojekt von den Medizinischen Fachangestellten unterstützt wird und diese den ganz engen, notwendigen Kontakt zum Patienten regelmäßig halten“, sagte Dr. Eckhard Starke, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV Hessen. „Die webbasierte Plattform TelePsy unterstützt die Arbeit des Dreierbündnisses aus Arzt, Medizinischer Fachangestellter und Patient, indem das medizinische Personal dem Patienten im Verlauf der Behandlung bewährte Hilfsmittel wie etwa diagnostische Testverfahren oder therapeutische Übungen in digitaler Form bereitstellt, wodurch u.a. das Selbstmanagement des Patienten verbessert wird. Parallel dazu bleibt der direkte menschliche Kontakt der klassischen Sprechstunde erhalten”, sagte Alexander Hanke, eHealth-Entwickler des Technikerpartners TelePsy. Modellregion wird das Bundesland Hessen sein, das mit seinem Ballungsgebiet Rhein-Main, den mittelgroßen Städten und ländlichen Gebieten die unterschiedlichen Besonderheiten der städtischen und ländlichen Versorgung wiederspiegelt. Nach einer einjährigen Vorbereitungszeit, die u.a. für die technische Umsetzung der digitalen Anwendungen benötigt wird, können die ersten Patienten voraussichtlich Anfang 2019 im Blended-Care-Projekt betreut werden. Eine Ausweitung dieses Behandlungsansatzes auf andere psychische Erkrankungen ist in einem weiteren Schritt denkbar.
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