Digitalisierung im Gesundheitswesen: Umwälzung mit Aufbruchsstimmung

Sabine Bohnet-Joschko, Inhaberin des Lehrstuhls für Management und Innovation im Gesundheitswesen der Universität Witten/Herdecke, sieht “Aufbruchsstimmung im deutschen Gesundheitswesen“. Foto: ATLAS ITG

Die digitale Revolution des Gesundheitswesens ist in vollem Gange. Eine aktuelle Trendstudie legt dar, welche Umwälzungen und Herausforderungen sich daraus für Industrie, Krankenkassen und Leistungserbringer im Gesundheitswesen ergeben.

Für die Analyse hat das Forschungsteam des „ATLAS Digitale Gesundheitswirtschaft“ der Universität Witten/Herdecke (UW/H) auf Basis von Experteninterviews, internationalen Studien und Beispielen aus Nordrhein-Westfalen, Deutschland und der Welt digitale Transformationsfelder der Gesundheitswirtschaft identifiziert und daraus Handlungs- und Strategieempfehlungen abgeleitet. „Die Trendstudie beschreibt eine Aufbruchsstimmung im deutschen Gesundheitswesen“, sagt Projektleiterin Prof. Sabine Bohnet-Joschko, „und sie gibt einen Einblick in die Breite und Tiefe der Expertise, die im deutschen Gesundheitswesen bereits vorhanden ist und Ausgangspunkt für die erfolgreiche Mitgestaltung der digitalen Transformation darstellt.“

“Die Bedürfnisse einzelner Stakeholder in der Gesundheitswirtschaft zu kennen, aber auch von ihnen im Hinblick auf Trends und Innovationspotential zu lernen, ist ein wichtiges Anliegen“, schreibt NRW-Wirtschaftsminister Prof. Andreas Pinkwart in seinem Vorwort zur Studie. „Die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft braucht den dynamischen Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Von ATLAS ITG gehen dazu wichtige Impulse aus“, ergänzt er.

Kooperationsfähigkeit über Grenzen hinweg gefordert

Die Autoren haben in der Studie folgende Trends identifiziert: Das Gesundheitswesen der Zukunft fordert von allen Beteiligten eine Stärkung der Kooperationsfähigkeit, auch über Sektoren- und Versorgungsgrenzen hinweg. So kann beispielsweise eine durch Künstliche Intelligenz unterstützte mobile Ultraschallbehandlung dazu beitragen, klinische Workflows effizienter zu gestalten. Auch im Hinblick auf Datenschutzbelange bieten sich direkte Kooperationen zwischen Kostenträgern, Leistungserbringern und Entwicklern der Software an.

Gleichzeitig gewinnt die Patientenperspektive im Behandlungspfad an Bedeutung. Experten sehen speziell in der Integration patientengenerierter gesundheitsbezogener Daten – insbesondere über Smartwatches und andere Wearables – große Chancen für Diagnostik und Therapie, aber auch für die Forschung.

Da für den gesamten Prozess der digitalen Transformation kompetentes Fachpersonal, darunter insbesondere Schnittstellenprofis zwischen verschiedenen Professionen und der IT, gebraucht wird, kann es erfolgsversprechend sein, in Ergänzung zur Gewinnung und Ausbildung junger Nachwuchsfachkräfte auf eine Strategie des digitalen „Up-Skillings“ von Fachkräften zu setzen. Auch Kooperationen etablierter Unternehmen der Gesundheitswirtschaft mit (jungen) Technologieunternehmen werden in der Studie als eine gute Strategie identifiziert.

(Universität Witten/Herdecke / ms)