DIVI-Forschungspreis experimentelle Forschung: Wie mechanische Beatmung auf Entzündung bei akutem Lungenversagen wirkt

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Der erste Platz beim DIVI-Forschungspreis „experimentelle Forschung“ geht in diesem Jahr an ein Forschungsteam um Raphael Theilen vom Universitätsklinikum Dresden. Sie untersuchten an Hausschweinen, wie verschiedene Einstellungsparameter bei mechanischer Beatmung auf die Lungenentzündung bei akutem Lungenversagen (ARDS) zusammenwirken.

Bekannt ist, dass die mechanische Beatmung, vor allem auf lange Sicht, Organschäden hervorrufen kann. „Die Studienergebnisse des Preisträger-Projektes bringen wichtige neue Erkenntnisse, die dazu beitragen können, die mechanische Beatmungsleistung im Sinne des Patienten-Outcomes zu verbessern“, sagte der Co-Kongresspräsident Klaus Notz bei der Preisverleihung im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung auf dem Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI23) in Hamburg. Der Preis ist mit 4000 Euro dotiert.

Preisträger Raphael Theilen. Foto: ©privat

„Wir haben schon früher Versuche zum Themenkomplex Beatmungsleistung und Inflammation durchgeführt. Aber nie mit so vielen Daten wie jetzt in diesem zusammengefassten Projekt“, erklärt Theilen von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Universitätsklinikums Dresden. Dafür untersuchten er und sein Team 60 anästhetisierte Hausschweine aus drei randomisiert kontrollierten Studien. Das ARDS wurde künstlich bei ihnen herbeigeführt und physiologische Messungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchgeführt. Als Marker für das Entzündungsgeschehen in den Schweinelungen wurde die Aktivität von bestimmten weißen Blutkörperchen zur Immunabwehr, den neutrophilen Granulozyten, gemessen. Mit verschiedenen Formeln berechnete das Forschungsteam schließlich den Zusammenhang zwischen der mechanischen Beatmungsleistung und dem Entzündungsgeschehen in der Lunge. Ein Formel-Faktor dabei war der positive end-exspiratorische Druck (PEEP), der durch das Beatmungsgerät am Ende der Ausatmung erzeugt wurde. Bei den verschiedenen Formelberechnungen stellte sich heraus: Wenn der Faktor PEEP nicht berücksichtigt wurde, konnte die mechanische Beatmungsleistung mit der Lungenentzündung assoziiert werden – wenn er berücksichtigt wurde dagegen nicht.

Zukunftsperspektive: Lungenentzündungen vermeiden und Beatmungszeiten verkürzen

Ein einfacher linearer Zusammenhang „mehr mechanische Beatmungsleistung führt zu mehr Entzündung“ lässt sich also bisher nicht bestätigen. Es kommt darauf an, mit welchen Parametern die Beatmungsleistung genau berechnet wird. Dafür gibt das Gewinnerprojekt wertvolle Erkenntnisse, die es nun in weiteren Studien zu spezifizieren gilt. Mit Blick in die Zukunft sagt Theilen: „Wünschenswert wäre, wenn wir bald aus den Beatmungsdaten einen konkreten Entzündungswert berechnen könnten – um idealerweise die Beatmung so einstellen zu können, dass die Entzündung verhindert wird, Beatmungszeiten verkürzt werden und Patienten ein besseres Outcome haben.“