DIVI: „Zusatzweiterbildung stärkt als interdisziplinäres Fundament die Zukunft der Notfallmedizin“6. August 2025 Florian Hoffmann (l.) und David Josuttis (Quelle: DIVI) Die seit Monaten andauernde Debatte über einen Facharzt für Notfallmedizin nimmt die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) zum Anlass, eine Empfehlung zur Zukunft und Weiterentwicklung der klinischen Akut- und Notfallmedizin auszusprechen. „Die DIVI, einschließlich ihrer Mitgliedsfachgesellschaften und Berufsverbände, fordert mit Nachdruck eine konsequente Stärkung sowie die flächendeckende Umsetzung der Zusatzweiterbildung (ZWB) Klinische Akut- und Notfallmedizin“, erklärte DIVI-Präsident Prof. Florian Hoffmann. Gemeinsam betrachten sie die interdisziplinäre Ausrichtung als zentrale und unverzichtbare Kernkompetenz für die notfallmedizinische Versorgung aller Patienten. „Eine qualitativ hochwertige Notfallversorgung entfaltet ihre Stärke durch die Vielfalt fachspezifischer Expertise der verschiedenen Fachrichtungen. Wir sollten bestehende Strukturen stärken, statt neue Parallelwege zu schaffen“, schlussfolgert der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Dritter Orden München-Nymphenburg. Entsprechend sollen die bewährte interdisziplinäre Struktur wie auch die etablierten notfallmedizinischen Kompetenzen zukünftig erhalten und weiter gestärkt werden, heißt es in der DIVI-Empfehlung. Nachwuchsorganisationen kritisieren fehlende Perspektiven des Facharztes Diese Meinung wird der DIVI zufolge von drei Säulen getragen. Die erste: Eine Umfrage unter 1529 ärztlichen Mitgliedern der DIVI. In dieser hätten sich knapp 75 Prozent der Teilnehmenden für die Beibehaltung der Zusatzweiterbildung Klinische Akut- und Notfallmedizin ausgesprochen, so die Fachgesellschaft. Die zweite Säule sei ein noch nicht veröffentlichter Kommentar der Jungen DIVI gemeinsam mit fünf weiteren Nachwuchsorganisationen der in der DIVI vereinten Fachgesellschaften. „Wir kritisieren in diesem Kommentar, der im Laufe der nächsten Wochen publiziert werden wird, mit Blick auf das vorgelegte Facharztcurriculum unter anderem eine drohende Einschränkung von interdisziplinärer Zusammenarbeit und beruflicher Flexibilität “, resümiert Dr. David Josuttis, Sprecher der Jungen DIVI. „Auch wird einem möglichen Facharzt für Notfallmedizin Handlungssicherheit in wesentlichen Kompetenzbereichen fehlen, wenn er wie derzeit vorgeschlagen ausgebildet werden soll. Das ist für uns kein umsetzbares Konzept“, sagt Josuttis, Anästhesiologe im BG-Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin. Auch die Nachwuchsorganisationen befürworteten ausdrücklich eine zukünftige Stärkung und Beibehaltung der Zusatzweiterbildung. Als dritte Säule werden die in der DIVI zusammengeschlossenen Fachgesellschaften und Berufsverbände genannt, die sogenannte DIVI-FB, welche ebenfalls eine Beibehaltung der ZWB forderten und die Einführung eines Facharztes nicht unterstützten. Bei der Finanzierung wird G-BA-Vorschlag zugrunde gelegt Der sich hierdurch ergebende zusätzliche Ressourcenbedarf stelle eine finanzielle Herausforderung dar, die es zukünftig zu stemmen gelte, ist in der Empfehlung zu lesen. So hält die DIVI eine differenzierte und realitätsnahe Abbildung der Vorhaltekosten entsprechend den Notfallstufen des G-BA mit Blick auf den dringenden Reformbedarf der Akut- und Notfallmedizin für zielführend. Bei der Kalkulation der Vorhaltekosten seien mindestens 80 Prozent der tatsächlichen Notaufnahmekosten zu berücksichtigen und für jede der drei Notfallstufen separat zu berechnen, fordert die DIVI. „Eine Zuordnung von Fällen zu einer spezifischen Leistungsgruppe Notfallmedizin ist damit entbehrlich“, zeigt DIVI-Präsident Hoffmann auf. Die Fallzahlen hätten damit keinen Einfluss auf die Erfüllung der strukturellen Voraussetzungen. „Und entsprechend wäre durch das vorgeschlagene Finanzierungsmodell des G-BA auch die Diskussion um eine chronische Unterfinanzierung der Akut- und Notfallmedizin endlich vom Tisch“, so Hoffmann weiter. „Das ist in meinen Augen ein wirklich überzeugender Plan!“ DIVI bietet an zu vermitteln Im Sinne einer patienten- und bedarfsorientierten Weiterentwicklung der Akut- und Notfallmedizin werde die DIVI den inhaltlichen, sachlichen und konstruktiven Dialog auch zukünftig kontinuierlich fördern und begleiten, ist in der Empfehlung zu lesen. „Wir verstehen uns angesichts der aktuellen personellen, strukturellen und finanziellen Herausforderungen in der Notfallmedizin sowie der teilweise divergierenden Standpunkte als moderierende Instanz“, erklärte Hoffmann. „So werden wir gerne zwischen der betroffenen Ärzteschaft sowie den teils abweichenden Ansichten der beteiligten medizinischen Fachgesellschaften und Berufsverbänden vermitteln.“ Bereits zuvor hatten die DIVI und DGINA auf Probleme bei der Personalstruktur und Ausstattung der Notaufnahmen hingewiesen (wir berichteten).
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