DKOU 2019: Bewegung tut Kindern gut – aber in Maßen25. Oktober 2019 Foto: © Robert Kneschke/Adobe Stock Akute Verletzungen wie Brüche, Prellungen und Zerrungen – aber auch Überlastungsschäden an Gelenken und Knochen – nehmen im Kindes- und Jugendalter zu, beobachten Sportorthopäden. Im Zuge des 2019 DKOU warnen die Experten vor zu intensivem Sport ohne Regenerationszeiten im Kindesalter. Die Ursache dieser Zunahme sehen Sportorthopäden vor allem in zu wenig Verletzungsprävention, etwa passendem Schuhwerk, Einlagen, einem altersgerechten abwechslungsreichen Trainingsplan oder ausreichenden Regenerationszeiten. In vielen Fällen würden sich auch bereits durch ein adäquates Präventionstraining oder maßvollere Sporteinheiten Verletzungen und deren Spätfolgen vermeiden lassen. Die Experten weisen darauf hin, dass Folge- und Überlastungsschäden – auch durch zu einseitige Bewegungsabläufe – junge Menschen lebenslang körperlich beeinträchtigen können. „Wir beobachten in der Praxis zunehmend Verletzungsmuster, die auf zu intensive Sporteinheiten ohne ausreichende Erholung für Knochen, Gelenke und Muskulatur zurückzuführen sind“, betonte Prof. Romain Seil, Präsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) bereits im Vorfeld des DKOU. Der orthopädische Chirurg aus Luxemburg warnt vor zu langanhaltendem und einseitigem Übertraining, das den kindlichen Halte- und Bewegungsapparat dauerhaft schädigen kann. Spätschäden durch Verletzungen Eine Schwachstelle im Knochenbau von Kindern und Jugendlichen ist die Epiphysenfuge. Sie schließt sich bei Mädchen meist zum 14. oder 15., und bei Jungen etwa zum 16. Lebensjahr, nachdem das Knochenwachstum abgeschlossen ist. Akute Verletzungen, aber auch chronische Überbelastungen, die zu mikrotraumatischen Verletzungen führen, können Schäden an den Epiphysenfugen verursachen. „Insbesondere eine gelenknahe oder auch das Gelenk direkt betreffenden Verletzung, bei der die Wachstumsfuge beteiligt ist, kann dann eine Fehlstellung nach sich ziehen“, so Seil. Als Beispiel nennt er O-Beine von Fußballern, die in ihrer Jugend zu intensiv trainiert haben1. Je nach Ausprägung könne dies auch Spätschäden wie Arthrose zur Folge haben. Insbesondere bei Sportarten mit erhöhten Überlastungsrisiko an Knochen und Gelenken, wie dem Kunstturnen oder Tennis, aber auch Kontaktsportarten wie Judo, sind Überlastungsschäden häufiger als akute Verletzungen. Kinder im Leistungssport sind öfter betroffen, doch auch im Breitensport ist es ratsam, Sport in Maßen zu betrieben. „Kinder sollten wöchentlich mindestens zwei Ruhetage einhalten und höchstens drei bis vier Stunden am Tag trainieren“, so Prof. Thomas Tischer, Leiter Sektion Sportorthopädie an der Orthopädischen Klinik, Universitätsmedizin Rostock. „Dabei ist es wichtig, das Training altersgerecht, abwechslungsreich und mit ausreichend Aufwärm- und Ruhezeiten zu gestalten.“ Prävention im Breitensport zu sehr vernachlässigt Frage man politische Entscheidungsträger über ihren Kenntnisstand im Bereich der Sportmedizin, stehe die Antwort häufig mit Doping beziehungsweise Antidopinginitiativen in Zusammenhang als mit Sportverletzungen, beklagen die Experten. Prävention, Behandlung und Rehabilitation von verletzten Sportlern werde im Leistungs- aber auch im Breitensport zu sehr vernachlässigt. Sie sollten konsequenter in das Sportprogramm aufgenommen werden, um eine gesunde sportliche Entwicklung zu fördern und den jungen Sportlern ein gesundes und schmerzfreies Leben mit und nach dem Sport zu ermöglichen, so die Experten. Hat das Kind Beschwerden, sollten Eltern sich umgehend an einen Sportorthopäden wenden, sagt auch Dr. Thomas Möller, Kongresspräsident des DKOU aus Speyer. Dabei sei die Situation der Verletzungsprävention im Jugendsport besonders prekär, so die Experten. Es gebe eine Zunahme von hochklassigen Sportwettkämpfen im Jugendalter, die dazu führe, dass zunehmend leistungsorientierte Ziele von den jungen Athleten angestrebt würden. Trotzdem gebe es leider aber weder Bestrebungen, die die wissenschaftliche Auswertung von Sportverletzungen im Jugendalter noch deren Erhebung udn Prävention fördern, so die Experten weiter. Literatur: 1. Wolf, F., et al., O-Beine und intensives Fußballtraining im Wachstumsalter
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