DKOU gestartet – „Medizin mit Mitgefühl“ als Credo25. Oktober 2022 Foto: hr/Biermann Medizin „Mit Begeisterung für unsere Patienten“ ist das diesjährige DKOU-Motto. Auf der Auftaktpressekonferenz thematisierten die Kongresspräsidenten Prof. Andreas Halder, Prof. Benedikt Friemert und Dr. Wolfgang Willauschus problematische Entwicklungen für die Patientenversorgung – nicht nur in O & U. „Medizin mit Mitgefühl – das ist unser Credo“, erklärten die Halder, Friemert und Willauschus im Rahmen der Auftaktpressekonferenz zum Deutschen Kongress für Unfallchirurgie (DKOU). „Wir wollen unsere Patienten endlich wieder ganz in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit und unseres Handelns rücken.“ Sie grenzen sich damit explizit gegen zunehmenden ökonomischen Druck, gegen Überregulierungen durch die Politik sowie Fehlentwicklungen ab. Die Kongresspräsidenten des diesjährigen DKOU Andreas Halder (li.), Benedikt Friemert und Wolfgang Willauschus auf der Auftaktpressekonferenz. Bereits im Vorfeld des Kongresses hatten Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGOU) auf Probleme aufmerksam gemacht und kritisierten die nicht ausreichende Finanzierung der Notfallversorgung oder drohende Versorgungsengpässe mit Implantaten durch die europäische Medzinprodukteverordnung (medical device regulation, MDR). Traumaversorgung in bedrohlicher Schieflage „Traumaversorgung ist und bleibt ein essenzieller Bestandteil der Daseinsfürsorge“, erklärte Friemert, Kongresspräsident und Präsident von DGU und DGOU. „Daher gehört die Notfallversorgung inklusive ihrer Vorhaltungskosten in die öffentliche Hand.“ Nur so lasse sich die bestehende existenzbedrohende Unterfinanzierung der Traumaversorgung in Deutschland lösen. Friemert schilderte die Fakten: Immer mehr Kliniken zögen sich aktuell aus der Notfallversorgung zurück, da sie die Kosten nicht mehr decken können; dies führe dazu, dass größere Kliniken gezwungen seien, immer mehr Notfallpatienten zu behandeln. Die Folgen sind finanzielle Schieflagen, überlange Wartezeiten und eine insgesamt instabile Versorgungsstruktur. Der Reformbedarf in der Notfallversorgung in Deutschland sei bereits lange bekannt, betonte der Friemert. So hatte der G-BA im Auftrag der letzten Bundesregierung ein Konzept erarbeitet, das die Kernprobleme Fehlsteuerung, Wartezeiten und Unterfinanzierung im Bereich der Notfallversorgung beheben soll. Dieses Reform-Konzept begrüßen DGOU und BVOU ausdrücklich. Ergänzend haben die Verbände jedoch konkrete Empfehlungen entwickelt, um Patientenströme besser zu strukturieren und effektiver zu steuern und die Unterfinanzierung zu beenden. Die Empfehlungen liegen in Form eines Positionspapiers der Politik vor. „Die bestehende Krise der Notfallversorgung in den Kliniken und Praxen muss schnellstmöglich ein Ende haben“, forderte Friemert. „Wir brauchen hier ein klares Bekenntnis der Politik und der Kostenträger.“ Friemert zog den Vergleich mit der Versorgung von Schwerstverletzten, die in Deutschland sehr gut funktioniere. Hier gebe es eine Steuerung, die für „normale Notfallpatienten“, die in der Notaufnahme landen, fehle. Auch BVOU-Kongresspräsident Willauschus machte sich für eine Entlastung der Notaufnahmen durch eine standardisierte Ersteinschätzung und bessere Steuerung der Patienten stark. Auch Partnerpraxen und ein Versorgungsnetzwerk könnten die Notaufnahmen entlasten. Willauschus verwies auf ein gemeinsames Positionspapier von BVOU und DGOU zur Reform der Notfallversorgung. Das alles müsse auch finanziert werden, konstatierte Willauschus und forderte „ein klares Bekenntnis der Krankenkassen“ und eine fallzahlunabhängige Finanzierung. EU-Medizinprodukteverordnung erschwert sinnvolle Implantatversorgung Sorge macht Orthopäden und Unfallchirurgen auch die neue MDR: „Bewährte Endoprothesen und andere Produkte sind bereits dabei, vom Markt zu verschwinden“, sagte Halder, Kongresspräsident, Präsident der DGOOC und stellvertretender Präsident der DGOU. „Für uns Operateure bedeutet das, dass wir die Versorgung von Patienten mit Gelenkersatz nicht mehr auf dem bisherigen Niveau erbringen können.“ Die DGOU begrüße zwar grundsätzlich die MDR-Initiative, da sie zu mehr Sicherheit aller Medizinprodukte führen soll; für langjährig bewährte Produkte seien die Vorgaben jedoch ethisch nicht vertretbar und wissenschaftlich nicht sinnvoll. Patienten profitieren vom Innovationsmotor Endoprothetik und von Qualitätssicherung Halder betonte die Bedeutung der endoprothetischen Versorgung, diese sei „nicht nur eine Frage der Lebensqualität“. Eine Endoprothese gebe Mobilität zurück, helfe Schäden durch Immobilität vorzubeugen und verlängere letztendlich das Leben der Betroffenen. Aktuell erhalten rund 400.000 Patienten jedes Jahr in Deutschland ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk. Dass Endoprothesen immer besser passen und immer weniger Restschmerz oder Bewegungseinschränkungen zurücklassen, liegt an einem stetigen Innovationsprozess in der Endoprothetik. „Längst schon nutzen wir Navigationssysteme, um die Implantatpositionen möglichst exakt zu bestimmen,“ erläuterte Halder. „Technologien wie der Operationsroboter setzen sich immer mehr durch und sorgen für eine millimetergenaue Implantation. Vor allem bei Knieprothesen, die sehr exakt implantiert werden müssen, ist dies ein großer Vorteil: hier profitieren Patienten besonders von den robotergestützten Verfahren.“ Zum Erfolg der Endoprothetik trägt auch das seit 2012 geführte Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) bei. Hier sind bereits über zwei Millionen Operationen erfasst, was das EPRD zum zweitgrößten Endoprothesenregister Europas macht. Die Endoprothetik habe aufgrund neu entwickelter technischer Möglichkeiten in den letzten 20 Jahren extreme Fortschritte hinsichtlich Präzision und Sicherheit der Eingriffe sowie Haltbarkeit der Endoprothesen erzielt, so Halder. Das EPRD sichere verlässlich die Qualität der Endoprothetik in Deutschland und sei in jeder Hinsicht eine Erfolgsgeschichte. Wie Halder betonte, nähmen 80 Prozent der Kliniken, die endoprothetische Eingriffe durchführen an dem freiwilligen Register teil. Diese hohe Akzeptanz ermögliche einen hohen Grad an Vollständigkeit. Prävention von Sportverletzungen anlässlich der Fußball-WM im Fokus Auch die Prävention von Sportverletzungen gehört zum breiten Arbeitsgebiet von O und U. Wie wichtig diese Leistungen gerade für junge Sportlerinnen und Sportler sind, rückt anlässlich der Fußball-WM, die ab November in Katar stattfindet, auch Laiensportlern deutlich ins Bewusstsein. „Durch die WM in Katar wird auch hierzulande wieder die Zahl der Kinder und Jugendlichen steigen, die in den Vereinen den Profis nacheifern“, erklärte Willauschus. „Hier gilt es zu handeln! Einfache Empfehlungen helfen bereits im Vorfeld, Verletzungen zu vermeiden.“ Zu den zentralen Empfehlungen der Orthopäden und Unfallchirurgen zählen: Nicht zu früh auf Fußball spezialisieren, sondern auch andere Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Turnen betreiben; dem Körper nach jedem Spiel oder Training Zeit zur Erholung geben; das Training immer mit Übungen zum Aufwärmen beginnen; zu den eigenen körperlichen und technischen Fähigkeiten stehen; auf die Tagesverfassung achten; geeignetes Schuhwerk nutzen und bei Schmerzen oder geschwollenen Gelenken einen Arzt aufsuchen. „Und wenn es dann doch passiert und man sich verletzt, gilt folgender Rat: Die Schnelligkeit, mit der die Profis fit werden, ist nicht der Maßstab für uns Laien“, so Willauschus. (ja)
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