DOC 2022: Neue Monofokal-Plus-Linsen bei Katarakt

Monofokal-Plus-Linse bei Katarakt-OP. Symbolbild.©DOC/ Scharrer

Zunehmend bestimmen elektronische Medien unser Leben. Auch das Leben älterer Menschen, die oft vom Grauen Star betroffen sind. Jedoch selbst nach erfolgreicher Katarakt-Operation sehen die Augen das Handy meist nicht mehr scharf. Im Rahmen des 34. Internationalen Kongresses der Deutschen Augenchirurgen (DOC), der vom 23. bis 25. Juni in Nürnberg stattfindet, wurde über neue Monofokal-Plus-Linsen berichtet, die ein Sehen in genau diesem Mittelbereich wieder ermöglichen.

Die moderne Augenchirurgie hat jetzt eine neue Lösung entwickelt, die das Leben nach einer Star-Operation angenehmer und bequemer macht. „Der Augenarzt kann dabei Linsen einsetzen, die ein perfektes Sehen nicht nur in der Ferne, sondern auch im heute so wichtigen Mittelbereich ermöglichen“, erklärt Augenarzt und Kongresspräsident Dr. Armin Scharrer. Das ist der Bereich, in dem nicht nur Handy oder Tacho und Navi im Auto, sondern auch die Preisschilder im Supermarkt oder die Arbeitsplatte in der Küche sichtbar werden. „Die Patienten“, so Scharrer, „müssen dank dieser neuen Monofokal-Plus-Linsen nicht mehr laufend zur Brille greifen, wenn Nachrichten eintreffen oder sie auf dem Smartphone oder dem Armaturenbrett im Auto schnell etwas checken möchten.“

Bisher können sich Patienten vor der Katarakt-Operation aussuchen, welche Art von Linsen ihnen implantiert werden sollen. Am häufigsten wurden sogenannte Monofokallinsen mit einem Brennpunkt für ein scharfes Sehen in der Ferne gewählt. Für mittlere Abstände wie Handy oder Laptop und zum Lesen im Nahbereich benötigt man dann trotzdem eine Brille. Manche Patienten entschieden sich auch für Monofokal-Nahlinsen, mit denen sie zwar gut lesen, aber nur mit Brille Inhalte auf dem Handy erkennen und in die Ferne blicken konnten.

Multifokallinsen mit visuellen Einschränkungen
Vor einigen Jahren kamen dann sogenannte Multifokallinsen auf den Markt, die bei Tageslicht dank drei verschiedener Brennpunkte ein nahezu natürliches Sehen sowohl in die Ferne, in den Mittelbereich als auch in die Nähe möglich machen. Allerdings haben diese Trifokallinsen häufig mehr oder weniger ausgeprägte visuelle Einschränkungen, wie Dr. Mignon Hann im Rahmen der Pressekonferenz der Doc berichtete. Hauptsächlich bei Dämmerung und Dunkelheit können Kontraste verschwimmen. Viele Patienten fühlen sich im Dunkeln von beispielsweise entgegenkommenden Scheinwerfen geblendet. Zudem werden um Lichtquellen häufig störende helle Kreise und Schleier wahrgenommen. Deshalb sind die Multifokallinsen unter anderem für Berufskraftfahrer, Piloten oder auch nur Menschen, die viel mit dem Auto unterwegs sind, weniger geeignet.

Monofokal-Plus-Linse als vielversprechende Alternative
Doch jetzt gelang den Wissenschaftlern und Ingenieuren mit der neuen Monofokal-Plus-Linse eine raffinierte Neuentwicklung, die mehrere Vorteile der bisher existierenden verschiedenen Linsen-Typen verbindet. „Es handelt sich dabei um die bewährte Kategorie der Monofokallinsen mit nur einem Brennpunkt“, so Scharrer. „Damit kann man perfekt in die Ferne blicken. Doch durch einen optischen Trick konnte die Tiefenschärfe auch auf den mittleren Sehbereich ausgedehnt werden.“ Mit diesen neuen Linsen ist gutes Sehen auch in einer Entfernung von etwa 40 bis 100 Zentimetern, möglich, womit auch ein brillenloses Autofahren mit einem Wechsel zwischen Fern- und Tachosicht denkbar wird. Nur für kleine Schriften in der Nähe brauchen die Patienten oft noch eine leichte Lesebrille. Gleichzeitig gelang es aber, das Kontrastsehen bei schlechtem Licht zu verbessern und die hauptsächlich bei Dunkelheit störenden Lichtphänomene der Multifokallinsen erheblich zu minimieren. Damit stellt die neue Monofokal-Plus-Linse eine gute und vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Monofokal- und Multifokallinsen dar, wie Hann erörterte.

Manche Patienten berichten, dass sie mit einer Monofokal-Plus-Linse sogar in der Nähe wieder schärfer sehen und lesen können. „Das ist jedoch individuell ganz unterschiedlich und lässt sich auch durch intensive Voruntersuchungen nicht vorhersagen“, erklärt Scharrer. „Deshalb können wir es den Patienten nicht versprechen.“

Augenchirurgen, die bereits Erfahrungen mit den Monofokal-Plus-Linsen gesammelt haben, berichten von einer überdurchschnittlich hohen Zufriedenheit der damit operierten Patienten. Möglicherweise könnten sich die neuen Modelle künftig sogar als Standard-Linsen durchsetzen.