DOC 2022: Mikro-Implantate senken den Augeninnendruck beim Glaukom24. Juni 2022 Glaukom-Operation. Symbolbild.© DOC/ Scharrer Trotz aller Aufklärungs- und Früherkennungsmaßnahmen erkranken jedes Jahr rund 100.000 Menschen allein in Deutschland am Glaukom, das ohne Behandlung zur Erblindung führt. Auf dem 34. Internationalen Kongress der Deutschen Augenchirurgen (DOC), der vom 23. bis 25. Juni in Nürnberg stattfindet, wurden Mikro-Implantate vorgestellt, die das Fortschreiten dieser Krankheit stoppen und das Sehvermögen retten können. Insgesamt sind schon eine Million Deutsche vom Glaukom betroffen. Bei weiteren zwei Millionen Bundesbürgern ist der Augeninnendruck bereits erhöht oder der Sehnerv nicht ausreichend durchblutet. Jedoch merken und wissen die meisten noch nichts davon, weil sich das Glaukom erst in fortgeschrittenen Stadien durch Symptome bemerkbar macht und zu Sehstörungen führt. Dagegen helfen nur regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt, wie Dr. Thomas Will auf der DOC-Pressekonferenz berichtete. Bei einem erhöhten Augeninnendruck und/oder einer Schädigung des Sehnervs verschreibt der Augenarzt drucksenkende Tropfen, um damit das Fortschreiten des Grünen Stars zu stoppen. Bei über 80 Prozent der Patienten reicht diese Therapie aus. Doch nicht immer bringen die Tropfen den gewünschten Erfolg. “Wenn das der Fall ist oder der Patient die Medikamente nicht verträgt oder wenn speziell ältere Menschen Probleme haben, die Tropfen richtig ins Auge zu träufeln, kann die Augenchirurgie heute gut mit modernen Eingriffen oder Operationen helfen”, sagte Kongresspräsident Dr. Armin Scharrer. Bei etwa fünf Prozent der Patienten können auch Laser-Eingriffe zum Einsatz kommen, die den Abfluss des Kammerwassers aus dem Auge wieder verbessern oder die Produktion von zu viel Kammerwasser reduzieren. Ist das nicht möglich, kommen für etwa zehn bis 15 Prozent der Patienten die bisher üblichen konventionellen Operationen, wie zum Beispiel die bewährte klassische Trabekulektomie infrage. Mikroinvasive Verfahren bei leichten und mittelschweren FällenBei leichten und mittelschweren Fällen operieren die Augenchirurgen heute jedoch immer öfter mit neuen und besonders schonenden mikroinvasiven Verfahren. „Die sogenannte mikroinvasive Glaukomchirurgie oder abgekürzt MIGS setzt sich immer mehr durch“, so Scharrer. „Dabei setzen wir winzige Kleinst-Implantate ein, die den Abfluss des Kammerwassers verbessern. Dank dieser neuen Techniken bleibt den Patienten oft eine große Glaukom-Operation erspart und wir können den Augeninnendruck in der Regel dauerhaft senken.“ Oft sind dazu nicht einmal Schnitte nötig, weil sich einige Implantate mit einem Injektor einsetzen lassen, der so ähnlich funktioniert wie ein Kugelschreiber. Die neuen Mikro-Eingriffe haben sich in zahlreichen Studien bisher als wirksam und sicher erwiesen. Im Vergleich zu den klassischen Operations-Verfahren kommt es hier seltener zu Komplikationen und die Patienten erholen sich schneller. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei den Eingriffen nahezu keine Blutungen mehr entstehen. Somit sind sie besonders gut für ältere Patienten geeignet, die beispielsweise wegen einer Herzerkrankung blutverdünnende Medikamente nehmen und diese vor dem Eingriff nicht extra absetzen müssen. Kammerwinkel- und filtrierende Stents Bei den neuen Implantaten, so berichtete Will, unterscheidet die Augenchirurgie zwischen Kammerwinkel-Stents und filtrierenden Stents. Zu den Kammerwinkel-Stents, welche über reine MIGS-Prozeduren eingesetzt werden, gehören der iStent beziehungsweise iStent w, der Hydrus Microstent sowie der MiniJect. Für die filtrierenden Stents wie Preserflo und XEN einem gelartigen Drainageröhrchen, ähnelt die Operation einer schonenden Trabekulektomie. Die verschiedenen Implantate leiten über unterschiedliche Abflusswege das Kammerwasser aus dem Auge. Jedes von ihnen hat bestimmte Vor-, aber auch Nachteile, die der Augenchirurg gemeinsam mit dem Patienten sorgfältig gegeneinander abwägen muss. Welches Implantat infrage kommt, richtet sich unter anderem nach der Höhe des Augeninnendrucks vor der Operation beziehungsweise der erreichbaren Druckabsenkung nach dem Eingriff. Je nach Implantat liegt die mögliche Absenkung des Augeninnendrucks zwischen 15 bis 20 beziehungsweise 30 bis 55 Prozent. Ein weiterer Faktor ist die Anatomie des Auges selbst, wie Narben an der Bindehaut oder ungewöhnlich geformte Kammerwinkel. Auch der zumutbare Umfang der Operationsvorbereitungen – insofern notwendig – sowie die eventuelle Nachsorge spielen eine Rolle. „Alle diese Implantate scheinen den Augeninnendruck gut in einen Bereich von etwa 15 mmHg senken zu können“, resümiert der DOC-Präsident. „Viele Patienten brauchen nach der OP gar keine Glaukomtropfen mehr. Andere kommen mit wesentlich weniger Tropfen aus oder müssen sie nicht mehr so häufig am Tag anwenden.“ Zudem können viele dieser Implantate gleichzeitig im Rahmen einer sowieso geplanten oder erforderlichen Katarakt-OP eingesetzt werden. „Diese Kombination erspart dem Patienten dann einen zusätzlichen zweiten Eingriff“, was Scharrer als günstigen Umstand bezeichnet.
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