DOC 2024: Hürdenlauf ins Gesundheitssystem – Probleme und Lösungswege für ausländische Ärzte

Die Faktoren Sprache und Bürokratie sind zwei der höchsten Hürden für ausländische Ärzte und MFA in Deutschland (Symbolbild). Foto: © Mediteraneo – stock.adobe.com

In Deutschland sind immer mehr ausländische Ärzte (2023: 62.000 ohne deutsche Staatsangehörigkeit, Quelle: Destatis) und medizinische Fachangestellte (MFA) an der Versorgung beteiligt. Auch in der Augenheilkunde wird dieser Anteil voraussichtlich weiter steigen. Man darf behaupten, dass die augenmedizinische Versorgung im heutigen Umfang ohne diese Verstärkung unmöglich wäre. Vor diesem Hintergrund fragten wir ­DOC-Präsident Dr. Armin Scharrer, was die höchsten Hürden sind, bevor ein auslän­discher Augenarzt hier tätig werden kann und welche Erleichterungen nötig wären.

Die Hürden für ausländisches Fachpersonal, so Scharrer, seien vielfältig und insbesondere von administrativen, sprachlichen und kulturellen Hürden geprägt. Im Einzelnen führt er aus, wo es hakt und was getan ­werden sollte.

• Sprachanforderungen: Ausländische Ärzte und MFA müssen Deutschkenntnisse auf dem Niveau C1 nachweisen. Dies ist erforderlich, um mit Patienten zu kommunizieren, medizinische Befunde zu verstehen und im Team zu arbeiten. Insbesondere im ambulanten Setting hat dies beson­dere Relevanz, zum Beispiel bei den Fachärzten, da diese häufig im 1:1-Gespräch mit den Patienten kommunizieren müssen. Operateure in anderen Fachrichtungen, die in Teams „am Tisch stehen“, tun sich da sicherlich leichter. Deutsch ist in Summe jedoch eine schwere Sprache. Andere Länder, insbesondere Großbritannien, aber auch Spanien, haben es einfacher aufgrund der geringeren sprachlichen Hürden und weitere Länder mit ­gleicher Sprache.
• Anerkennung von Abschlüssen: Die Abschlüsse ausländischer Ärzte und MFA müssen von den Behörden in Deutschland anerkannt werden. Dieser Prozess beinhaltet oft die Überprüfung der Gleichwertigkeit der ausländischen Qualifikationen mit den deutschen Standards. Besonders erschwerend ist in dem Kontext, dass diese Prozesse in Deutschland aktuell sehr langwierig sind und viel Zeit verloren geht.
• Zusatzqualifikationen: In einigen Fällen kann es erforderlich sein, zusätzliche Qualifikationen oder Prüfungen abzulegen, um die deutschen Anforderungen zu erfüllen. Dies kann je nach Spezialisierung und beruf­licher Erfahrung variieren.
• Berufserlaubnis und Approbation: Um in Deutschland als Arzt oder MFA tätig zu werden, benötigt man eine Berufserlaubnis oder eine Approbation. Die Voraussetzungen hierfür können von Bundesland zu Bundesland vari­ieren und dauern meist länger als sechs Wochen (Berufserlaubnis), bis zur Erteilung einer Approbation mehrere Monate (EU) und bis zu mehr als ein Jahr (außerhalb EU).
• Arbeitsgenehmigung: Ausländische Ärzte und MFA benötigen in der Regel eine Arbeitserlaubnis, um in Deutschland zu arbeiten. Wir sprechen hier von Drittstaaten (außerhalb der EU). Diese Genehmigung wird oft in Verbindung mit der Berufserlaubnis oder Approbation beantragt.
• Integration ins Gesundheits­system: Neben den formellen Anforderungen ist es wichtig, sich mit dem deutschen Gesundheitssystem vertraut zu machen und sich in die Arbeitsabläufe und ­kulturellen Normen einzufinden.

Um die Hürden für ausländische Ärzte und MFA in der Augenheilkunde in Deutschland abzubauen, so erklärt Scharrer, könnten verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, die den Zugang zur Berufsausübung in der Augenheilkunde erleichtern und die Integration ins Gesundheitssystem verbessern könnten. Beispielhaft nennt er:
• Sprachkurse und Unterstützung bei der Integration: Angebote für intensive Deutschkurse und kulturelle Integration könnten geschaffen werden, um ausländischen Fachkräften zu helfen, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und sich besser in das deutsche Gesundheitssystem einzufinden. Da sind die Unternehmen, insbesondere aber die Bewerber heute noch oft auf sich allein gestellt.
• Vereinfachung des Anerkennungsprozesses: Der Prozess der Anerkennung ausländischer Abschlüsse könnte transparenter und effizienter gestaltet werden, um die bürokratischen Hürden zu reduzieren. Es geht hier auch ins­besondere um den Faktor Zeit.
• Unterstützung bei der Vorbereitung auf Prüfungen: Angebote für Vorbereitungskurse und Unterstützung bei den Prüfungen, die für die Anerkennung oder Zusatzqualifikationen erforderlich sind, könnten bereitgestellt werden, um die Erfolgschancen der ausländischen Fachkräfte zu erhöhen. Wir haben es vielfach erlebt, dass Kandidaten, auf die wir bereits gesetzt hatten, die Prüfung leider nicht bestanden haben.
• Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten: Beratungsstellen und Unterstützungsnetzwerke könnten ausgebaut werden, um ausländischen Ärzten und MFA bei Fragen zur ­Anerkennung, Berufsausübung und Inte­gration zur Seite zu stehen.
• Förderung der interkulturellen Kompetenz: Schulungen und ­Programme zur Förderung der inter­kulturellen Kompetenz könnten sowohl für ausländische Fachkräfte als auch für Mitarbeiter im Gesundheitswesen ­angeboten werden, um eine bessere Zusammen­arbeit und Integration zu ermöglichen. (dk)