DOC 2025: Doppelte Hilfe für die Augen – Kombi-OP bei Katarakt und Glaukom                  

Mignon Hann.Foto.©Schulz/Biermann Medizin

Was tun, wenn zwei Augenkrankheiten auf einmal auftreten? Rund 15 Prozent der Menschen, bei denen ein Grauer Star diagnostiziert wird, haben gleichzeitig ein Glaukom. Beide Erkrankungen lassen sich jedoch in einer einzigen, kombinierten Operation effektiv behandeln, wie Dr. Mignon Hann, Neuss, auf dem 37. Internationalen Kongress der Deutschen Augenchirurgie (DOC) berichtete.

Das OP-Verfahren, bei dem der Graue und der Grüne Star gleichzeitig operiert werden, wird zunehmend bevorzugt. Bei der sogenannten Kombi-OP wird zuerst mit Hilfe einer herkömmlichen Katarakt-Operation die getrübte Linse ausgetauscht. Direkt im Anschluss folgt dann die Behandlung des Grünen Stars – in der Regel durch den Einsatz moderner Mikro-Stents oder in einigen wenigen Zentren auch mit dem Verfahren der Excimer-Laser-Trabekulotomie (ELT).

Vorteile der Kombination

Diese Kombination der Eingriffe spare den Patienten nicht nur eine zweite Operation, sondern senke auch das Infektionsrisiko. Zudem wirkt sich allein die Katarakt-OP bereits positiv auf den Augeninnendruck aus – der Druck sinkt oft schon um zwei bis drei mmHg. Wird zusätzlich ein Mikro-Stent eingesetzt, kann der Druck insgesamt um circa sechs bis acht mmHg gesenkt werden. Das ist entscheidend, um Schäden am Sehnerv zu verhindern.

Mikro-Stents sind winzig keine Titan-Röhrchen, die unter dem Mikroskop in das Trabekelmaschenwerk des Auges implantiert werden. Dort sorgen sie dafür, dass das Augenwasser wieder ungehindert abfließen kann. Die Folge: Der Augeninnendruck sinkt, das Fortschreiten des Glaukoms wird gebremst oder ganz gestoppt.

Meist werden dabei zwei dieser Stents eingesetzt, um ein möglichst großes Areal zu behandeln. Die Prozedur dauert nur etwa fünf bis zehn Minuten länger als eine normale Katarakt-OP und eine örtliche Betäubung ist dabei ausreichend. Einen weiteren Vorteil sieht Hann darin, dass der Eingriff nahezu blutungsfrei ist, sodass blutverdünnende Medikamente in der Regel nicht abgesetzt werden müssen – gerade für Herzpatienten ein wichtiger Punkt.

Die Kombi-OP kommt nicht nur für Patienten mit bereits fortgeschrittenem Glaukom infrage, wenn verschiedene Augentropfen mehrmals pro Tag nötig sind und der Augeninnendruck trotzdem erhöht bleibt. Auch Menschen mit milden oder moderaten Formen des Grünen Stars profitieren davon, vor allem wenn sie mit der regelmäßigen Tropfentherapie Schwierigkeiten haben. Und in rund 70 Prozent der Fälle kann nach der Kombi-OP ganz auf Tropfen verzichtet werden, wie Hann hervorhob.

ELT-Laserverfahren

In manchen Kliniken kommt statt der Mikro-Stents auch das sogenannte ELT-Laserverfahren zum Einsatz. Dabei werden unter dem Mikroskop winzige Laserimpulse gezielt in den Kammerwinkel des Auges gesetzt. Dieser Bereich funktioniert wie ein Schwamm und ist bei Glaukom-Patienten oft verstopft. Die Laserpunkte schaffen feine Öffnungen, durch die das Augenwasser wieder besser abfließen kann – ähnlich wie bei einem Stent, nur ohne Implantat.

Ob mit Mikro-Stent oder Laser – die Kombination aus Katarakt- und Glaukom-Operation gilt als besonders schonend, sicher und effektiv. Sie erspart vielen Patienten nicht nur eine zusätzliche OP, sondern auch die tägliche Tropftherapie, wie Hann hinzufügte.