DOC 2025: KI in der Augenheilkunde – Präziser sehen, früher handeln

Stephan Fröhlich erläuterte, in welchen Bereichen der Ophthalmochirurgie KI bereits nutzbringend eingesetzt werden kann. Foto: Schulz/Biermann Medizin

Immer mehr Augenärzte nutzen Systeme der Künstlichen Intelligenz (KI) als Frühwarnsystem, etwa bei Glaukom, diabetischen Netzhautschäden oder der Altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Wie KI die Früherkennung, Diagnostik und Therapie von Augenerkrankungen verbessert, war ein Thema auf dem 37. Internationalen Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC), der vom 15. bis 17. Mai in Nürnberg stattfand.

Vor allem bei der Analyse von Netzhautbildern zeige die KI ihre Stärken, erklärte Dr. Stephan Fröhlich während der Kongress-Pressekonferenz. Mithilfe von OCT- und Fundusbildern könne KI krankhafte Veränderungen oft schon erkennen, bevor Symptome auftreten.

Durch den Vergleich mit zehntausenden Bilddatensätzen erkennt die KI frühzeitig Schäden und erlaubt eine präzise Verlaufskontrolle. Besonders beim Glaukom ist sie hilfreich: Die KI misst nicht nur die Schichtdicke der Nervenfasern präziser als je zuvor, sie prognostiziert auch, wie sich die Erkrankung entwickeln wird. Muss der Augeninnendruck stärker gesenkt werden? Droht ein rapider Verlauf? Die KI gibt Hinweise, die dem Augenarzt hilft, gezielter zu handeln.

Bei AMD-Patienten erkennt KI etwaige Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut und hilft zu bestimmen, wann die nächste patientenindividuelle Anti-VEGF-Injektion nötig ist. So lassen sich unnötige Spritzen vermeiden.

Auch im Rahmen der Kataraktoperation beginnt KI, eine größere Rolle zu spielen. Wenn Patienten sich entscheiden, hierbei eine Premiumlinse einsetzen zu lassen, können moderne Systeme helfen, die optimale Kunstlinse zu wählen. Sie analysieren neben anatomischen Daten wie Augenlänge, Form und Krümmung der Hornhaut auch Sehgewohnheiten und vergleichen diese mit früheren OP-Verläufen. So lässt sich vorhersagen, mit welcher Linse ein möglichst brillenunabhängiges Leben am ehesten gelingt.

Forschungseinrichtungen wie die Uniklinik Ulm, so hieß es, entwickelten KI-gestützte Roboterchirurgie für noch präzisere Netzhauteingriffe. Der größte Vorteil der KI: Sie kann riesige Datenmengen aus Scans, Akten und Therapien analysieren und daraus individuelle Risikoprofile ableiten – sogar für Menschen ohne aktuelle Beschwerden. So entstehen personalisierte Vorsorgepläne, zum Beispiel für Diabetiker oder Patienten mit familiärer AMD-Vorbelastung.

Der vielleicht größte Trumpf der KI, so wurde in Fröhlichs Vortrag deutlich, liegt aber in ihrer Fähigkeit, riesige Datenmengen auszuwerten – und darin Muster zu erkennen, die dem Menschen verborgen bleiben. In internationalen Projekten speisen Forscher Millionen von Augen-Scans, Patientenakten und Therapieverläufen in lernfähige Systeme ein. Das Ziel: Risikoprofile für einzelne Patienten zu erstellen.

Bei aller Begeisterung stellt sich jedoch auch die Frage: Wie viel Verantwortung darf die Technik übernehmen? „KI ersetzt uns nicht – sie unterstützt uns“, betonte Fröhlich. Am Ende brauche es immer den menschlichen Blick, das Gespräch mit dem Patienten, das Einfühlungsvermögen. Doch dass die Technik die Augenheilkunde tiefgreifend verändern werde, daran zweifele heute niemand mehr.