DOC 2025: Klimawandel fördert Katarakt und Netzhautschäden

Untersuchung von Sonnenbrillengläsern mit einem Scheitelbrechwertmesser. Dieses Gerät zeigt nicht nur die Dioptrienzahl an, sondern auch, wie viel Prozent der UV-Strahlung und des blauen Lichtanteils die Gläser filtern. Eine Sonnenbrille sollte 100 Prozent der UV-Strahlen, ein zusätzlicher Blaulichtfilter 30 bis 50 Prozent des blauen Lichtanteils herausfiltern. Foto: © DOC/Dr. Scharrer

Der Klimawandel führt nicht nur zu Extremwetter, er bedroht auch die Gesundheit. Deshalb waren der Klimawandel und sein Einfluss auf die Augen auch Themen auf dem 37. Internationalen Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie DOC, der bis zum 17. Mai im Nürnberger Messezentrum stattfand.

Steigende Temperaturen belasten Herz und Kreislauf, immer aggressivere Luftschadstoffe verursachen mehr Allergien, Hautkrebserkrankungen nehmen zu. Jetzt schlagen auch die Augenärzte Alarm. Die UV-Strahlung habe sich in den letzten 30 Jahren um bis zu 20 Prozent erhöht, betonte Dr. Stephan Fröhlich anlässlich der Kongress-Pressekonferenz. Dadurch steige auch das Risiko für Kataraktentstehung und Netzhautschäden deutlich an.

Ursache für die klimabedingten Augenschäden seien insbesondere die geringer werdende Bewölkung und die dadurch erhöhte Anzahl der Sonnenstunden, die so zu mehr UV-Strahlung führten. Gleichzeitig nähmen die UV-Werte aufgrund der durch Treibhausgase geschwächten Ozonschicht und durch ozonarme Luftmassen weiter zu. Zusätzlich steige die UV-Wirkung auf Augenlinse und Netzhaut auch deshalb weiter an, weil die Menschen aufgrund der höheren Temperaturen längere Zeit im Freien verbrächten.

Anhaltende oder intensive UV-Belastung, so hieß es, könnten das Risiko für die Kataraktentstehung deutlich erhöhen, weil besonders UV-A- und UV-B-Strahlen ein Schädigungspotenzial für die Eiweißstrukturen der Augenlinse hätten. Außerdem könnte eine hohe UV-Strahlung langfristig Zellen auf der Netzhaut angreifen und so möglicherweise zur Entstehung einer Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) beitragen. Des Weiteren bestehe die Gefahr für Schäden an Augenlidern, Binde- und Hornhaut wie zum Beispiel Melanome, Bindehautentzündungen und Trockenes Auge.

Zunahme des blauen Lichtanteils

Neben der erhöhten UV-Strahlung mache den Augenärzten darüber hinaus die Zunahme von blauem Licht Sorgen, berichtete Fröhlich. So deuteten einige wissenschaftliche Studien darauf hin, dass auch der blaue Anteil des sichtbaren Tageslichtes (Wellenlänge 380-500 nm) Linsen und Netzhaut auf lange Sicht möglicherweise schädigen könne. Deshalb werde auf dem DOC-Kongress diskutiert, ob die energiereiche elektromagnetische Strahlung des blauen Lichtanteils in den empfindlichen Netzhautzellen mit der Zeit photochemische Schäden hervorrufe. Mehrere wissenschaftliche Labor-Studien hätten gezeigt, dass blaues Licht in der Retina oxidative Reaktionen auslösen, Zellen schädigen und das Risiko für eine AMD erhöhen könne. Allerdings arbeiteten diese Studien mit sehr hohen Lichtdosen.
In der Linse wiederum könnten sich durch blaues Licht freie Radikale bilden und diese wiederum Proteine schädigen. Das sei zwar nicht zweifelsfrei belegt, aber biochemisch plausibel.

Sonnenbrille oder zusätzliche Blaulichtfilter

Um den Gefahren durch UV-Licht zu begegnen, riet Fröhlich, bei schönem Wetter Sonnenbrillen zu tragen. Diese Brillen sollten jedoch mindestens über das in der EU vorgeschriebene CE-Kennzeichen verfügen, das einen Schutz bis zu einer Wellenlänge von 380 nm belege. Noch besser wäre die strengere Kennzeichnung UV-400. Sie garantiere, dass die Brille zu 100 Prozent vor UV-A- und UV-B-Strahlen bis zu einer Wellenlänge von 400 nm schütze.

Wer seine Augen noch intensiver vor UV-Strahlen schützen möchte, könne auch eine Sonnenbrille mit extra breiten Seitenbügeln oder eine Brille mit einem anatomisch angepassten Seitenschutz tragen. Große Gläser seien besser als kleine.

Schutz vor blauem Licht böten nicht nur Sonnenbrillen, sondern auch alle anderen Brillen sowie Kontaktlinsen mit einem zusätzlichen Blaulichtfilter. Diese Gläser blockierten Wellenlängen von 400 bis 500 nm und würden so die blauen Lichtanteile herausfiltern, das Farbensehen werde dabei nicht beeinflusst. Bei Sonnenbrillen, so hieß es, blockierten braune Gläser das blaue Licht besonders gut und erhöhten den Kontrast, was vor allem bei Aktivitäten im Freien, beim Sport oder beim Autofahren vorteilhaft sei. Patienten, die wegen einer Katarakt operiert würden, könnten sich bei diesem Eingriff auch Intraokularlinsen mit einem Blaufilter einsetzen lassen.