DOG 2024: „Es ist wieder mehr Miteinander gefragt“ – Rede zur Kongresseröffnung11. Oktober 2024 DOG-Präsident Prof. Gerd U. Auffarth bei der Eröffnungsrede (l.) und Prof. Arie L. Markovich bei seinem Grußwort der Israelischen Ophthalmologischen Gesellschaft. Fotos: Schulz/Biermann Medizin Das Leitthema des DOG-Kongresses spiegelt diesmal mehr denn je die Zeichen der Zeit – eine Zeit der Krisen und Polarisierungen. Dennoch ist das Thema kein Ausdruck der Klage, sondern ein Aufruf zu verstärktem Miteinander … gerade jetzt. Der Blick richtete sich dabei aber nicht nur auf die Weltpolitik. Der Titel der Eröffnungsrede von DOG-Präsident Prof. Gerd U. Auffarth griff das Kongressmotto ganz bewusst in seiner Dualität auf: „Internationale Zusammenarbeit und Kooperationen in Forschung und Wissenschaft: Wie uns Krisen auseinander und zueinander bringen“, hieß sein gewähltes Thema. Wie schnell es passieren könne, dass man von allen Kontakten im privaten wie beruflichen Bereich abgeschnitten werde, habe die Pandemie gezeigt, erinnerte er an die zurückliegenden Jahre. Bereits dies hätte enorme Auswirkungen auf das alltägliche Leben, aber auch auf die Medizin, auf wissenschaftliche Kooperationen und den Austausch zwischen den Kollegen gehabt. Dies sei zum Glück nun überwunden, die Kongresslandschaft habe sich wieder normalisiert und auch Studien könnten wieder wie gewohnt laufen, meinte Auffarth, aber: „Der Ukrainekrieg und der folgende Nahostkonflikt haben die Situation weiterhin verkompliziert und zeigen auch, wie sehr es Polarisierungen in unseren Gesellschaften gibt, die zu immer mehr Konflikten führen“, unterstrich Auffarth. Netzwerke und KooperationenDas Leitthema seiner Präsidentschaft solle daher diese Themen aufgreifen und für eine bessere Verständigung und ein besseres Miteinander auf allen Ebenen stehen – dazu könnten Netzwerke und Kooperationen beitragen. Dem Leitthema folgend biete das DOG-Programm Beiträge aus vielen unterschiedlichen Ländern: „Der Kongress der DOG wird internationaler.“ Mit Blick auf die Ukraine merkte Auffarth an, dass die DOG in den letzten zwei Jahren Spendenaktionen für die ukrainischen Augenärzteschaft unterstützt habe und gerade auch an dem Aufbau einer Hornhautbank in Kiew arbeite. Den ukrainischen Kollegen habe man zudem ermöglicht, dass sie gebührenfrei am Kongress teilnehmen könnten. Ein besonderes Grußwort als Videobotschaft aus der Ukraine folgte sodann auf der großen Leinwand des Auditoriums von Graefe: Vladimir Klitschko, ehemaliger Boxer und mehrfacher Weltmeister im Schwergewicht, wandte sich aus der Hauptstadt Kiew an die Kongress-Teilnehmer. Die Hilfeleistungen der Augenärzteschaft und der DOG seien ein Ausdruck sowohl von Menschlichkeit als auch Professionalität, dankte er für die medizinische wie auch finanzielle Unterstützung, die die ukrainischen Kollegen erhalten hätten. Aktuelle Weltpolitik schwang auch mit, als Prof. Arie L. Marcovich von der Hebrew University, Jerusalem, das Grußwort der Israelischen Ophthalmologischen Gesellschaft (IOS) überbrachte. Sein Dank galt der DOG für die vielfältigen wissenschaftlichen Kontakte, die seit dem Abschluss des Kooperationsabkommens im Juni 2022 aufgebaut worden seien. Dadurch seien Freundschaften entstanden, nicht nur auf institutioneller Ebene, sondern auch persönliche. Internationale Zusammenarbeit seit viel längerer Zeit existiert zwischen der DOG und der Französischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SFO). Prof. Carl Arndt aus Paris erinnerte daran, dass schon seit dem Ursprung der beiden Fachgesellschaften enge Kontakte geknüpft seien und er sehe seine Verpflichtung darin, dies weiterzuführen. Hier in Berlin habe er vor allem die tolle Organisation des Kongresses schätzen gelernt, Davon, so meinte er, könnte man in Frankreich sicher einiges übernehmen. Internationale Zusammenarbeit der DOGAuf die zahlreichen weltweiten Verbindungen der DOG ging Auffarth später auch in seiner Präsidentenrede ausführlicher ein. Aktuell bedeutend sei jedoch, dass die DOG bereits seit vielen Jahren enge Kontakte mit ukrainischen Augenärzten, der Ukrainischen Ophthalmologischen Gesellschaft sowie vielen ukrainischen Universitäts-Augenkliniken und Forschungseinrichtungen unterhalte. „Diese Kontakte halfen auch dabei, dringend benötigte Materialien in die kriegsgebeutelte Ukraine zu transportieren, die von DOG-Mitgliedern gespendet wurden.“ Und auch nach Israel richtete sich sein Blick. „Wir freuen uns sehr auf den Austausch mit israelischen Kolleginnen und Kollegen auf der DOG, die sich in einer sehr schwierigen Situation in ihrem Land befinden.“ Belastungen des beruflichen AlltagsAuch abseits der „großen Weltpolitik“ gibt es aktuell Trennendes und Belastendes, weitete Auffarth das Thema seiner Rede auf den beruflichen Alltag der deutschen Augenärzteschaft aus. So sei etwa die Verfügbarkeit von Medikamenten „spürbar eingeschränkt“. Zwar gebe es meist vernünftige Alternativen, aber oft würden Produkte verordnet und könnten vom Patienten nicht in der Apotheke abgeholt werden. Bis eine Alternative benannt und verordnet werde, könnten oft längere Zeiträume entstehen. „Problematisch ist auch, dass zum Beispiel postoperative Standardtherapien nicht immer verordnet werden können und es dann Kommunikationsprobleme bei der Alternativverordnung geben kann. Das heißt gewohnte standardisierte Abläufe sind gestört.“ Bei den Implantaten sei die europäische Medical Device Regulation (MDR) „eine Katastrophe“, die zu erheblichen Therapieproblemen führen können, führte er ein weiteres belastendes Beispiel an. Bei den Intraokularlinsen sei der Trend erkennbar, dass neue Entwicklungen nicht mehr ausschließlich in Europa entwickelt würden, sondern zum Teil zuerst in den USA. „Wir könnten hier mittelfristig den Anschluss in der Entwicklungsforschung verlieren“, warnte Auffarth. Auch die gesetzlichen Änderungen im Bereich der Ambulantisierung habe das Fach Augenheilkunde – „eigentlich das am meisten ambulantisierte Fach in der Medizin“ – wieder vor eine Vielzahl von Problemen gestellt. Die Strabologie werde derart entwertet, dass das Fach und auch die Kompetenz in diesem Fachbereich langfristig erheblich geschädigt werden könnten.Außerdem müsste für die Ambulantisierung die begleitende Infrastruktur wie Unterbringungsmöglichkeiten verbessert werden, um einen Krankenhausaufenthalt oder eine ambulante OP verstärkt anbieten zu können, verwies Auffarth auf das Beispiel USA. „Bevor man Gesetze erlässt, muss man schauen, welche Konsequenzen sich daraus ergeben.“Hier versuche die DOG wie auch die anderen Berufsgesellschaften in der Augenheilkunde mehr Lobbyarbeit zu leisten, betonte Auffarth. Universitäten, Kliniken und niedergelassene Kollegen hätten zwar unterschiedliche Aufgaben und Arbeitssituationen, würden sich allerdings „sehr stark überlappen und ergänzen“ und seien auch voneinander abhängig. „Hier ist – wie im Motto des DOG-Kongresses wiederzufinden – wieder mehr ,Miteinander‘ gefragt“, appellierte Auffarth. (dk)
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