Dr. Rolf Grewe verstorben

Dr. Rolf Grewe. Foto.©Grewe

Am 25. März 2023 ist Dr. Rolf Grewe – langjähriges Vorstandsmitglied der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) – verstorben.

Rolf Grewe war eine Ausnahmepersönlichkeit mit hohem Verantwortungsgefühl. Er war ein bescheidener und großzügiger Mensch, der alle Ungerechtigkeit verabscheute.

Freundschaft war für ihn kein hohler Begriff, sondern ethische Verpflichtung. Treue, Vertrauen und Ehrlichkeit waren die Pfeiler, auf denen seine Freundschaften ruhten. Nichts erschütterte ihn mehr, als wenn er sich in einem Menschen getäuscht sah. Leider nehmen sich viele Menschen selbst zu ernst und werden egoistisch.

Seit Ende seines Studiums setzte er sich ehrenamtlich für seine Mitmenschen ein und bekleidete ungezählte Ehrenämter, die er stets mit Akribie und hohem persönlichen Einsatz ausfüllte, treu seinem Motto: nihil desperandum (niemals aufgeben).

Rolf Grewe war 1985/1986 Präsident der DOG und mehr als zwanzig Jahre Mitglied des Vorstandes. Dieses Amt füllte er mit großem Geschick aus. Die DOG ernannte ihn 1998 zum Ehrenmitglied und berief ihn 2016 zum Senator. Es war ihm ein besonderes Anliegen, Wissenschaft und Praxis einander näher zu bringen. 

Im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) leitete Grewe 16 Jahre den Landesverband Westfalen und führte 1983 das Pressereferat ein. 2001 erhielt er die Ehrenmitgliedschaft des BVA.

Grewe war Begründer dreier Initiativgruppen, die noch heute bestehen: „Trockenes Auge“, „Früherkennung des Glaukoms“ und „Retinopathia diabetica“.

An der Universitäts-Augenklinik Münster organisierte er 46 Jahre lang die augenärztliche Fortbildung.

Nach dem Sturz des SED-Regimes 1990 war es für Grewe eine Selbstverständlichkeit, sich an die Spitze derer zu stellen, die den ostdeutschen Augenärzten Hilfe brachten, obwohl er niemanden in der ehemaligen DDR persönlich kannte. Für ihn war es eine Mission, da – wie er einmal bekundete – diese Menschen nach der Hitlerdiktatur weitere 45 Jahre unter dem Kommunismus leiden mussten, während wir uns im Westen über Freiheit und Lebensqualität freuen durften. Grewe wollte davon etwas zurückgeben.

In 142 Seminaren, die er immer an den Wochenenden über fünf Jahre hinweg mit vielen Professoren und Augenärzten gemeinsam in den ostdeutschen Bundesländern abhielt, versuchte er die Kolleginnen und Kollegen zu informieren. Nach seinem Bekunden waren diese persönlichen Begegnungen mit Menschen, die bewegendsten Augenblicke in seinem Leben.

Die tiefe Dankbarkeit, aufrichtige Freundschaft und Herzlichkeit, die man Grewe auch in den anschließenden 16 Jahren der Betreuung der Universitäts-Augenkliniken in den Mittel- und Osteuropäischen Ländern, die er im Auftrage der DOG durchführte, entgegenbrachte, waren der Dank, den er sich wünschte und der ihn motivierte.

Bis zu seinem Tode waren die freundschaftlichen Bande sehr eng und fest. Er pflegte sie.

Seine vom energetischen Prinzip der Ethik geprägte Lebenshaltung und Lebensleistung war ihm nur möglich, weil er von seiner Familie getragen wurde, der er in großer Herzlichkeit und Liebe sich verbunden fühlte. Seine besondere Freude galt seinen Enkelkindern.

Seit seiner Studienzeit interessierte er sich für die Malerei und Kunstgeschichte. Prof. Hans Joachim Küchle: „Wer den Menschen, Rolf Grewe, verstehen will, muss gerade diese musische Seite seines Wesens kennenlernen und miterleben.“ (St. Grewe)