Drehschwindel: Vitamin-D- und Calciumsubstitution als Prophylaxe24. September 2020 Foto: ©fizkes – stock.adobe.com Der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel steht womöglich mit einem Vitamin-D-Mangel in Zusammenhang. Die Supplementierung von Vitamin D und Calcium kann dazu beitragen, die Häufigkeit der Schwindelattacken zu reduzieren. Das berichtet die DGN mit Hinweis auf eine koreanische Studie. Schwindel ist neben Kopfschmerzen ein sehr häufiges neurologisches Symptom, das etliche Ursachen haben kann. In Schwindel-Spezialsprechstunden wird am häufigsten (17,7% der Fälle) der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel (benigner peripherer paroxysmaler Lagerungsschwindel/BPPV) diagnostiziert. Frühere Untersuchungen ergaben, dass BPPV-Patienten oft erniedrigte Vitamin-D-Spiegel und eine erniedrigte Knochendichte aufweisen – einem Calciummangel entsprechend. Eine aktuelle Multicenterstudie untersuchte nun erstmals prospektiv den Effekt einer Vitamin-D- und Calcium-Supplementierung zur Prophylaxe des Wiederauftretens des BPPV. Nach erfolgreicher Behandlung mittels Befreiungsmanöver wurden die Patienten zu gleichen Teilen randomisiert. Die Patienten in der Interventionsgruppe (n=518) erhielten, wenn ihr Vitamin-D-Blutspiegel <20 ng/ml erniedrigt war, oral ein Jahr lang täglich Vitamin D (800 I.U.) und Calcium (1000 mg). In der Kontrollgruppe (n=532) wurden die Patienten ohne Vitamin-D-Gabe nur nachbeobachtet. Im Ergebnis war die jährliche Rückfallrate in der Interventionsgruppe mit 37,8 Prozent signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe mit 46,7 Prozent (0,83 vs. 1,1 Rezidive pro Personenjahr; Inzidenz RR 0,76; p<0,001). Der Vitamin-D-Spiegel war bei den behandelten Patienten innerhalb von zwei Monaten von anfangs 13,3 ± 3,9 auf 24,4 ± 7,7 ng/ml angestiegen und lag auch nach einem Jahr noch in diesem Bereich (p<0,001). Die errechnete Number Needed to Treat betrug 3,7; es mussten also nur knapp vier Patienten behandeln werden, um einen Rückfall zu verhindern. Das manuelle Befreiungsmanöver ist bislang die einzige pathophysiologisch begründete und evidenzbasierte Therapieoption für den BPPV. Nun steht aber erstmals eine medikamentöse Therapie zur Prophylaxe der häufigen Rezidive dieser verbreiteten Schwindelursache zur Verfügung. „Ein Vitamin-D-Mangel ist in Deutschland nicht selten, daher ist es insbesondere bei BPPV-Patienten mit häufigen Rezidiven oder nach unzureichendem Erfolg der Befreiungsmanöver sinnvoll, die Vitamin-D-Blutspiegel zu untersuchen und bei erniedrigten oder grenzwertigen Spiegeln eine Supplementierung zu beginnen“, betont DGN-Schwindelexperte Prof. Christoph Helmchen, Leiter der Schwindelambulanz UKSH Lübeck. „Vor dem Hintergrund der ausgeprägten Beeinträchtigung durch die Schwindelattacken bei BPPV, der zu Krankschreibungen führt und direkte und indirekte Kosten verursacht, stehen die geringen Therapiekosten von Vitamin D und Calcium dabei in einer sehr guten Relation.“ Originalpublikation: Jeong SH et al. Prevention of benign paroxysmal positional vertigo with vitamin D supplementation A randomized trial. Neurology 2020;95:e1117–e1125.
Mehr erfahren zu: "Erythropoietin verbessert Kognition – Studie zeigt therapeutisches Potenzial" Erythropoietin verbessert Kognition – Studie zeigt therapeutisches Potenzial Der Wachstumsfaktor Erythropoietin, bekannt aus der Blutbildung, zeigt auch wichtige Effekte im Gehirn – insbesondere auf Oligodendrozyten. Diese Ergebnisse von Forschenden aus Göttingen und Mannheim deuten darauf hin, dass Erythropoietin […]
Mehr erfahren zu: "Spreading Depolarization als Auslöser für postiktale Störungen" Spreading Depolarization als Auslöser für postiktale Störungen Insbesondere Menschen mit Schläfenlappenepilepsie wandern nach einem Anfall häufig bewusstseinseingeschränkt und ziellos umher. Forschende aus Bonn haben nun einen Mechanismus entdeckt, der dieses sogenannte post-ictal wandering und möglicherweise auch andere […]
Mehr erfahren zu: "Wie die Tiefe Hirnstimulation das Denken und Erinnern beeinflusst" Wie die Tiefe Hirnstimulation das Denken und Erinnern beeinflusst Forschende des Universitätsklinikums Würzburg haben in Zusammenarbeit mit Kollegen aus den USA die Effekte der Tiefen Hirnstimulation bei Parkinson-Krankheit und Alzheimer-Demenz auf die Kognition untersucht. Ihre Ergebnisse tragen dazu bei, […]