Drei Anzeichen für ein schweres Trauma könnten die Behandlung von schwer verletzten Kindern beschleunigen

Bringen Eltern ihr verletztes Kind in die Notfall-Ambulanz, verzögert sich die Untersuchung oft. (Foto: © Евгения Медведева – stock.adobe.com)

Schwer verletzte Kinder, die von ihren Eltern oder Betreuern in eine medizinische Notaufnahme gebracht werden, werden oft nicht so schnell behandelt wie Kinder, die mit dem Rettungswagen kommen. Dies geht aus einer Studie hervor, die auf dem Europäischen Kongress für Notfallmedizin (EUSEM) in Kopenhagen, Dänemark, vorgestellt wurde.

Die Studienautoren identifizierten drei wichtige Traumamerkmale, die Ärzte dazu veranlassen sollten, diese Patienten sofort zu untersuchen und ihrer Behandlung möglicherweise Vorrang einzuräumen: Schwellungen am Kopf, Blutergüsse am Bauch und Schwellungen oder Verformungen am Oberschenkel.

Die Studie wurde in einem innerstädtischen Traumazentrum der Stufe 1, dem Bristol Royal Hospital for Children in Bristol, Großbritannien, durchgeführt. Sie zeigt, dass Kinder, die von Betreuern gebracht wurden, von den Notärzten im Durchschnitt innerhalb von 58,5 Minuten untersucht wurden, wobei die Spanne von drei bis 168 Minuten reichte.

Studienleiter Dr. Robert Hirst, der als Assistenzarzt für Notfallmedizin am Studienkrankenhaus tätig ist, erklärte auf dem Kongress: „Wir haben jedes Jahr viele verletzte Kinder, die in die pädiatrische Notaufnahme gebracht werden. Die meisten von ihnen werden mit dem Krankenwagen transportiert, was dazu führt, dass die Notaufnahme bereits vor der Ankunft der Kinder alarmiert wird. Dies führt zu einer frühzeitigen Aktivierung des Trauma-Teams, sodass Spezialdienste und Ressourcen bereitstehen, um diese Patienten zu behandeln, sobald sie eintreffen. Es hat sich gezeigt, dass dies mit besseren Ergebnissen für Kinder mit schweren Verletzungen verbunden ist.“

Bei Kindern gibt, die von ihren Betreuern gebracht werden, erfolge diese schnelle Aktivierung der Ressourcen nicht, was eine angemessene Versorgung verzögern könne, erklärte Hirst. „Wir wollten mehr über diese Patienten, ihr Alter, die Art der Verletzungen, die sie aufweisen, und die Behandlung, die sie erfahren, herausfinden. Derzeit ist nur wenig über diese spezielle Gruppe von Patienten bekannt.“

Daher untersuchten Hirst und Kollegen Kinder im Alter von unter 16 Jahren, die zwischen dem 5. August 2020 und dem 6. Mai 2022 von Betreuern in die Notaufnahme gebracht wurden, ohne dass der prähospitale Rettungsdienst eingeschaltet wurde. In diesem Zeitraum wurden 153 Kinder mit schweren Traumata eingeliefert; 24 von ihnen hatten Verletzungen, die so schwerwiegend waren, dass sie in die nationale Datenbank des Trauma Audit and Research Network (TARN) aufgenommen und in die Studie inkludiert wurden. Bei keinem von ihnen wurde ein Trauma-Team aktiviert. Alle Patienten erhielten eine angemessene Behandlung ihrer Verletzungen, und keiner von ihnen litt unter den nachteiligen Folgen, die sich daraus ergaben, dass er von seinen Eltern oder Betreuern in die Kindernotaufnahme gebracht wurde und nicht mit dem Krankenwagen.

Das Durchschnittsalter der Kinder betrug etwas mehr als sechs Jahre, und 18 (75 %) waren Jungen. Fast alle von ihnen (n=23; 95,8 %) hatten Verletzungen an einem Körperteil, und die meisten (n=22; 92 %) hatten offensichtliche äußere Anzeichen einer Verletzung. Die meisten (n=13; 54 %) hatten Kopfverletzungen, acht (33 %) hatten Verletzungen an Armen oder Beinen, und drei (12,5 %) hatten Verletzungen im Bauchbereich.

Der Median des Injury-Severity-Score lag bei 9, und sechs Patienten (25 %) erreichten einen Wert von mehr als 15, d. h. es handelte sich um Verletzungen, die schwerwiegend genug waren, um als schweres Trauma eingestuft zu werden. Zehn (42 %) der Kinder mussten operiert werden, sieben von ihnen wegen eines gebrochenen Oberschenkelknochens, drei wegen Schwellungen im Gehirn oder wegen Schädelbrüchen. Kein Kind starb.

Die Verletzungen resultierten aus Stürzen (n=13; 54 %), Sportverletzungen (n=6; 25 %), Fahrradunfällen (n=2; 8 %) oder waren ungeklärt (n=3; 12,5 %).

Hirst erklärte: „Wie bei allen pädiatrischen Verletzungen ist es wichtig, sich der Möglichkeit einer nichtunfallbedingten Verletzung bewusst zu sein. Der Verdacht auf eine nichtunfallbedingte Verletzung bestätigte sich bei drei unserer Patienten, die alle unter einem Jahr alt waren. Die Berücksichtigung von Nicht-Unfall-Verletzungen, robuste Schutzprozesse und regelmäßige multidisziplinäre Überprüfungen sind für den Schutz von Kindern, die die Notaufnahme besuchen, von entscheidender Bedeutung.“

Er fuhr fort: „Das wichtigste Problem, das in unserer Studie aufgezeigt wurde, ist eine Gruppe schwer verletzter Kinder, bei denen es zu Verzögerungen kommt, bis sie von erfahrenen Notärzten behandelt werden. Wenn die Notaufnahmen Triage-Warnungen für die drei wichtigsten Anzeichen einführen würden, die in dieser Studie identifiziert wurden – unförmige Schwellungen am Kopf, Blutergüsse am Bauch und Schwellungen oder Verformungen am Oberschenkel – könnte dies eine dringende Überprüfung durch einen leitenden Arzt veranlassen. Dies könnte die Behandlung dieser speziellen Gruppe von Kindern verbessern, indem Trauma-Teams und eine angemessene Zuweisung von Ressourcen für diese Hochrisikogruppe veranlasst werden.“

Dr. Barbra Backus, Vorsitzende des EUSEM-Auswahlkomitees für Abstracts und Notärztin in Rotterdam, Niederlande, erklärte: „Wenn bei einem schwer verletzten Kind der prähospitale Rettungsdienst nicht aktiviert wurde, ist es möglich, dass die Betreuer oder das medizinische Personal der Notaufnahme die Schwere der Verletzung nicht sofort erkennen. Aus diesem Grund könnte die Einführung von Triage-Warnungen für die drei in dieser Studie ermittelten Hauptmerkmale einen erheblichen Einfluss darauf haben, wie schnell diese Patienten von einem leitenden Arzt untersucht werden, und sich möglicherweise auch auf ihre Outcomes auswirken.“

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Quellen European Society for Emergency MedicineHirst R et al. Identifying the walk-in wounded: a case series of paediatric major trauma patients self-presenting to a paediatric major trauma centre. EUSEM 2024, Abstract #OA004