Drei Viertel aller Arbeitnehmer mit Asthma können ihr Potenzial nicht ausschöpfen

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Eine neue internationale Umfrage hat ergeben, dass Asthmatiker aufgrund ihrer Symptome fast ein Zehntel ihrer Arbeitszeit ausfallen. Das, so die Wissenschaftler, führe nicht nur zu einem Produktivitätsverlust, sondern wirke sich auch auf das emotionale Wohlbefinden der Betroffenen aus.

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass weltweit 235 Millionen Menschen an Asthma leiden. Über die Auswirkungen von Asthma auf die Arbeitsfähigkeit von Menschen mit Symptomen ist jedoch wenig bekannt.

Für die neue Studie, die im „Journal of Asthma and Allergy“ veröffentlicht worden ist, wurden mehr als 1500 Patienten mit symptomatischem Asthma in sechs Ländern befragt. Es zeigte sich, dass durchschnittlich drei von vier Arbeitnehmern ihr volles Potenzial nicht ausschöpfen konnten. Darüber hinaus ergab die Umfrage, dass Asthma das emotionale Wohlbefinden der Befragten beeinflusst, unter anderem im Sinne seelischer Belastung und Scham.

Ein Forscherteam unter der Leitung von Dr. Kevin Gruffydd-Jones von Box Surgery (Wiltshire, Großbritannien) lud eine zufällige Auswahl von Teilnehmern aus Brasilien, Kanada, Deutschland, Japan, Spanien und Großbritannien zu einer Online-Befragung ein, in der es um die Produktivität am Arbeitsplatz und spezifische Gesundheitsprobleme ging. Darüber wurde die offene Frage gestellt: „Wie fühlen Sie sich mit Asthma bei der Arbeit?“

Infrage kamen Arbeitnehmer im Alter von mehr als 18 Jahren mit einem ärztlichen diagnostizierten Asthma, die in Voll- oder Teilzeit arbeiteten und langfristig eine Erhaltungstherapie mittels Inhaler verwendeten. Zwischen April und September 2015 füllten insgesamt 1598 symptomatische Patienten den kurzen Fragebogen aus. Die Ergebnisse zeigten, dass die Arbeitnehmer aufgrund ihrer Asthmaerkrankung durchschnittlich bis zu einem Zehntel (9,3%) ihrer Arbeitsstunden in einer einzigen Woche nicht ableisten konnten. Dies entsprach im Durchschnitt 5,4 Arbeitsstunden, die sowohl Teilzeit- als auch Vollzeitbeschäftigten fehlten. Darüber hinaus gaben ungefähr drei von vier Arbeitnehmern (74%) an, aufgrund ihres Asthmas nicht in der Lage zu sein, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, wobei 42% der Arbeitnehmer einen „deutlichen“ Rückgang der Produktivität verzeichneten.

Arbeiternehmer gaben allgemein an, dass sie sich durch Atembeschwerden sowie Müdigkeit/Schwäche, geistige Belastung und körperliche Beeinträchtigungen belastet fühlten. Insgesamt sank die Arbeitsproduktivität aufgrund von Asthma um ein Drittel (36%).

„Was uns jedoch am meisten beeindruckte, war die emotionale Reaktion auf Asthma am Arbeitsplatz „, erklärt Gruffydd-Jones. „Eine signifikante Anzahl von Patienten fühlte sich schuldig, empfand Scham oder war peinlich berührt, wenn sie Inhalatoren bei der Arbeit verwendeten.“ Die Befragten gaben an, dass sie sich im Vergleich zu ihren Kollegen ohne Symptome minderwertig und benachteiligt fühlen. Mehr als zwei Drittel der Befragten waren der Meinung, dass Asthma ihre Arbeitstätigkeit negativ beeinflusst. Obwohl in dieser Studie nur eine einwöchige Momentaufnahme aus einem Arbeitsjahr ohne Vergleich mit asymptomatischen Patienten oder Personal ohne Asthma erstellt wurde, beleuchtet diese Studie das globale Problem von Asthma am Arbeitsplatz, seine Auswirkungen auf die Produktivität und die persönlichen Herausforderungen, die es für die Arbeitnehmer mit sich bringt.

Eine Lösung dieses Problems, erklärt Gruffydd-Jones, sei nur durch koordinierte Maßnahmen von Ärzten, Arbeitgebern und Arbeitsmedizinern möglich. „Ärzte müssen Patienten nach den Auswirkungen von Asthma auf ihre Arbeit befragen, und Arbeitgeber müssen ihre Beschäftigten dazu ermutigen, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen und ein „asthmafreundliches“ Umfeld schaffen.“ Dies erfordert nicht nur ein angemessen kontrolliertes Arbeitsumfeld in Bezug auf die Umweltbedingungen, sondern auch eines, in dem die Betroffenen keine Scham empfinden; so müssen sie beispielsweise ihren Arbeitsplatz verlassen können, um ihre Inhalatoren zu benutzen.“