Hautnahe High-tech-Diagnostik zur Versorgung von Parkinson-Patienten27. November 2018 Die sächsische Gesundheitsministern Barbara Klepsch (Mitte) übergibt die Förderbescheinigungen an die fünf Partner des TelePark-Projekts. Foto: Uniklinkum Dresden / Marc Eisele Unter Federführung des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden werden bis 2021 innovative Konzepte zur kontinuierlichen telemedizinischen Erfassung wichtiger Symptome bei Patienten mit fortgeschrittenem Parkinson-Syndrom erprobt und weiterentwickelt. Die direkte Analyse und Dokumentation der von Sensoren im Alltag erfassten Daten der Parkinsonkranken – Quellen sind unter anderem spezielle Socken sowie Smartphones – soll es den behandelnden Ärzten ermöglichen, deutlich früher zu intervenieren als bisher. Erwartet wird eine höhere Versorgungsqualität verbunden mit einer gesteigerten Lebensqualität der Patienten und einer gesenkten Zahl vermeidbarer stationärer Notfallbehandlungen. Das Projekt „TelePark – Vernetzung von Patienten mit fortgeschrittenem Parkinson-Syndrom und Parkinsonspezialisten durch Telemedizin und moderne Sensorik“ wird im Rahmen der Förderung innovativer Ansätze im Bereich der Gesundheits- und Pflegewirtschaft der Sächsischen Aufbau Bank (SAB) mit insgesamt 1,9 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Projektpartner sind die Klinik für Neurologie, das Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) und das Institut für Biomedizinische Technik der TU Dresden (IBMT), die Professur für Sportgerätetechnik an der TU Chemnitz, das Institut für Angewandte Informatik (InfAI) an der Universität Leipzig, sowie die Firmen intecsoft medical und das Strumpfwerk Lindner. Der Neurologe Dr. Kai Loewenbrück kann sich auf einem Tablet-PC die von den Sensoren der Gangsocken aufgezeichneten Belastungen des Fußes seiner Patienten visualisieren lassen. Foto: Uniklinkum Dresden / Marc Eisele Bis 2030 wird sich die Zahl der Patienten, die unter einem fortgeschrittenen Parkinson-Syndrom leiden, voraussichtlich verdoppeln. Für Sachsen bedeutet dies rund 64.000 Patienten, was der Einwohnerzahl einer Stadt wie Plauen oder Pirna entspricht. Um fernab der auf Parkinson spezialisierten Kliniken die Autonomie und Lebensqualität der Patienten zu erhalten, will das telemedizinbasierte Versorgungs- und Arzt-Patienten-Interaktionskonzept TelePark die Patienten mit Parkinsonspezialisten vernetzen. Insbesondere werden therapierelevante Symptome wie Gangunsicherheit, Schluckbeschwerden, Verhaltensstörungen oder Psychosen über Sensorik-Armbänder, Ganganalyse-Strümpfe oder die Einschätzung der Patienten durch ihre Angehörigen kontinuierlich erfasst. Dank der automatisierten Weitergabe dieser Daten erfolgt eine direkte Analyse und Dokumentation, was bei Bedarf eine zeitnahe Intervention ermöglicht. Mit den bis Dezember 2021 zur Verfügung gestellten EFRE-Mitteln werden nicht nur die im Rahmen des TelePark-Projekts benötigten Materialien und die Infrastruktur finanziert, sondern auch die wissenschaftliche Evaluation des innovativen telemedizinischen Versorgungskonzepts. „Durch den Einsatz von Telemedizin können wir eine qualitativ hochwertige Versorgung für Patienten mit Parkinson gewährleisten“, sagt Gesundheitsministerin Barbara Klepsch anlässlich der Übergabe der Zuwendungsbescheide. „Ein ganzheitliches telemedizinbasiertes Versorgungskonzept für Parkinsonpatienten, wie es im Projekt verfolgt wird, ist in Deutschland einzigartig.“ Die Ärzte und Wissenschaftler statten im Rahmen von TelePark insgesamt 198 Patienten aus Ostsachsen mit speziellen Sensor-Gangsocken, mit am Arm befestigten Bewegungssensoren sowie mit Smartphone-Apps aus. Parallel kontrollieren sie bei den Parkinsonkranken wichtige aus den Sensoren gewonnene Werte, die Hinweise für eine Veränderung der Symptome liefern. Bei Bedarf passen Ärzte dann laufend die Therapien an oder schlagen neue vor. Dies passiert im Rahmen von Studien, in denen die verschiedenen Möglichkeiten zu Interaktion und Monitorings der Patienten verglichen und bewertet werden. Wissenschaftler beurteilen die Auswirkungen des kontinuierlichen Austauschs und passen den Prozess, das System und die Anwendungen an die Bedürfnisse und Akzeptanz der Patienten, Angehörigen und Behandelnden an. Bei relevanten Verschlechterungen des Gesundheitszustandes soll gewarnt werden, so dass die Parkinson-Spezialisten früher intervenieren können. „Wir erwarten uns von dem TelePark-Projekt eine höhere Lebensqualität der Patienten, die bei gleichzeitig bestmöglichster medizinischer Versorgung in gewohnter Umgebung leben bleiben können, sondern auch eine Entlastung der Krankenhäuser“, sagt Prof. Heinz Reichmann, Direktor der Klinik für Neurologie. Dass hier großer Handlungsbedarf besteht, zeigen die Zahlen aus dem Dresdner Uniklinikum: Mehr als die Hälfte der 2016 hier stationär eingewiesenen Parkinson-Patienten kamen aufgrund eines Notfalls, der häufig durch eine bessere Versorgung vermeidbar gewesen wäre. Durch diese nicht planbaren stationären Aufenthalte fehlen der Klinik für Neurologie Kapazitäten, um möglichst viele Betroffene rechtzeitig so zu betreuen, dass die Symptome bestmöglich gelindert werden können und die Lebensqualität bewahrt bleibt. Dieses Konzept überzeugte auch die Jury des Digitalen Gesundheitspreises 2018. Bereits im März belegte TelePark dort den zweiten Platz. Das Projekt setze sich dabei gegen 80 weitere Projektteams und Unternehmen durch. PANOS – Parkinsonnetz Ostsachsen für mehr Versorgungsgerechtigkeit PANOS steht für eine neue, sektorenübergreifendende Versorgungsstruktur. Damit soll eine Basis für mehr Versorgungsgerechtigkeit in der Region hergestellt werden, in der möglichst alle Betroffenen unabhängig von ihrem Wohnort die komplette Bandbreite der verfügbaren Diagnostik und Therapie in Anspruch nehmen können. Für dieses Netzwerk sollen die telemedizinischen Konzepte von TelePark einmal ein wichtiges Instrument darstellen, um unnötige Reisen zu vermeiden und letztlich mehr Patienten effizienter und auch besser zu behandeln. Die Patienten profitieren nicht allein durch eine im Alltag erhöhte Lebensqualität, sondern auch dadurch, dass sie weniger sturzbedingte Knochenbrüche erleiden, seltener in Pflegeheime kommen und nicht zuletzt durch einen Rückgang parkinsonbedingter Sterbefälle.
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