Drittes „da Vinci“-Chirurgiesystem am Campus Kiel in Betrieb

Blick in den OP: Der OP-Roboter (r.) führt die hochpräzisen Bewegungen am OP-Tisch aus, während die Chirurgin oder der Chirurg von einer der Doppelkonsolen (l.) aus steuert. Foto: UKSH

Seit Mitte Dezember ist der dritte Operationsroboter vom Typ „da Vinci Xi“ am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Betrieb. Die Anschaffung verbessere die chirurgische Versorgung, Forschung und Ausbildung, so das UKSH.

Zusammen mit den zwei robotischen Chirurgiesystemen am Campus Lübeck baut das UKSH seine Rolle als eines der „führenden Zentren für minimalinvasive und roboterassistierte Chirurgie in Deutschland weiter aus“, wie es in einer Mitteilung der Universitätsmedizin heißt. Gekostet hat das System 2,8 Millionen Euro.

Fortschritt durch langjährige Erfahrung und Innovation

Als erster Standort in Schleswig-Holstein erhielt der Campus Kiel des UKSH 2013 ein roboterassistiertes Chirurgiesystem, den „da Vinci“. Seitdem ist die Zahl der roboterassistierten Eingriffe am Campus Kiel kontinuierlich gestiegen – von 67 Eingriffen im ersten Jahr auf über 900 Eingriffe im Jahr 2023. Im laufenden Jahr soll erstmals die 1000er-Marke überschritten werden. Die Gesamtzahl der Eingriffe liegt derzeit bei rund 6800. Durch das dritte System sei eine erhebliche weitere Steigerung der Eingriffszahlen und eine Erweiterung der Eingriffsarten zu erwarten, so das UKSH. Für die Patientinnen und Patienten dürfte sich damit die Wartezeit auf hochpräzische, roboterassistierte OPs verkürzen.

Unter dem Dach des Kurt-Semm-Zentrums wird die roboterassistierte Chirurgie seit zehn Jahren interdisziplinär gelebt. Neben der Allgemeinchirurgie, einschließlich Thorax- und Kinderchirurgie, der Gynäkologie und der Urologie entwickeln inzwischen auch andere Fachdisziplinen roboterassistierte OP-Verfahren. Dazu gehören die Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie, die Orthopädie und Unfallchirurgie, die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sowie die Kliniken für Herz- und Gefäßchirurgie. Im Mittelpunkt steht dabei die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die es ermöglicht, auch komplexe oder neuartige Operationen mit höchster Präzision und Sicherheit für die Patientinnen und Patienten durchzuführen.

„Wir setzen die Roboterchirurgie nicht nur sehr erfolgreich zur Behandlung ein, sondern treiben auch ihre Weiterentwicklung aktiv voran. Die Zukunft liegt in der digital unterstützten Chirurgie, weil so die chirurgische Qualität und die Patientensicherheit weiter optimiert werden können“, betont Prof. Thomas Becker, Sprecher des Kurt-Semm-Zentrums und Direktor der Klinik für Allgemeinchirurgie. In Projekten wie „TWIN-WIN“ arbeitet das UKSH gemeinsam mit Partnerorganisationen wie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, der Universität zu Lübeck und der Vater Solution GmbH daran, mit Hilfe von Datenmodellen, Augmented Reality und Künstlicher Intelligenz eine noch präzisere Navigation während der OP zu ermöglichen.

Chirurgische Präzision: Vorteile für Patientinnen, Patienten und Operierende

Die roboterassistierte Chirurgie biete Patientinnen und Patienten eine präzisere und schonendere Behandlung, wie das UKSH hervorhebt. Eingriffe mit dem „da Vinci“-System führten in der Regel zu einer deutlich kürzeren Genesungszeit und verringerten das Risiko von Komplikationen, da die feinchirurgischen Instrumente des Roboters durch kleinste Schnitte in das Operationsgebiet eingebracht werden. Die Operateurin oder der Operateur steuert die Instrumente von einer separaten Konsole aus, die eine hochauflösende 3-D-Sicht mit zehnfacher Vergrößerung auf das Operationsfeld bietet und feinste, zitterfreie Bewegungen der Instrumente ermöglicht.

Wichtig war den Chirurginnen und Chirurgen, dass ein weiteres System mit Doppelkonsole beschafft wird. So kann die Weiterbildung durch erfahrene Kolleginnen und Kollegen nach dem Fahrlehrerprinzip realisiert werden und dabei die hohe Patientensicherheit gewährleistet bleiben. Die 2020 in Zusammenarbeit mit dem „da Vinci“-Hersteller Intuitive gegründete Kurt-Semm-Akademie ist eines von nur wenigen Trainingszentren für roboterassistierte Chirurgie in Deutschland. Hier erhalten Operateurinnen, Operateure und Fachpersonal (OTA) eine fundierte Ausbildung für roboterassistierte OP-Verfahren.