DTG-Tagung in Bonn: Ringen um eine gerechtere Verteilung von Organen

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Immer weniger Menschen in Deutschland sind bereit ihre Organe zu spenden. Eine ethisch nicht einfache Frage ist daher, wie eine sinnvolle, gerechte und erfolgversprechende Zuweisung der wenigen Spenderorgane erreicht werden kann.

Darüber diskutieren vom 25. bis 28. Oktober etwa 400 Experten im World Conference Center Bonn. Die 26. Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG) wird von der Inneren Medizin und der Chirurgie des Universitätsklinikums Bonn ausgerichtet.

Die Transplantationsmedizin in Deutschland steht im Spannungsfeld zwischen einer sinkenden Spende-Bereitschaft und dem Ringen um eine sinnvolle, gerechte und erfolgversprechende Zuweisung der Spenderorgane, und zwar vor dem Hintergrund des stetigen Fortschritts der Medizin, dank dem heute schwerstkranke Menschen viel länger überleben können, sowie wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Grunderkrankungen und Komplikationen. Hierbei sind insbesondere Gründe für ein Versagen transplantierter Organe entscheidend, das gerade bei schwerstkranken Menschen hoch sein kann. Bei der derzeitigen Vergabepraxis hat jedoch die medizinische Dringlichkeit mehr Bedeutung als die Erfolgsaussichten. Also erhalten Patienten, die am schwersten krank sind oder am längsten warten, ein Spenderorgan und in den meisten Fällen nicht diejenigen, die voraussichtlich in höherem Maßen davon profitieren.

Das Programm stellt daher die Herausforderungen der Allokation in den Mittelpunkt sowie die Entwicklung von Richtlinien, die notwendig sind, um möglichst eine gerechte und erfolgreiche Organtransplantation deutschlandweit zu organisieren. Ein wichtiger Teil der Überlegungen vor und nach Organtransplantationen sind spezifische Aspekte infektiöser Erkrankungen wie virale Hepatitiden, Pilz- und HIV-Infektionen. Ebenso wichtig ist die Beurteilung bösartiger Erkrankungen einerseits als Indikation zur Transplantation, andererseits aber auch als Ausschlussgründe. Die rasche Entwicklung der Tumortherapien erfordert einen detaillierten Blick auf den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft und seinen Einfluss auf die Allokation.

In den vergangenen Jahren ist zudem das Konzept der „Frailty“, also der „Gebrechlichkeit“, immer mehr beachtet worden, da es auch in der Organtransplantation einen bislang wenig einbezogenen Erfolgsfaktor darstellt. „Frailty ist jedoch nicht allein eine Frage des Alters. So kann durchaus beispielsweise bei einem 70-Jährigen eine Transplantation mehr Erfolg haben als bei einem viel jüngeren Patienten, der ein hohes Maß an Gebrechlichkeit aufweist“, sagt Prof. Christian Strassburg, Direktor der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Bonn. Er und Prof. Jörg C. Kalff, Direktor der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikum Bonn, sind Tagungspräsidenten.

Programm der DTG-Jahrestagung

Quelle: Universitätsklinikum Bonn