Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko5. September 2025 Wer regelmäßig Alkohol trinkt, sollte sich zumindest gut ernähren – und körperlich aktiv bleiben. (Foto: © KAI/stock.adobe.com) In einer neuen Studie haben Wissenschaftler untersucht, wie körperliche Aktivität und die Qualität der Ernährung mit unterschiedlichen Leveln und Mustern des Alkoholkonsums interagieren – mit dem Ergebnis, dass gesundes Essen und häufigerer Sport das mit Alkohol in Zusammenhang stehende Risiko für leberassoziierte Mortalität signifikant senkt. Die Autoren hatten für ihre umfassende Arbeit Daten aus einer großen multiethnischen Kohorte in den USA ausgewertet. Ihren Angaben zufolge deuten die Ergebnisse darauf hin, dass es wichtig ist, auch noch andere Verhaltensweisen als den Alkoholkonsum zu berücksichtigen, wenn man auf Bevölkerungsebene das Mortalitätsrisiko im Zusammenhang mit alkoholassoziierten Lebererkrankungen abschätzen möchte. Unklares Bild aus älteren Studien Wie aus einer Mitteilung anlässlich der Veröffentlichung der Studie hervorgeht, trinken mehr als die Hälfte (53%) der Erwachsenen im Alter ab 18 Jahren regelmäßig Alkohol, und rund 178.000 Menschen sterben an exzessivem Konsum. Ältere epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass ein geringer Alkoholkonsum (1 oder 2 Getränke täglich) mit einem niedrigeren Risiko für kardiovaskuläre und leberbezogene Outcomes sowie für Krebserkrankungen in Zusammenhang stehen könnte. Diese Ergebnisse müssten vorsichtig interpretiert werden, erklären die Verfasser der aktuell im „Journal of Hepatology“ publizierten Arbeit: Störfaktoren und nicht erfasste Parameter, die den Lebensstil betreffen, könnten sich zwischen Abstinenten und Personen mit leichtem bis mäßigem Alkoholkonsum erheblich unterscheiden und das gesundheitliche Risiko beeinflussen. „Es gibt eine signifikante Wissenslücke, was das Zusammenspiel von Ernährungsmustern und körperlicher Aktivität mit der leberspezifischen Mortalität angeht, die dem Alkoholkonsum zuzuschreiben ist“, erklärt Hauptautorin Dr. Naga Chalasani von der Abteilung Gastroenterologie und Hepatologie der Indiana University School of Medicine. „Ob eine gesunde Ernährung oder eine erhöhte körperliche Aktivität die Unterschiede erklären können, die in Bezug auf das leberspezifische Mortalitätsrisiko zwischen lebenslang Abstinenten und Personen mit geringem oder moderatem Alkoholkonsum beobachtet werden, verstehen wir noch nicht gänzlich.“ Die Medizinerin ergänzt: „Was noch wichtiger ist: Es ist immer noch unklar, ob gesunde Ernährung und Sport die leberspezifische Mortalität bei Personen mit einem Hochrisiko-Konsum – wie schwerer Alkoholmissbrauch oder Rauschtrinken – senken kann.“ Effekte von guter Ernährung und Sport Für die vorliegende Studie analysierte man Daten zu 60.334 Erwachsenen aus der NHANES-Studie (US National Health and Nutrition Examination Survey) und verknüpfte diese mit dem National Death Index, dem von den Teilnehmern selbst eingeschätzten Alkoholkonsum (leicht, mäßig oder stark entsprechend den Kriterien des National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism) und dem Healthy Eating Index sowie Informationen zum Niveau der körperlichen Aktivität. Die Forschenden stellten fest, dass jede Menge an täglichem Alkoholkonsum oder Rauschtrinken mit einem erhöhten Lebermortalitätsrisiko verbunden war. Eine gesunde Ernährung und erhöhte körperliche Aktivität senkten die Wahrscheinlichkeit für einen leberbedingten Todes über alle Ausmaße des Alkoholkonsums hinweg – selbst bei starkem oder Rauschtrinken. Gesunde Ernährung und körperliche Aktivität senken die geschlechtsspezifische alkoholbedingte Lebersterblichkeit signifikant. (Grafik: © Journal of Hepatology/Vilar-Gomez et al.) Zu beobachten war auch, dass Frauen zwar einem deutlich höheren Risiko für einen mit Alkoholkonsum in Zusammenhang stehenden Leber-assoziierten Tod ausgesetzt waren als Männer, aber aus körperlicher Aktivität und gesunder Ernährung und einem daraus resultierenden besseren Schutz der Leber auch dann einen Nutzen ziehen konnten, wenn sie regelmäßig Alkohol tranken. Eine weitere Erkenntnis aus der Studie lautet: Eine Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Getreide, Meeresfrüchten, pflanzlichen Proteinen und gesunden Fetten bei gleichzeitiger Reduktion „leerer Kalorien“ aus festen Fetten, Alkohol und zugesetztem Zucker ist stark assoziiert mit einem geringeren Risiko für einen leberbedingten Tod. Schließlich ergab die Untersuchung auch, dass wirtschaftlich benachteiligte Bevölkerungsgruppen mit höherer Wahrscheinlichkeit einen riskanten Alkoholkonsum haben, sich ungesund ernähren und zu wenig bewegen – mit einer erhöhten leberbedingten Sterblichkeit als Folge. „Wir stellten fest, dass ein hohes Maß an körperlicher Aktivität und/oder eine gesunde Ernährung mit einem geringeren Risiko für leberbedingte Todesfälle über alle Trinkgewohnheiten hinweg verbunden war“, fasst Chalasani zusammen. „Unter anderem senkte körperliche Aktivität das Lebersterblichkeitsrisiko um 36 beziehungsweise 69 Prozent, und eine gesündere Ernährung um 86 beziehungsweise 84 Prozent bei starken Trinkern und Rauschtrinkern.“ Er betont: „Das Einzigartige an unserer Studie ist, dass sie die moderierenden Effekte zweier wichtiger Lebensstile auf das Lebersterblichkeitsrisiko über verschiedene Niveaus und Muster des Alkoholkonsums hinweg in einer repräsentativen US-Bevölkerung gleichzeitig bewertet. So ermöglicht sie einen differenzierteren und umfassenderen Überblick über die Risiken des Alkoholkonsums.“
Mehr erfahren zu: "DMKG: Moderne Migränetherapien werden zu wenig genutzt" DMKG: Moderne Migränetherapien werden zu wenig genutzt Seit Jahren sind wirksame und gut verträgliche Migräneprophylaktika verfügbar, deren Anwendung auch von der aktuellen S1-Leitlinie empfohlen wird. Doch viele Menschen mit schwerer Migräne erhalten diese Medikamente erst spät. Das […]
Mehr erfahren zu: "Typ-1-Diabetes: Gutes Aufwachsen geht nur zusammen und auf Augenhöhe" Typ-1-Diabetes: Gutes Aufwachsen geht nur zusammen und auf Augenhöhe Die Social-Media-Kampagne #SagEsLaut startet ihre dritte Aktion im Jahr 2025: „Kinder und Jugendliche mit Diabetes“. Wie wachsen Kinder mit Typ-1-Diabetes gut auf und wie wachsen Eltern mit ihnen mit? Zwei […]
Mehr erfahren zu: "Lassen sich Depressionen und Schmerzen über das Ohr bekämpfen?" Lassen sich Depressionen und Schmerzen über das Ohr bekämpfen? Depressionen, Schlafstörungen, Schmerzen – Millionen Menschen leiden unter langwierigen medizinischen Problemen. Forschende der Hochschule Fresenius und der Universität Düsseldorf arbeiten an einer ungewöhnlichen Lösung. Ausgerechnet das Ohr wird dabei wichtig.