Dysphagie-Screening mit zwei Teelöffeln Wasser

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Zwei Teelöffel Wasser und ein Wasserglas – mehr braucht es nicht, um bei hochbetagten Menschen ein erhöhtes Risiko für Schluckstörungen zu erkennen. Diese Erkenntnis hat die Arbeitsgemeinschaft Dysphagie der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) just veröffentlicht und ihr Dysphagie Screening Tool Geriatrie (DSTG) vorgestellt.

„Wir haben mit einem einseitigen Durchführungsbogen einen sehr praktikablen Schluckstörungstest, gut einsetzbar für geschultes Personal wie Arzthelferinnen, Pflegekräfte oder Ärzte, entwickelt“, erklärt Dr. Martin Jäger, Leiter der AG Dysphagie und ärztlicher Direktor Geriatrie am Hüttenhospital Dortmund.

Jägers Ziel ist es, Schluckstörungen bei sehr alten Menschen in Kliniken, Arztpraxen sowie ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen deutlich schneller und häufiger zu erkennen und durch weitere Tests dann zu verifizieren. 

„Die Gefahr für diese Patienten sich zu verschlucken, in der Folge zu ersticken oder auch eine Lungenentzündung zu entwickeln, Zeichen von Muskelschwund oder Mangelernährung aufzuweisen, ist sehr hoch“, warnt Jäger. In der Literatur finden sich Prävalenzen für Schluckstörungen bei unabhängig lebenden Älteren von bis zu 33 Prozent, bei Pflegeheimbewohnern von mehr als 50 Prozent und bei Patienten in geriatrischen Kliniken von bis zu 70 Prozent – somit sind Schluckstörungen in der Geriatrie ein häufig auftretendes und schwerwiegendes Problem.

Positiver Likelihood Quotient des DSTG liegt bei 4,95

Die Durchführung des Tests ist bewusst einfach gehalten: Ist der Patient in der Lage zu sitzen und ausreichend wach, ist der erste Schritt des Screenings bereits durchlaufen. In Schritt zwei sollte der Untersuchende beobachten, ob sich die Zunge des Patienten frei bewegen lässt, keine auffälligen Beläge oder Nahrungsreste im Mund zu finden sind und der Patient spontan husten kann.

In Schritt drei bekommt der Patient zwei Mal hintereinander einen Teelöffel mit Wasser angereicht. Es folgen zwei Mal ein Schluck Wasser aus einem normalen Wasserglas. Muss der Patient räuspern oder husten? Ist eine Stimmveränderung bemerkbar? Falls nur eine dieser Fragen positiv beantwortet wird, liegt mit bis zu fünf Mal so hoher Wahrscheinlichkeit eine Dysphagie vor und sollte unbedingt ein weiteres Vorgehen mit dem behandelnden Arzt bzw. Logopäden des Patienten besprochen werden.

Das DSTG, validiert für geriatrische Patienten, ist das erste Screening-Tool seiner Art. Der Fragebogen mit Handlungsanweisung sowie vier Seiten Schulungsunterlagen für die Anwendung des Tests können auf der Website der DGG heruntergeladen werden und stehen jedem zur Nutzung und Weitergabe frei zur Verfügung.