DZHK-Studie überprüft neue Behandlungsoption für Herzschwäche-Patienten

Prof. Dr. Burkert Pieske, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Campus Virchow-Klinikum der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Foto: © Wiebke Peitz (Charité – Universitätsmedizin Berlin)

Der Verlauf einer Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion lässt sich mit den heutigen Therapiemöglichkeiten nicht beeinflussen. Momentan können die Ärzte nur versuchen, die Beschwerden der Patienten zu lindern. Eine neue Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) überprüft, ob Spironolacton hier eine Wende einleiten kann.

„Es gibt für diese Form der Herzschwäche momentan keine Behandlung, die erfolgreich an den Krankheitsmechanismen ansetzt“, sagt Prof. Dr. Burkert Pieske, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Campus Virchow-Klinikum der Charité – Universitätsmedizin Berlin und einer der Studienleiter der DZHK-Studie SPIRIT-HF-DZHK8. „Mit den derzeitigen Behandlungsoptionen können wir nur versuchen, die Symptome der Patienten unter Kontrolle zu bekommen.“

Die SPIRIT-HF-DZHK8-Studie untersucht nun, ob Spironolacton die Anzahl der Krankenhausaufenthalte und die Sterberate bei der Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion reduzieren kann. Bereits vor fast 20 Jahren wurde für die Herzschwäche mit reduzierter Pumpfunktion gezeigt, dass durch die Einnahme von Spironolacton deutlich weniger Patienten sterben und dass sie nicht mehr so oft stationär behandelt werden müssen.

Vorausgegangene Studien zur Wirkung von Spironolacton bei Patienten mit einer Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion brachten diesbezüglich keine klaren Resultate. „Im Unterscheid zu vorherigen Studien sollen an unserer Studie nur Patienten teilnehmen, bei denen eine diastolische Komponente mithilfe klar definierter Kriterien eindeutig diagnostiziert wurde“, erklärt Prof. Frank Edelmann, Leiter der DZHK zertifizierten Clinical Research Unit am Campus Virchow-Klinikum der Charité und Co-Studienleiter.

Spironolacton beeinflusst die hormonelle Komponente der Herzschwäche, bei der unter anderem zu viel des Hormons Aldosteron produziert wird. Diese Überproduktion wirkt sich negativ auf das Herz aus.

„Unter dem Einfluss von Aldosteron finden Umbauprozesse statt, bei denen die wichtigen Herzmuskelzellen durch Bindegewebszellen ersetzt werden, die lediglich Füllmaterial sind und keine Funktion übernehmen“, erläutert Studienkoordinator Dr. Johannes Petutschnigg von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Campus Virchow-Klinikum der Charité. „Dadurch verliert das Herz an Leistungsfähigkeit.“ Spironolacton kann die Wirkung von Aldosteron hemmen und soll so die das Herz schwächenden Umbauprozesse aufhalten.

Oft tödlicher als Krebs

Die 5-Jahres-Überlebensrate eines Herzschwäche-Patienten ist zurzeit schlechter als die der meisten Krebspatienten. Trotz intensiver Forschung liegt sie immer noch bei 50 Prozent. Angesichts einer alternden Gesellschaft sprechen Pieske und seine Kollegen mittlerweile von einer Epidemie der Herzschwäche. Denn mit zunehmenden Alter steigt die Wahrscheinlichkeit an einer Herzschwäche zu erkranken rasant an: Sind bei den 40- bis 50-Jährigen nur ein Prozent betroffen, leiden bei den über 75-Jährigen bis zu zehn Prozent an einer Herzschwäche. Aktuell ist die Herzschwäche in Deutschland der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt.

Die SPIRIT-HF-DZHK8-Studie wird zu 100 Prozent vom DZHK finanziert. „Wir bezeichnen sie als unser kleines europäisches Projekt, denn neben 35 Zentren in Deutschland beteiligen sich auch Klinken aus Österreich, Frankreich, den Niederlanden und Serbien an der Studie“, so Pieske. SPIRIT-HF-DZHK8 ist die erste doppelt verblindete Phase-III-Studie im DZHK.  

Patienten mit einer Herzschwäche mit erhaltener oder mäßiggradig reduzierter Pumpfunktion, die Interesse haben, an der Studie teilzunehmen, können sich jederzeit unter spirit-hf(at)charite.de melden.

*Studientitel: SPIRonolactone In the Treatment of Heart Failure (SPIRIT-HF-DZHK8)

https://spirit-hf.dzhk.de/

https://dzhk.de/