EASO 2024: Untersuchung deutet auf Gründe für Gewichtzunahmen bei Raucherentwöhnung hin

Die Angst vor einer Gewichtszunahme ist ein häufiger Grund dafür, dass Raucher sich nicht zu einer Entwöhnung von der Zigarette durchringen können, oder dass ihre Versuche, mit dem Rauchen aufzuhören, erfolglos bleiben. (Foto: © vladimirfloyd/stock.adobe.com)

Neue Forschungsergebnisse scheinen darauf hinzudeuten, dass bei Rauchern der Nikotinkonsum nicht das einzige Gesundheitsrisiko darstellt – offenbar haben sie auch schlechtere Ernährungsgewohnheiten.

Wie Forschende anlässlich des diesjährigen European Congress on Obesity (ECO) in Venedig (Italien; 12.-15. Mai) berichteten, essen Raucher nicht nur weniger als Nichtraucher, sondern auch weniger gesund. Dieser Umstand könne möglicherweise erklären, warum Raucher häufig zunehmen, wenn sie der Zigarette abgeschworen haben, meinen die Forschenden. Die Studie, an der mehr als 80.000 britische Erwachsene teilnahmen, unterstreicht die Bedeutung unterstützender Maßnahmen für Abstinenzwillige, wenn es um das Ernährungs- und Gewichtsmanagement geht.

Menschen, die rauchen, hätten oft ein geringeres Körpergewicht und einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) als Nichtraucher, erklären die Autoren. Ein Rauchstopp hingegen sei nicht selten mit einer Gewichtszunahme verbunden. Es gebe auch Hinweise darauf, dass Raucher Nikotinprodukte dazu nutzen, ihren Appetit und ihr Gewicht unter Kontrolle zu bekommen oder zu halten.

Präklinische Untersuchungen deuten darauf hin, dass das beim Rauchen von Tabak aufgenommene Nikotin den Appetit unterdrücken und das Essverhalten beeinflussen kann. Der Zusammenhang zwischen Rauchen und Essverhalten beim Menschen ist jedoch unklar.

Um mehr darüber herauszufinden, untersuchten Wissenschaftler von der Loughborough University und der University of Leicester (beide Großbritannien) Zusammenhänge zwischen Rauchen und Ernährungsverhalten in einer großen, bevölkerungsbasierten Kohorte britischer Erwachsener mit in den Jahren 2004 bis 2022 gesammelten Daten.

Die Teilnehmer wurden basierend darauf, ob sie rauchten (6454 Personen; Durchschnittsalter 40 Jahre, BMI 26,0 kg²; 37% Frauen) oder nicht rauchten (77.327 Erwachsene; Durchschnittsalter 44, BMI 25,7 kg²; 38 % Frauen) in zwei Gruppen eingeteilt. Alle Probanden machten auf Fragebögen Angaben zu Alter, Geschlecht, sozioökonomischem und Raucherstatus sowie zu ihrem normalen Ess- und Ernährungsverhalten. Im Rahmen der Gesundheitsbeurteilungen wurde auch der BMI gemessen.

Raucher lassen eher Mahlzeiten aus

Bereinigt um Alter, Geschlecht und sozioökonomischen Status war die Wahrscheinlichkeit, dass Raucher Mahlzeiten ausließen, doppelt so hoch und die Wahrscheinlichkeit, mehr als drei Stunden ohne Nahrung auszukommen, bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern um 50 Prozent höher. Auch war es bei Rauchern wahrscheinlicher, dass sie weniger Mahlzeiten pro Tag zu sich nahmen und dass es ihnen schwerfiel, auf ihrem Teller etwas übrig zu lassen.

Die Studienautoren beobachteten außerdem, dass Raucher mit um 35 Prozent geringerer Wahrscheinlichkeit zwischen den Mahlzeiten snackten und außerdem weniger wahrscheinlich als Belohnung oder aus Langeweile aßen als Nichtraucher. Darüber hinaus war die Wahrscheinlichkeit, dass Raucher zwischen den Mahlzeiten und zum Nachtisch Süßes aßen, im Vergleich zu Nichtrauchern um acht bis 13 Prozent geringer. Die Lust auf Frittiertes war jedoch bei Rauchern um acht Prozent größer und die Wahrscheinlichkeit, ihre Mahlzeiten nachzusalzen um 70 Prozent höher. Auch die Wahrscheinlichkeit nachzusüßen war um 36 Prozent erhöht.

Eine Reihe dieser Zusammenhänge wurde durch Alter, Geschlecht und sozioökonomischen Status beeinflusst. Die konsistenteste Beobachtung war, dass diese Zusammenhänge bei älteren Personen stärker waren als bei Jüngeren. Darüber hinaus fiel der Zusammenhang zwischen Rauchen und einer höheren Wahrscheinlichkeit, Mahlzeiten nachzusalzen und zu -süßen, bei Männern stärker aus als bei Frauen, was darauf hindeutet, dass männliche Raucher möglicherweise besonders anfällig für weniger gesunde Ernährungsgewohnheiten sind.

Wichtig bei der Entwöhnung: Unterstützung in puncto Ernährung und Gewichtsmanagement

„Die Angst vor einer Gewichtszunahme ist ein häufiger Grund dafür, dass Raucher nicht versuchen, abstinent zu werden, oder dass ihre Versuche, mit dem Rauchen aufzuhören, erfolglos bleiben“, erläutert Forschungsleiter Dr. Scott Willis von der Loughborough University. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Rauchen mit Verhaltensmustern bezüglich des Essens verbunden ist, die mit einer verringerten Nahrungsaufnahme und einer schlechteren Ernährungsqualität einhergehen, die durch den häufigen Verzehr von frittierten Lebensmitteln und die Zugabe von Salz und Zucker zu den Mahlzeiten gekennzeichnet sind. Dies könnte helfen, die Gewichtszunahme zu erklären, die häufig beobachtet wird, wenn Menschen mit dem Rauchen aufhören.“

Hauptautorin Arwa Alruwaili von der Loughborough University fügt hinzu: „Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig eine Unterstützung in puncto Ernährung und Gewichtsmanagement im Rahmen groß angelegter Bemühungen zur Prävention und Reduktion des Rauchens in der britischen Allgemeinbevölkerung ist. Dies könnte dazu beitragen, erfolgreichere Entwöhnungsversuche zu fördern und die Essgewohnheiten der Menschen sowie die vielen Krankheiten, die mit diesen beiden großen Gesundheitsrisiken verbunden sind, zu verbessern.“

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Ergebnisse auf Beobachtungsergebnissen beruhen und dass ein eindeutiger kausaler Zusammenhang zwischen Rauchen und veränderten Essgewohnheiten in dieser Art von bevölkerungsbasierten Studien nicht festgestellt werden kann. Die Analysen berücksichtigen nicht den Einfluss anderer bekannter Risikofaktoren wie psychische Gesundheit und körperliche Aktivität, die sich auf die Ergebnisse auswirken könnten. Zudem basierte die Studie auf Angaben der Probanden selbst zu ihren Essgewohnheiten – mit der Gefahr, dass die Ergebnisse durch ungenaues Erinnern oder Falschangaben beeinflusst worden sein könnten.