Ein Drittel der stationären urologischen Eingriffe könnte ambulant erfolgen19. Dezember 2023 Bei der Ambulantisierung ist noch Raum nach oben – so eine aktuelle Studie des Zi. Foto: Svitlana – stock.adobe.com In den Jahren 2017 bis 2021 hätte etwa ein Drittel aller urologischen Eingriffe im Krankenhaus ambulant erbracht werden können. Dies ergibt das vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) geförderte Forschungsprojekt „Ambulantisierungspotenzial in deutschen Akutkrankenhäusern“. Die Krankenhausversorgung in Deutschland ist geprägt durch eine im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hohe Bettenkapazität sowie eine hohe Anzahl akutstationärer Krankenhausbehandlungen. Während andere europäische Länder 2019 im Mittel vier Krankenhausbetten und 146 stationäre Behandlungsfälle pro 1000 Einwohner verzeichneten, lag Deutschland mit sechs akutstationären Krankenhausbetten und 252 Behandlungsfällen deutlich darüber. Vor allem wegen des sich weiter verschärfenden Fachkräftemangels und stark steigender Kosten für Klinikbehandlungen wird immer eindringlicher gefordert, bisher stationär erbrachte Leistungen in die ambulante Versorgung zu verlagern. Gleichzeitig wird die Frage kontrovers diskutiert, wie hoch das Ambulantisierungspotenzial von stationären Behandlungsfällen wirklich ist. Zwei Modelle zugrunde gelegt Das Fachgebiet Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin hat nun im Auftrag Zi nachgerechnet, wie viele Eingriffe in den Jahren 2017 bis 2021 hätten ambulant erbracht werden können. Die Studienautoren legten ihren Berechnungen zwei Modelle zugrunde: Dies war zum einen das vom IGES-Institut im Gutachten zu §115b SGBV vorgeschlagene Kontextfaktorenmodell, zum anderen eine Berechnung, in dem die Einschlüsse und Kontextfaktoren des Katalogs „Ambulante Operationen und stationsersetzende Eingriffe“ (AOP-Katalog) aus dem Jahr 2023 angewandt wurden. Insgesamt hätten nach dem IGES-Modell 2021 rund 2,6 oder nach dem AOP-Katalog rund 2,7 Millionen stationär erbrachte Behandlungen ambulant vorgenommen werden können. Dies entspricht knapp 18 bzw. 19 Prozent aller stationären Behandlungsfälle. In der Urologie waren es von 734.039 Fällen 31,3 Prozent nach dem IGES-Modell und 31,4 Prozent nach dem AOP-Katalog – also überdurchschnittlich viel im Vergleich zu den anderen Fächern. In den Jahren 2017 bis 2020 waren die Anteile teilweise noch höher: 31,3, 36,9, 36,1 bzw. 35,1 Prozent nach IGES-Modell und 32,1, 31,6, 30,9 bzw. 31,1 Prozent. “Mit einem Potenzial von rechnerisch bis zu vier Millionen Fällen erscheint eine zunehmende Ambulantisierung bisher stationär erbrachter Leistungen angesichts der finanziellen und personellen Herausforderungen in der stationären Krankenhausversorgung, vor allem auch vor dem Hintergrund internationaler Vergleiche, (…) dringend geboten“, kommentierte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Zi fordert, den AOP-Katalog zu überarbeiten In der Gesamtbetrachtung konstatiert das Zi eine “geringe Schnittmenge zwischen den beiden Ansätzen”, was in der Urologie nicht so auffällig ist. “Das Ziel des IGES-Modells, die Praxis der Fehlbelegungsprüfungen in Krankenhäusern zu vereinfachen und die Trennung von notwendigerweise stationären gegenüber ambulant erbringbaren Leistungen zu verbessern, ist mit der Neugestaltung des AOP-Katalogs 2023 offenbar nicht vollständig erreicht worden“, sagte Studienmitautor Prof. Thomas Mansky. Das Zi schließt daraus, dass der AOP-Katalog hinsichtlich der einbezogenen Leistungen sowie der Kontextprüfung überarbeitet werden müsse, “weil der AOP-Katalog die wesentliche Grundlage für die Weiterentwicklung der sektorengleichen Vergütung ist, mit der die Ambulantisierung in Deutschland künftig vorangetrieben werden soll”, so von Stillfried. (Zi/ms)
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