Ein Touch von Vivien und Merlin: Wie Schwarze Witwen ihre Männchen verhexen

Eine weibliche schwarze Witwe (Latrodectus hesperus) auf ihrem Netz. Foto: © Andreas Fischer

Schwarze Witwen (Latrodectus hesperus) setzen bei der Partnersuche auf eine einzigartige Duftstrategie, so eine neue Forschungsstudie Greifswalder und kanadischer Forscher. Doch der olfaktorisch etwas gewagte Spinnenflirt ist nicht für jeden etwas.

Ein chemisches Pheromon zerfällt langsam auf dem Netz der Weibchen zu einem wochenlang wirkenden Lockstoff, der Männchen anzieht und ihr Balzverhalten steuert.

Mit einem Hauch von „Käsefuß-Geruch” ans Eingemachte

Die Studie, die im „Journal of Chemical Ecology“ erschienen ist, zeigt einen mehrstufigen und strategisch aufgebauten Spinnenflirt. Anders als viele Insekten, die ihre Pheromone nur zu bestimmten Zeiten abgeben, nutzen die Witwenspinnenweibchen ihr Netz als einen Langzeit-Duftsender. Die Pheromon-Komponenten auf dem Netz haben dabei eine Doppelfunktion: Bei direktem Kontakt lösen sie bei den Männchen ein charakteristisches Werbeverhalten aus.

Gleichzeitig zerfallen diese Geschmackstoffe langsam und setzen dabei einen Duftlockstoff frei, der uns Menschen an „Käsesocken“ erinnert. Doch Spinnenmännchen finden den Duft höchst anziehend und fühlen sich aus der Distanz angelockt. Erstautor Dr. Andreas Fischer von der Universität Greifswald sagt: „Besonders spannend fand ich an den Ergebnissen, dass die Weibchen die Intensität der Duftsignale an die Jahreszeit anpassen. Sie sind zwar das ganze Jahr attraktiv, doch am meisten, wenn die meisten Männchen auf der Suche nach einer Partnerin sind.“ Bevor Fischer in Greifswald forschte, war er in Kanada an der Simon Fraser University tätig.

Komplexe Strategie trägt Früchte

Im Labor analysierte das Team die Netze der Schwarzen Witwe chemisch und identifizierte die Botenstoffe. Ergänzend führten die Forschenden Verhaltensversuche mit männlichen Spinnen auf speziellen Testapparaturen durch. An einem Strand konnte in Feldexperimenten belegt werden, dass der synthetische Duftstoff die Männchen auch in der Natur anlockt. Die monatlichen Messungen einer einjährigen Feldstudie zeigten deutlich auf, dass Weibchen ihre Attraktivität an die Jahreszeiten anpassen und wahrscheinlich die Tageslänge sie über die bevorstehende Paarungszeit informiert.

„Die Schwarzen Witwen beweisen erstaunliche Raffinesse in der Kommunikation: Mit einem komplexen chemischen Zusammenspiel von Geschmack- und Geruchsstoffen erhöhen die Weibchen ihre Chancen auf eine erfolgreiche Paarung erheblich“, sagt der Biologe Andreas Fischer.