Ein Zeichen gegen Gewalt in der Geburtshilfe setzen

Andrea Ramsell, Beirätin für den Angestelltenbereich im Deutschen Hebammenverband (Foto: © Deutscher Hebammenverband/Hans-Christian Plambeck)

Anlässlich des internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November forderte der Deutsche Hebammenverband (DHV) strukturelle Veränderungen, um Gewalt in der Geburtshilfe bestmöglich zu verhindern. Frauen, die Gewalt erfahren haben, machen seit Jahren darauf aufmerksam: Am so genannten „Roses Revolution Day“ legen sie vor den Kliniken, in denen dies geschehen ist, Rosen ab – auch in Deutschland. Die Hauptursache sieht der DHV in den Klinikstrukturen.

„Personalmangel, permanente Überforderung und Stress sind heute feste Bestandteile des Arbeitsalltages in vielen Kliniken“, sagt Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes. „Ob Ärztinnen und Ärzte, Pflegende oder Hebammen in den Kreißsälen, sie alle leiden darunter. Die Auswirkungen sind überall sichtbar – im schlimmsten Fall als Gewalterfahrung für die Frauen im Kreißsaal. Wir fordern hier eine Null-Toleranz-Grenze.“

Eine individuelle und kontinuierliche Betreuung der Frauen durch eine Hebamme ist eine der Forderungen. „Die Eins-zu-eins-Betreuung ist der Schlüssel, um strukturbedingte Gewalt in der Geburtshilfe zu verhindern“, so Andrea Ramsell, Präsidiumsmitglied im DHV. „Gewalt in der Geburtshilfe ist ein frauenpolitisches Thema. Wir Hebammen haben die Pflicht, uns für eine gewaltfreie und frauenzentrierte Geburtshilfe einzusetzen. Unter anderem benötigen wir hierfür die Auflösung der starren hierarchischen Strukturen in den Kliniken.“

Die ethischen Richtlinien des Hebammenverbandes verpflichten alle Mitglieder, jegliche Form von Gewalt zu vermeiden und eine frauenzentrierte, traumasensible Geburtshilfe unabhängig von sozialem Status, Religion oder kulturellem Hintergrund zu leisten. Seit Jahren macht der Verband bereits auf die strukturellen Fehlentwicklungen in der Geburtshilfe aufmerksam. Dass viele Frauen mit Gewalterfahrung heute unter anderem durch den Roses Revolution Day und die Elterninitiative Mother Hood auf das Erlebte aufmerksam machen können, ist für die Betroffenen sehr wichtig. „Wir müssen alles dafür tun, dass diese Stimmen gehört werden“, so Andrea Ramsell.