Eine frühe und intensive Behandlung von Rheumatoider Arthritis verringert Müdigkeit

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Fatigue beeinträchtigt die Lebensqualität von Menschen mit rheumatischen oder muskuloskelettalen Erkrankungen. Eine belgische Studie (1) kommt zum Schluss, dass eine frühe Kombinationstherapie aus Methotrexat mit Prednison direkt nach der Diagnose die belastende Müdigkeit reduzieren kann – auch für PatientInnen mit niedrigem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.

Die Entzündungsprozesse im Körper von PatientInnen mit Rheumatoider Arthritis (RA) können zu einem Schwächegefühl, Abgeschlagenheit und Erschöpfung führen – diese abnorme Müdigkeit wird „Fatigue“ genannt. Fatigue lässt sich durch Ausruhen kaum positiv beeinflussen und kann PatientInnen ständig oder zumindest über weite Strecken begleiten.

„Neben dem Schmerz reduziert die tiefgehende Müdigkeit bei vielen die Lebensqualität stärker als die Gelenkschwellung“, erklärt der Präsident der Europäischen Rheumaliga (European League against Rheumatism, EULAR), Prof. Iain B. McInnes von der University of Glasgow, Schottland, Großbritannien. Ärzte würden diesem Umstand aber häufig nicht ausreichend Beachtung schenken und die Therapie nicht danach ausrichten.

Eine aktuelle belgische Zwei-Jahres-Studie hat nun die Frage untersucht, ob eine frühzeitige intensive Behandlung von RA direkt nach der Diagnose den Krankheitsverlauf positiv beeinflusst und eine Gelegenheit bietet, die Müdigkeit in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig überprüfte sie, ob dies auch für PatientInnen gilt, die ein geringeres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben.

„Bis zu 90 Prozent der Patienten mit Rheumatoider Arthritis berichten über eine tiefgehende Müdigkeit“, so Diederik De Cock, Katholieke Universiteit Leuven, Belgien, der die Studie zusammen mit seinem Team durchgeführt hat. Fatigue hat einen großen Einfluss auf das Leben der Patienten und wird von vielen als schwer zu bewältigen empfunden. „Die Behandlung im frühen Krankheitsverlauf könnte eine Gelegenheit bieten, die Müdigkeit in den Griff zu bekommen.“

Für die Untersuchung ausgewählt wurden 80 PatientInnen mit einem niedrigen Risikoprofil basierend unter anderem auf einem niedrigen Krankheitsaktivitätsstatus. Aufgeteilt in zwei Gruppen mit 38 und 42 PatientInnen erhielten die ProbandInnen eine Monotherapie mit 15 mg Methotrexat (MTX) wöchentlich oder eine Kombinationstherapie aus 15 mg MTX plus Kortison (Prednison). Zu Beginn wurden 30 mg Prednison verabreicht, die Gabe wurde aber wöchentlich reduziert. Am Ende betrug die Dosis noch 5 mg.

MTX unterdrückt die Krankheit und die akute Entzündungsreaktion, Prednison hat eine stark entzündungshemmende Wirkung und ist dazu geeignet, dosisabhängig sehr rasch die Schmerzen und die Entzündung der Gelenke zu verringern. Die Müdigkeit wurde anhand eines Fragebogens erfasst.

Das Ergebnis: PatientInnen, die zwei Jahre eine intensive Behandlung mit der Kombinationstherapie aus beiden Medikamenten erhalten haben, waren weniger müde als diejenigen der Monotherapie-Kontrollgruppe – auch wenn die Krankheitsaktivität in beiden Gruppen im Laufe der Zeit ähnlich wurde. Der Grad der Müdigkeit schien sich im Laufe der Zeit zwischen den Gruppen immer mehr zu unterscheiden.

„Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, auch bei sogenannten Niedrigrisikopatienten frühzeitig eine optimale Intensivbehandlung einzuleiten“, resümiert Prof. John Isaacs, The University of Newcastle, Großbritannien, Vorsitzender des wissenschaftlichen Programm-Komitees beim EULAR. Dies sei leider noch nicht Standard. Die Studie zeige eindeutig, wie sich die Müdigkeitsniveaus bei früher RA signifikant verbessern lassen, schließt der Kongresspräsident. Die EULAR empfehle daher, auch bei Niedrigrisikopatienten frühzeitig zu prüfen, ob eine Intensivbehandlung eingeleitet werden soll.

An RA leiden weltweit etwa ein Prozent aller Menschen – so die von der EULAR im Vorfeld ihres Jahreskongresses veröffentlichten Zahlen (2).

Literatur:
1. De Cock D, Nooyens A, Pazmino S et al. Treating early and intensively is associated with lower fatigue levels on the long term, even in patients with early Rheumatoid Arthritis considered to have a favourable risk profile. DOI: 10.1136/annrheumdis-2020-eular.3160
2. Rheuma Map der EULAR