Eine Nacht im Dienste der Wissenschaft16. Februar 2022 Ein gesunder Schlaf sorgt für Wohlbefinden. Viele Menschen leiden jedoch unter Schlafstörungen. Diese sollen nun in einer weiteren Schlafstudie untersucht werden. Foto: Pixabay Im Rahmen der Langzeitstudie SHIP (Study of Health in Pomerania/Leben und Gesundheit in Vorpommern) startet zum 1. März 2022 die zweite große Schlafdiagnostikstudie. Angeschriebene Frauen und Männer haben die Möglichkeit, daran kostenlos teilzunehmen. Ralf Ewert leitet die SHIP-Schlafstudie.Foto: UMG Die Untersuchungen werden bei einer Übernachtung in einem komfortablen Greifswalder Hotel vorgenommen. Die zweite große Greifswalder Schlafstudie soll mögliche Zusammenhänge zwischen Schlafqualität und pneumologischen-, sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufzeigen. Aus den aufgezeichneten Daten während des Schlafes können Rückschlüsse auf Schlafstadien, Zähneknirschen und Schnarchen oder Bewegungsstörungen wie beispielsweise das Restless-Leg-Syndrom („unruhige Beine“) gezogen werden. „Aus unserer ersten Schlafstudie von 2008 bis 2012 mit fast 1.300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wissen wir, dass Schlafstörungen weit verbreitet sind. Leider gibt es nur wenige umfassende Studien dieser Art, da diese sehr aufwändig und teuer sind“, sagte der Greifswalder Studienverantwortliche und Leiter des Bereichs Pneumologie, Infektiologie und Weaningzentrum an der Unimedizin Greifswald, Prof. Ralf Ewert. „Umso mehr hoffen wir, dass möglichst viele der dafür eingeladenen Probanden das Angebot annehmen. Nur so erlangen wir repräsentative und verlässliche Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Schlafmedizin, die schließlich allen zugutekommen.“ Die Nacht im Dienste der Wissenschaft ist nebenwirkungsfrei. Eine Auswertung der Schlafdiagnostik wird allen Probanden per Post zugestellt.Schlaf – ein wichtiger Bestandteil des LebensEtwa ein Drittel der Lebenszeit schlafen wir, also durchschnittlich 24 Jahre verbringen wir im Schlaf. Aus verschiedenen Untersuchungen weltweit ist bekannt, dass etwa 10 bis 30 Prozent der Bevölkerung an irgendeiner Art von Schlafstörung leiden. Insgesamt gibt es über 80 verschiedene Schlafstörungen, wobei die meisten Menschen über Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnie) klagen. Frauen leiden insgesamt doppelt so häufig an solchen Schlafstörungen wie Männer, signifikante Altersunterschiede sind nicht bekannt.Folgerichtig wurde die Erfassung der Häufigkeit und Form von schlafassoziierten Störungen in das Untersuchungsprogramm der SHIP-Bevölkerungsstudie aufgenommen. In der ersten regionalen Basisstudie SHIP-START (1997-2002) und deren Folgeuntersuchungen wurden spezielle Fragen zu ausgewählten Schlafstörungen erhoben. Hierzu wurden bereits die vier Folgeuntersuchungen abgeschlossen. Dann gibt es die zweite Basisuntersuchung SHIP-TREND (2008-2012). Hierzu wurde die erste Folgeuntersuchung abgeschlossen. In der zweiten Welle wurden erstmalig neben den Fragen im Interview auch allen Teilnehmern eine nächtliche Schlafuntersuchung angeboten und in Ergänzung zu den sonstigen Untersuchungen von insgesamt 1264 Probanden wahrgenommen.Die Häufigkeit einer leichtgradigen Störung lag in dieser ersten Schlafstudie bei 46 Prozent (59% bei Männern und bei 33% bei Frauen) und für eine mittelgradige Störung bei 21 Prozent (30% Männer, 13% Frauen). „Anhand unserer neuen, unabhängigen dritten Stichprobe aus der aktuellen Untersuchungsreihe im nördlichen Vorpommern sollen diese Daten zur Häufigkeit und Ausprägung von schlafassoziierten Störungen nun überprüft werden“, so der Mediziner abschließend.Größtes Forschungsprojekt der Universität GreifswaldSeit 1997 werden Erwachsene aus Vorpommern in der SHIP-Studie regelmäßig medizinisch und zahnmedizinisch untersucht, um den Zusammenhang zwischen Risikofaktoren und Krankheiten besser zu verstehen. Über die Jahre hat sich SHIP zu der Studie mit dem weltweit umfangreichsten Untersuchungsprogramm in einer großflächigen Region entwickelt. Die erste Basisgruppe (SHIP-START-0) von 1997 ist bereits fünfmal intensiv untersucht worden (SHIP-START-0,-1,-2,-3,-4). Die Folgeuntersuchungen finden jeweils ungefähr alle fünf Jahre statt. Die zweite Basisgrupp aus dem Jahr 2008 (SHIP-TREND-0) wurde auch schon zum zweiten Mal untersucht (TREND-0-1). Im Mai 2021 startete die dritte Basisstudie (SHIP-NEXT-0).Die Studienergebnisse haben viele grundlegende und komplexe medizinische Zusammenhänge aufgedeckt, so beispielsweise, dass Zahnfleischschwund das Herzinfarktrisiko erhöht, eine Leberverfettung das Diabetesrisiko fördert und eine Schilddrüsenfehlfunktion das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen kann. Mittlerweile sind fast alle 21 Fachkliniken und 19 Institute der Universitätsmedizin in das SHIP-Untersuchungsprogramm eingebunden.Darüber hinaus dient die Langzeitstudie zur Bestimmung wichtiger Referenzwerte für Laboranalysen, körperliche Belastbarkeit und Organgrößen. Mit modernen bioinformatischen Verfahren werden aus den umfangreichen Informationen relevante Gesundheitsindikatoren definiert. Der Bekanntheitsgrad der Studie mit vielen wissenschaftlichen Publikationen ist enorm, was auch an zahlreichen nationalen und internationalen Kooperationen liegt. So laufen unter anderem große Schwesternstudien in Brasilien mit 3.000 und in Polen mit 5.000 Teilnehmern.Die Abteilung SHIP/Klinisch-Epidemiologische Forschung am Institut für Community Medicine führt mit mittlerweile 88 Mitarbeitenden (ohne Studierende) im Auftrag des Forschungsverbundes Community Medicine die SHIP-Datenerhebungen durch. Das Institut ist die größte Forschungseinheit der Universität Greifswald. Aus SHIP heraus haben sich weitere Schwerpunktprojekte für die Bevölkerungsforschung in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt. Dazu zählen beispielsweise GANI_MED („SHIP in der Klinik“ – Greifswald Approach to Individualized Medicine), die Präventionsforschung am Greifswalder Standort des Deutschen Zentrums für Herz- Kreislauf-Forschung (DZHK) e.V sowie die bundesweite Gesundheitsstudie NAKO.
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