Einfacher Bluttest könnte Antibiotikaverschreibungen bei COPD reduzieren

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Laut einer neuen Studie von Forschern der Cardiff University, der University of Oxford und des King’s College London könnte ein einfacher Test von Blut aus der Fingerkuppe helfen, unnötige Antibiotika-Verschreibungen bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) zu vermeiden.

Mit Mitteln des Nationalen Instituts für Gesundheitsforschung konnte das Team nachweisen, dass die Verwendung eines Bluttests auf C-reaktives Protein (CRP) dazu führte, dass 20 Prozent weniger Patienten Antibiotika bei COPD-Exazerbationen verwenden.

Wichtig sei, so betonen die Forscher, dass sich diese Verringerung des Antibiotikakonsums in den ersten zwei Wochen nach der Konsultation in der Allgemeinarztpraxis nicht negativ auf ihre Gesundheit auswirkte – ebensowenig wie in den sechs Monaten darauf. Auch habe es die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen in diesem Zeitraum nicht negativ beeinflusst.

Laut den Studienautoren erhalten drei von vier COPD-Patienten Antibiotika, wenn Exazerbationen auftreten – obwohl zwei Drittel dieser akuten Verschlechterung nicht durch bakterielle Infektionen verursacht würden und Antibiotika den Patienten oftmals gar nicht helfen.

Es werde dringend nach Instrumenten gesucht, um herauszufinden, wann ein Verzicht auf Antibiotika sicher ist und sich auf die Behandlung von Exazerbationen mit anderen Therapien zu konzentrieren zu können, sagt Prof. Nick Francis von der School of Medicine der Cardiff University.

„Dies ist eine Patientenpopulation, bei der man häufig von einem hohen Risiko durch ein Nichterhalten von Antibiotika ausgeht. Wir konnten jedoch eine etwa doppelt so hohe Reduzierung von Antibiotika erzielen wie bei den meisten anderen antimikrobiellen Stewardship-Maßnahmen. Wir konnten zeigen, dass dieser Ansatz sicher ist“, ergänzt Francis.

Bei dem Finger-Prick-Test wird die CRP-Konzentration gemessen. Patienten, die eine COPD-Exazerbation erleiden und einen niedrigen CRP-Spiegel im Blut haben, scheinen von einer Antibiotikabehandlung nur wenig zu profitieren. Prof. Chris Butler von der Universität Oxford sagt: „Diese gründliche klinische Studie spricht direkt die drängenden Fragen an: den Erhalt des Nutzens unserer vorhandenen Antibiotika, das Potenzial einer stratifizierten, personalisierten Pflege, die Bedeutung kontextbezogener Evidenz in Bezug auf eine patientennahe Diagnostik vor Ort zur Verringerung eines unnötigen Antibiotikaeinsatzes und die Verbesserung der Versorgungsqualität für Menschen mit der häufig auftretenden COPD.“

„Die meisten Antibiotika werden in der medizinischen Grundversorgung verschrieben, und viele dieser Verschreibungen nützen den Patienten nichts. Die patientennahe (Point-of-Care) Diagnostik wird nachdrücklich als wichtige Lösung für das Problem einer gezielten Verschreibung von Antibiotika empfohlen”, sagt Butler. „Es gab jedoch bisher praktisch keine Studien zu Point-of-Care-Tests, in denen die Auswirkungen auf das Verhalten von Ärzten, auf das Patientenverhalten und die Outcomes untersucht wurden. COPD-Exazerbationen machen einen erheblichen Teil des unnötigen Einsatzes von Antibiotika aus, doch bislang gab es keine gute Lösung dieses Problems in der ambulanten Versorgung (wo die meisten Antibiotika verschrieben werden). Unsere Studie ist die erste, in der das Management akuter COPD-Exazerbationen mittels Biomarkern geprüft wird. Der identifizierte Effekt sollte die Praxis verändern.“