Elektroschocker: Massive Störungen von Herzschrittmachern und Defibrillatoren möglich

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Elektroschocker sind Waffen, die – üblicherweise zur Selbstverteidigung – mittels Stromimpulsen oder Stromstößen das Ziel immobilisieren sollen. Für Menschen mit Herzschrittmacher oder Defi stellen sie aber ein erhebliches Risiko dar.

Eine Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Münster um Felix Wegner konnte jüngst anhand von Experimenten mit Schweinen aufzeigen, dass Elektroschocker-Handgeräte ein erhebliches akutes Risiko für Wechselwirkungen mit kardial implantierten elektronischen Geräten (CIEDs) bedeuten. Das individuelle Risiko hängt demnach von der Spannung des Elektroschockers, dem Hersteller und dem CIED-Typ ab.

Test an isolierter Schweinebrust

Die Forscher testeten sechs Herzschrittmacher (PMs; 1 VVI-PM, 4 DDD-PM, 1 CRT-PM) und zehn implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs; 5 VVI-ICD, 1 DDD-ICD, 4 CRT-ICD) verschiedener Hersteller. Diese platzierten sie sowohl subkutan als auch submuskulär in einem isolierten Stück Schweinebrust und schlossen diese an einen interaktiven Herzsimulator an.

Nacheinander testeten sie an dem Setup drei Elektroschocker (PowerMax 500.000 V; Electric Guard 250.000 V; Bikenda <50.000 V) für jeweils fünf Sekunden und in unterschiedlichen Entfernungen zu den CIEDs. Die Forscher bewerteten einerseits das „Oversensing“ der CIEDs durch die Elektroschocker – und die damit einhergehende Unterdrückung der normalen Stimulationsfunktion. Andererseits ermittelten sie, welche CIEDs infolge der Elektroschock-Stimulation fälschlicherweise eine ventrikuläre Hochfrequenzepisode aufzeichneten.

Erhebliche Wechselwirkungen mit CIEDs beobachtet

Die verwendeten PMs und ICDs nahmen während des Tests keinen Schaden, wie Wegner und Kollegen im Ergebnis feststellten. Den stärksten Einfluss auf die CIEDs verzeichneten sie mit dem Elektroschocker PowerMax. Unter dessen Einfluss wurde die Stimulationsfunktion bei 16/16 Geräten (100 %) unterbunden und 6/10 ICDs (60 %) registrierten eine ventrikuläre Hochfrequenzepisode.

Die Anwendung des Elektroschockers Electric Guard führte bei 10/16 Geräten (63 %) zu einer Hemmung der Stimulation und bei 1/10 ICDs (10 %) zu einer gespeicherten ventrikulären Hochfrequenzepisode. Die Rate des Oversensing war beim Elektroschocker von Bikenda am niedrigsten (2/16 CIEDs; 13 %) und bei keinem der 10 ICDs wurde eine ventrikuläre Hochfrequenzepisode aufgezeichnet.

Die Wissenschaftler berichten in „Heart Rhythm“, dass es keinen relevanten Unterschied zwischen der subkutanen und der submuskulären Platzierung der CIEDs gegeben habe (Risiko einer Wechselwirkung 39 % vs. 36 %; p=0,88).

(ah/BIERMANN)